3 bahnbrechende Trends im Finanz- und Rechnungswesen 2023

Technologie – einschließlich künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) – wird Finanzführungskräften maßgeblich dabei helfen, Talente dauerhaft zu binden, das Rechnungswesen zu automatisieren und Mehrwerte für das Unternehmen zu schaffen. Philippa Lawrence, Chief Accounting Officer und Vice President bei Workday, erläutert, welche Entwicklungen sich ihrer Ansicht nach abzeichnen.

Die letzten Jahre haben uns vor Augen geführt, wie schnell das Unerwartete unsere Annahmen über den Haufen werfen kann. Es steht außer Frage, dass die Unsicherheit – von Inflation und makroökonomischer Volatilität bis hin zu geopolitischen Spannungen und regulatorischen Veränderungen – die Diskussionen in Unternehmen aller Branchen und Regionen bestimmt.

Dennoch haben einige aufkommende Trends im Bereich der Rechnungslegung in den letzten Jahren so stark an Dynamik gewonnen, dass eine weitere Beschleunigung im Jahr 2023 so gut wie sicher scheint. Mit Blick auf das kommende Jahr stellen wir Ihnen drei Prognosen für die fundamentalen Veränderungen vor, die das Finanzwesen umgestalten werden – und warum es für Führungskräfte ratsam ist, sich eher früher als später auf diese Trends einzustellen. 

1. Ihre Technologiestrategie wird zu Ihrer Talentstrategie

Talente gewinnen und dauerhaft binden, gehört zu den größten Herausforderungen für CFOs und, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu verstehen, kann diese Aufgabe erleichtern. Für viele liegt die Antwort in sinnstiftender Arbeit, und CFOs wissen, dass Technologie dabei eine Rolle spielt. Eine weltweite Befragung von 260 CFOs ergab, dass fast die Hälfte von ihnen Investitionen in Technologie (48 %) plant, um Finanzaufgaben zu optimieren. Noch auffälliger ist, dass fast alle (99 %) derjenigen, die der Technologie Priorität einräumen, der Meinung sind, dass Technologie-Updates noch wichtiger werden, um Mitarbeiter zu gewinnen und dauerhaft zu binden.

Für Finanz- und Buchhaltungsteams bedeutet sinnstiftende Arbeit mehr als manuelle Datenaggregation oder die tägliche Verwaltung unhandlicher Excel-Tabellen. Technologie kann manuelle Prozesse wie diese automatisieren und es den Mitarbeitern ermöglichen, sich zunehmend auf wertschöpfende Arbeit zu konzentrieren, z. B. auf das Ermitteln von Datentrends, die dem Unternehmen dabei helfen, die Hintergründe zu den Zahlen zu verstehen. Dies wird auf einem Talentmarkt, auf dem qualifizierte Mitarbeiter im Finanzbereich so teuer sind wie nie zuvor, immer wichtiger. Laut Deloitte betrachten 82,4 % der einstellenden Führungskräfte von börsennotierten Unternehmen im Finanz- und Rechnungswesen die dauerhafte Bindung von Talenten als große Herausforderung. Investitionen in Technologien, die Kernprozesse automatisieren und die Anwendererfahrung optimieren, sind für den Aufbau und die Bindung eines qualifizierten und agilen Finanzteams von größter Bedeutung. 

2. Der Weg zum Zero-Day-Abschluss wird die Automatisierung von Buchhaltungsprozessen durch künstliche Intelligenz und Machine Learning weiter vorantreiben

Das Erstellen von Finanzabschlüssen am Ende eines Berichtszeitraums – sei es monatlich, vierteljährlich oder zum Jahresende – ist für gewöhnlich ein arbeitsintensiver Prozess, der mehrere Wochen dauern kann. Doch ein mühsamer, langwieriger Abschluss kostet nicht nur Ressourcen, sondern bremst auch das Tempo, mit dem sich Daten analysieren lassen und Informationen den Entscheidungsträgern zur Verfügung stehen. Dies ist eine kritische Schwachstelle im heutigen Geschäftsumfeld, das von großer Unsicherheit und schnellem Wandel geprägt ist und in dem handlungsorientierte Informationen schnell vergänglich sind.

Unser Beitrag als Buchhalter zeigt sich zunehmend in unserer Fähigkeit, Erkenntnisse weiterzugeben und mit anderen Unternehmensfunktionen zu kooperieren, um letztlich die strategische Planung und Entscheidungsfindung zu steuern.

Zu den ambitioniertesten Zielen der Buchhaltung gehört jedoch gerade, dies zu ändern: Ein Zero-Day-Abschluss nutzt intelligente Automatisierung und allzeit verfügbare, aktuelle Informationen, um den Finanzabschluss jederzeit zu ermöglichen und das Tempo des internen Reportings und der Datenanalyse drastisch zu beschleunigen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass 86 % der Führungskräfte im Finanzwesen laut Gartner bis 2025 einen schnelleren Abschluss in Echtzeit anstreben. Bereits jetzt investiert über die Hälfte der Befragten in Hauptbuchtechnologie und Workflow-Automatisierung.

Während ein Zero-Day-Abschluss das ultimative Ziel darstellt, treibt jeder kleine Schritt in Richtung dieses Ziels, wie die Automatisierung der manuellen Dateneingabe bei Rechnungen oder die manuelle Journalerstellung, die täglichen Prozessverbesserungen weiter an, die das Finanzwesen wirklich voranbringen. Mein Team ist derzeit auf dem Weg zum Zero-Day-Abschluss. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) in unserem System haben wir eine fast 100-prozentige Genauigkeit bei der Rechnungslegung und eine 100-prozentige Automatisierung unseres Cashflows erreicht und der Prozentsatz der manuellen Journaleinträge, die wir jetzt vornehmen, ist sehr gering. Anomalien werden schnell aufgedeckt, sodass wir sie beseitigen können, bevor sie sich auf den Abschluss auswirken. 

3. Das Rechnungswesen wird zunehmend als Wertschöpfungspartner des Unternehmens fungieren

In einem zunehmend komplexen und vernetzten Geschäftsumfeld erkennt die Führungsetage, dass datengestützte Entscheidungen in Echtzeit wichtiger denn je sind. Obwohl das Rechnungswesen traditionell nur als Zahlenberuf angesehen wurde, der sich auf historische Daten konzentrierte, haben Technologie und Transformation das Rechnungswesen in den Mittelpunkt der strategischen Entscheidungsfindung und Wertschöpfung gerückt. Beispielsweise spielen Führungskräfte im Rechnungswesen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der ESG-Strategie (zur Förderung ökologischer, sozialer und ethischer Unternehmensverantwortung) eines Unternehmens, indem sie Technologien nutzen, um Daten zu analysieren, Erkenntnisse zu gewinnen und ESG-Anlageentscheidungen zu beeinflussen.

Technologie kann manuelle Prozesse wie diese automatisieren und es den Mitarbeitern ermöglichen, sich zunehmend auf wertschöpfende Arbeit zu konzentrieren, z. B. auf das Ermitteln von Datentrends, die dem Unternehmen dabei helfen, die Hintergründe zu den Zahlen zu verstehen.

Ob es nun darum geht, die finanziellen Auswirkungen operativer und strategischer Entscheidungen aufzuzeigen, Schwachstellen und Ineffizienzen zu erkennen oder Möglichkeiten zur Neupositionierung von Investitionen oder zur Verbesserung der Performance zu bewerten, Technologie versetzt Buchhaltungsteams in die Lage, im Handumdrehen Erkenntnisse zu gewinnen und die Treiber hinter den Daten zu analysieren. Unser Beitrag als Buchhalter zeigt sich zunehmend in unserer Fähigkeit, Erkenntnisse weiterzugeben und mit anderen Unternehmensfunktionen zu kooperieren, um letztlich die strategische Planung und Entscheidungsfindung zu steuern.

Die Trends, die Buchhaltungs- und Finanzberufe verändern, sind nicht völlig unabhängig von der größeren wirtschaftlichen Unsicherheit und Volatilität im derzeitigen Geschäftsumfeld von Unternehmen. Angesichts des dringenden Bedarfs an besserer Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit haben sich in vielerlei Hinsicht die tiefgreifenden Veränderungen in der Art und Weise beschleunigt, wie das Finanzwesen arbeitet, beiträgt und im gesamten Unternehmen kollaboriert. Für Buchhaltung und Finanzwesen scheint es ein aufregendes und bedeutsames Jahr zu werden. Und das ist erst der Anfang.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in The Journal of Accountancy. ©2023 Association of International Certified Professional Accountants. Alle Rechte vorbehalten. Mit freundlicher Genehmigung.

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