Ein weiterer wichtiger Meilenstein meiner Karriere war die Zeit bei Microsoft. In der Regel ist man als Beschäftigter eines Unternehmens auf die Perspektive dieses Unternehmens beschränkt. Doch in meiner Funktion als CTO bei Microsoft bot sich mir die Chance, mindestens 44 Kunden aus unterschiedlichen Branchen bei der digitalen Transformation zu begleiten. Dies hilft bei der Veranschaulichung von Problemen. Man bekommt ein Gespür dafür, was funktioniert und was nicht. Wie werden die Dinge in einem Jahr aussehen? Wie wird sich die Welt in drei Jahren verändert haben? Können wir Prognosen für 15 Jahre in der Zukunft stellen?
Während der Pandemie setzte Webber Wentzel Technologie ein, um juristische Fälle digital zu bearbeiten. Inwiefern hat die Digitalisierung eine tragende Rolle bei der Gewährleistung der Geschäftskontinuität gespielt?
Ich denke, das hat sehr viel mit dem Vertrauen unserer Beschäftigten und dementsprechend mit dem Vertrauen der Klienten zu tun. Im März letzten Jahres gingen wir in einen harten Lockdown. Zu dieser Zeit stand die Mobilität der Beschäftigten – nicht die der Technologie – im Mittelpunkt unserer Planung. Wir hatten unser Mobilitätsprogramm so gestaltet, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von überall aus arbeiten konnten. Als die Pandemie ausbrach, mussten wir nichts weiter tun, als einigen Leuten aus der Verwaltung Geräte zur Verfügung zu stellen.
Das machte einen großen Unterschied, denn in Südafrika arbeiten wir noch mit abrechenbaren Stunden. Als unsere Teams dann ins Homeoffice wechselten, konnten sie genauso produktiv arbeiten wie im Büro. Das war ein entscheidender Vorteil.
Unsere Klienten legen viel Wert auf Zusammenarbeit während des gesamten Prozesses, nicht nur am Ende. Hier war uns die Technologie während des Lockdowns eine große Hilfe. So waren wir in der Lage, die Klienten nach einem kurzen Briefing in den Prozess einzubinden und zu ermitteln, auf welche Aspekte wir im jeweiligen Fall besonders achten müssen. Nach und nach schulten wir die Mitarbeiter darin, die Erkenntnisse aus diesen Besprechungen – z. B. Veränderungen im Tonfall oder Gesichtsausdruck des Klienten – zu deuten. All das sind wichtige Trigger, auf die wir eingehen müssen.
Wie stehen Sie zum Thema Cybersicherheit? Welche internen und externen Maßnahmen haben Sie in diesem Bereich für Ihre Klienten getroffen?
Probleme im Vorfeld erkennen zu können, ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Voraussetzungen. Signale richtig zu deuten, ist entscheidend. Die meisten traditionellen Modelle der Cybersicherheit basieren auf Listen. Doch Angreifer verwenden Graphen, da sie wissen, wie sie sich diese Technologie zunutze machen können, um in ein Unternehmenssystem einzudringen. Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, auch unsere eigenen Graphen besser zu verstehen. Wenn wir dadurch mehr Transparenz gewinnen, können wir Angriffspunkte in unserem System besser identifizieren und interne Verhaltensprofile erstellen.