Wenn in Pandemiezeiten Hunderttausende Konsumgüter geliefert werden – die Warenflüsse also noch funktionieren –, aber kaum Möglichkeiten bestehen, diese abzusetzen, dann ist lagern oder entsorgen kaum eine effiziente Lösung. Es braucht eine strategische Lösung, die wiederum einen ‚mündigen‘ Finance Business Partner erfordert. An nur diesem einen Beispiel von Alexander Rauchstaedt, Senior Manager Enterprise Performance bei Deloitte, wird deutlich: In den Finanzabteilungen der Unternehmen verändert sich einiges.
Die volatile Wirtschaftssituation im vergangenen Jahr, gefolgt von der aktuellen Aufbruchsstimmung, hat vieles in Richtung Finanztransformation beschleunigt, manches wurde auch zurückgeworfen. Wie sehen die deutschen CFOs die Lage? Dazu hat Deloitte mit dem aktuellen „CFO Survey Frühjahr 2021“ unter anderem die Maßnahmen der Unternehmen für die Erholungsphase nach der COVID-19-Krise untersucht.
Während des CFO Talks von Workday im Juni 2021 erläuterte Rauchstaedt, dass – abgesehen von Unterschieden in den Branchen und den Reifegraden der Unternehmen – drei große Themen das Finanzwesen bewegen:
Trend 1: Kennzahlen in Echtzeit
Mit den Herausforderungen der Pandemie sind Kennzahlen in den Fokus gerückt. Relevant sind dabei betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, d.h. Finanzindikatoren im Kontext zu den internationalen Warenflüssen. „Der Druck auf bestimmte Kennzahlen innerhalb der Supply Chain und des Cashflows ist gestiegen – es gibt einen deutlichen Trend hin zum Cashflow-Reporting, was durch moderne Technologie nahezu in Echtzeit möglich ist. Wir hatten Kunden, die sich täglich ihre Bilanz angesehen haben“, erklärt Rauchstaedt aus der Projektpraxis. Damit steigt der Anspruch an die Buchhaltung und ihre technischen Mittel.
Trend 2: Regionale Accounting Hubs
Der bisherige Ansatz, im Accounting auf globale Shared Service Center zu setzen, weicht dem Trend hin zum Aufbau regionaler Hubs, die mehrere Länder betreuen. „Das hat zum einen mit Risikovorsorge zu tun, zum anderen sind manche Anforderungen nicht an einem Ort zu bündeln“, sagt Rauchstaedt. „Viele Jahre unterlag das Finanzwesen vor allem einem Effizienzdruck. Heute – nicht zuletzt nach der Erfahrung mit der Pandemie – geht es viel mehr um Qualität und Transparenz.“ In diesem Zuge steigen die Anforderungen an Finance Business Partnering. „Unternehmen brauchen mündige Business Partner für strategische Entscheidungen am runden Tisch“, betont Rauchstaedt mit Blick auf das eingangs genannte Konsumgüter-Beispiel.
Trend 3: Investitionen in Digitalisierung
Der Investitionsstau wird von den meisten Unternehmen noch im aktuell laufenden Jahr aufgelöst. „Viel fließt in Digitalisierung, aber auch in Maschinen und Anlagen, um die eigene Unternehmensentwicklung voranzutreiben und bereits in 2021 ein ‚back-to-normal‘ zu erreichen, was die finanzielle Performance betrifft – und dies spiegelt sich im Investitionsverhalten wider“, so Rauchstaedt.
Erfolgsfaktoren: Technologie und echte Business Partner
Diese Trends zeigen sich auch bei den nachgefragten Consulting-Leistungen. Gesucht sind ‚echte‘ Business Partner für die nötige Transformation im Finanzwesen. Dabei ist klar: „Ohne die richtige Technologie ist das undenkbar. Vor allem wenn es darum geht, mit einer regionalen Hub-Struktur schlanke Prozesse aufzubauen und effiziente Services zu liefern“, erklärt Rauchstaedt. „Das Finanzwesen darf nicht der Flaschenhals sein. Die üblichen Verdichtungsprozesse in der Unternehmenszentrale aufsetzend auf Daten aus globalen Shared Service Center brauchen oftmals zu viel Zeit und Geld.“