Talentbindung: Warum wir am Arbeitsplatz über die Wechseljahre sprechen müssen

Führungskräfte können die Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im mittleren Alter stärken und integrative Maßnahmen ergreifen, um besser auf die aktuellen und künftigen Bedürfnisse verschiedener Generationen einzugehen. Ein guter Anfang sind Angebote für Frauen in den Wechseljahren.

Wir haben zwar viele der anfänglichen Herausforderungen der Corona-Pandemie überwunden, doch ihre Nachwirkungen sind immer noch zu spüren. Eine merkliche Folge ist die Fluktuation weiblicher Arbeitskräfte. Im Rahmen der post-pandemischen Kündigungswelle verließen in erster Linie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihren 40er und 50er Jahren ihre Unternehmen. Bekannt ist, dass sich gerade Frauen aus einer Vielzahl von Gründen aus dem Arbeitsleben zurückzogen. 

Glücklicherweise lassen Studien darauf schließen, dass die Arbeitnehmerinnen, die während der Pandemie aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind, wieder zurückkehren. Arbeitgeber müssen diese Mitarbeiterinnen während ihres gesamten Arbeitslebens mit Inklusionsmaßnahmen stärker unterstützen, um die Bindung zu erhöhen und ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz zu verbessern. Eine Bindungsmaßnahme dieser Art betrifft Angebote für Frauen in den Wechseljahren. 

Forschungserkenntnisse zu den Auswirkungen der Menopause auf Mitarbeiterinnen

Die Menopause und die damit verbundenen Symptome gehören nicht zu den typischen Gesprächsthemen am Arbeitsplatz. Von Menopause spricht man, wenn der Menstruationszyklus ein ganzes Jahr lang ausgeblieben ist. Doch auch während der Perimenopause, die der Menopause vorausgeht, benötigen die Betroffenen Unterstützung. Frauen in dieser Phase berichten von unterschiedlichen Beschwerden, doch typische Symptome der frühen Perimenopause sind unter anderem ein unregelmäßiger Menstruationszyklus, Hitzewallungen, trockene und juckende Haut, Schlaflosigkeit, kognitive Beschwerden oder Stimmungsschwankungen. Obwohl die Hälfte der Menschheit diese Erfahrung macht, kommt dieses Thema am Arbeitsplatz kaum zur Sprache und Hilfsangebote werden nur langsam implementiert. Das hat Konsequenzen (die Diskussion hat inzwischen die höchste Ebene erreicht: Erst letzte Woche diskutierte die britische Regierung über den Schutz der Rechte von Frauen in den Wechseljahren.) 

Studien zufolge setzen die Wechseljahre in der Regel in den Jahren ein, in denen das Gehalt der Betroffenen am höchsten ist, wenn also die Chancen für einen Karrieresprung am größten sind. Fehlende Unterstützung am Arbeitsplatz kann sich daher negativ auf die berufliche Entwicklung auswirken. Auch heißt es aus Fachkreisen: „Bis zu 20 % der Arbeitnehmerschaft in den USA leiden unter Symptomen im Zusammenhang mit der Menopause. Anders als Mitarbeiterinnen, die mit Herausforderungen bei der Kinderbetreuung konfrontiert sind, gibt es für Frauen in den Wechseljahren keine etablierten Unternehmensrichtlinien, Hilfsangebote oder Ansprechpartner.“ 

Die Menopause wird oft als gesundheitliches Phänomen wahrgenommen, das nur Cis-Frauen betrifft. Doch Personen aller Geschlechtsidentitäten können in die Wechseljahre kommen und unter den damit einhergehenden Beschwerden leiden, was die Bindung dieser Talente ans Unternehmen erschwert. Eine Studie zur post-pandemischen Kündigungswelle von The HR Director weist beispielsweise darauf hin, dass sich nur ein Drittel (32 %) der Betroffenen traut, am Arbeitsplatz über ihre Erfahrungen in den Wechseljahren zu sprechen. „Mehr als ein Drittel (36 %) geben an, dass sie sich bei Einsetzen der Menopause am Arbeitsplatz diskriminiert gefühlt haben. Oft trägt dies zur Entscheidung bei, die Stelle zu wechseln oder gänzlich aus dem Berufsleben auszuscheiden.“

Da „die Mehrheit der Führungskräfte und Entscheidungsträger im Unternehmen Männer sind, müssen diese Unsicherheiten beim Thema Wechseljahre ablegen“ und den Mitarbeiterinnen in diesem Lebensabschnitt entgegenkommen. Aus einer anderen Quelle heißt es: „Über 87 % der Befragten haben ihre Beschwerden im Zusammenhang mit den Wechseljahren gegenüber ihrem Arbeitgeber oder Manager nicht erwähnt, weil sie eigenen Angaben zufolge Scham empfinden und befürchten, diskriminiert oder als schwach und arbeitsscheu angesehen zu werden.“ Zu den Herausforderungen am Arbeitsplatz kommt, dass „eine alarmierende Anzahl von Medizinern bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden zögerlich oder nicht mit der Vielfalt der Symptome vertraut ist, die ein unausgewogener Hormonhaushalt verursachen kann.“

Ein mitarbeiterorientiertes Mindset: die Bedeutung von Lösungen, die auf Feedback basieren

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen, gehört zu den Grundwerten von Workday, die unser gesamtes Handeln bestimmen. Wenn wir unser Angebot um neue Zusatzleistungen für unsere Mitarbeiter ergänzen, lassen wir uns bei unseren Entscheidungen immer von ihren Rückmeldungen und Bedürfnissen leiten. Deshalb gewähren wir, als Reaktion auf das Feedback, unserer globalen Belegschaft als erstes Unternehmen Zusatzleistungen zur Unterstützung in den Wechseljahren. Darauf sind wir stolz. Diese Zusatzleistungen, die 2021 bei Workday eingeführt wurden, beinhalten ein komfortableres Arbeitsumfeld, mehr Urlaubstage, virtuelle Betreuung rund um die Uhr, Beratungsservices und mehr.

„Wie sollten wir das Selbstvertrauen aufbringen, dieses Thema am Arbeitsplatz anzusprechen, wenn es nicht einmal von Medizinern ernst genommen wird?“

Julia Gilmour Regional Sales Director, APJ & ANZ Workday

Im Oktober 2022 haben wir Maven Menopause eingeführt, ein Sonderprogramm, das Mitarbeiterinnen dabei hilft, Symptome zu erkennen und damit umzugehen. Über das Programm können sie mit einem fachkundigen Ansprechpartner in Kontakt treten und digitale Termine mit Ärzten, Wellness-Coaches und von Medizinern moderierten Gruppen vereinbaren, um sich mit anderen zu vernetzen. Außerdem haben wir einen bezahlten Erholungsurlaub für Betroffene eingeführt, die unter schweren Symptomen leiden.  

Stimmen aus dem Unternehmen: Tipps und Anregungen für mehr Inklusion und Fairness am Arbeitsplatz

Die Wechseljahre haben unmittelbare Konsequenzen für einen maßgeblichen Anteil der aktuellen Belegschaft. In absehbarer Zeit werden weitere Personen betroffen sein. Wir haben mit Workday-Mitarbeiterinnen in aller Welt gesprochen, um zu erfahren, welche Schwierigkeiten sie erlebt haben, wie sie mit diesem Übergang zu einem neuen Lebensabschnitt umgegangen sind und was sie gern früher gewusst hätten. Lesen Sie weiter, um sich über ihre lehrreichen Tipps und hilfreichen Erkenntnisse zu informieren. 

Julia Gilmour ist Regional Sales Director für Großkunden an unserem neuen Standort in Australien:

Für manche von uns sind die Wechseljahre ein tabuisiertes Thema, über das nicht einmal unsere Mütter, Schwestern und Freundinnen sprechen. Dabei hätte ich mir Gespräche dieser Art gewünscht, um besser zu verstehen, was mit mir geschah, als ich in die Wechseljahre kam. Dinge, über die wir reden, verlieren ihre Bedrohlichkeit. Und wenn wir uns über ein Thema informieren, verlieren wir die Scham und Angst vor dem Unbekannten. 

Bei meinem früheren Arbeitgeber handelte ich gerade einen komplexen Geschäftsabschluss aus. Die Perimenopause hatte schon vor einiger Zeit eingesetzt, doch gerade machte ich eine besonders schwierige Phase durch. Ich traute mich nicht, um Unterstützung zu bitten, weil ich nicht marginalisiert werden wollte. Ich litt unter Brain Fog, Hormonschwankungen und einer außergewöhnlich starken und unvorhersehbaren Menstruation. Auch konnte ich Informationen nicht mehr so schnell aus dem Gedächtnis abrufen wie früher. 

Als ich meinen Arzt um einen Hormontest bat mit dem Hinweis, dass ich unter Wechseljahressymptomen litt, fragte er flachsend: „Haben Sie schon Ihren Ehemann gefragt? Wenn Sie in letzter Zeit schlecht gelaunt waren, wird er es wissen.“ Dieses schockierende Erlebnis hat mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sensibel und einfühlsam über die Wechseljahre zu sprechen, statt abfällige Kommentare zu machen. (Und es hat mich dazu bewogen, den Hausarzt zu wechseln.) Wie sollten wir das Selbstvertrauen aufbringen, dieses Thema am Arbeitsplatz anzusprechen, wenn es nicht einmal von Medizinern ernst genommen wird?“

Dass ich Informationen nicht mehr sofort aus dem Gedächtnis abrufen konnte, beeinträchtigte mich im Berufsleben am meisten, da ich mich in der Vergangenheit auf diese Fähigkeit verlassen habe. Das wurde auch von mir erwartet. Plötzlich brauchte ich für jede Überlegung etwas länger. Es ist hilfreich, einen Vorgesetzten zu haben, der bzw. die die Symptome kennt und Sie ermutigt, stets einen Laptop oder ein Notepad dabei zu haben, um Informationen zu notieren und nachzuschlagen, selbst wenn es nur um Dinge geht, die man auf dem Flur bespricht. Ich bin gut in meinem Job und ich mache gerade eine Lebensphase durch, die sich meiner Kontrolle entzieht. Dafür muss es Verständnis geben. 

Ich war beeindruckt, als Workday ein Programm für die Wechseljahre einführte. Ich dachte mir: „Das ist ein Unternehmen, das seine Werte praktisch umsetzt und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterstützt.“ Es ist hilfreich, jemanden zu haben, mit dem man über die Symptome sprechen kann, z. B. über vermindertes Selbstvertrauen und Hochstapler-Syndrom, Hormonersatzbehandlung, Beschwerden durch starke Monatsblutungen und weitere Themen. 

Marie Cowen ist als Director of Quality Assurance für Workday Payroll an unserem Standort in Großbritannien tätig:

Als ich als Teenager meine erste Monatsblutung bekam, sagte meine Mutter: „Darüber spricht man nicht. Erst recht nicht mit Männern.“ Soll das heißen, dass die Hälfte der Weltbevölkerung nicht offen über ein Thema mit spürbaren Auswirkungen auf das eigene Leben spricht? Das muss sich ändern.

Darum ist es großartig, dass es bei Workday jetzt einen Dialog rund um dieses Thema gibt. Wir müssen darüber sprechen, um über die Folgen aufzuklären. Wann die Wechseljahre einsetzen und wie sie sich im Alltag auswirken, ist unterschiedlich. Bei mir setzte die Menopause früh ein, mit Anfang 40. Die typischen Stimmungsschwankungen blieben bei mir aus. Mein Hormonhaushalt war recht ausgeglichen, als ich in die Wechseljahre kam. Doch ich hatte einen ganzen Sommer lang massive Blutungen – das Zeichen dafür, dass mein Körper das gesamte Reproduktionssystem lahmlegte. Glücklicherweise konnte ich zu dieser Zeit von zu Hause arbeiten, denn es wäre mir schwergefallen, ins Büro kommen zu müssen, wo ich den Blicken der Kollegen ausgesetzt war. 

Außerdem habe ich gelernt, dass es zu spät ist, die Knochen zu stärken, wenn die Wechseljahre erst einmal einsetzen.  Ich rate Ihnen, mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen, wie Sie Ihre Knochen mit kalziumreicher Nahrung und körperlicher Betätigung stärken können, um Übergewicht zu vermeiden. In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel und die Knochendichte nimmt ab. Viele Frauen merken nichts davon, bis sie sich einen Knochen brechen, sich daraufhin röntgen lassen und erfahren, dass sie an Osteoporose leiden. 

Die meiste Zeit der beruflichen Laufbahn betrachtet man die Wechseljahre als etwas, das in der Zukunft liegt. Dabei denken wir doch auch über die Rente nach, bevor wir in Pension gehen. Auch die Menopause verlangt Vorbereitung, damit Sie verstehen, was auf Sie zukommt und wie Sie Ihren Körper schonen und den Übergang erleichtern können. 

Laut einer britischen Umfrage der Fawcett Society unter mehr als 4.000 Frauen in der Perimenopause und Menopause haben 45 % ihre Beschwerden nicht mit dem Hausarzt besprochen.

Betroffenen sollte das Thema nicht peinlich sein und sie sollten wissen, dass es Unterstützung gibt. Es ist in Ordnung, sich eine Auszeit zu nehmen, kurz den Konferenzraum zu verlassen, weil es zu kalt oder zu warm ist, oder Anpassungen am Büro mit dem Gebäudemanagement-Team zu besprechen. Ich habe inzwischen eine eigene Klimaanlage an meinem Schreibtisch. Schließlich lässt sich ein Großraumbüro nur schwer so temperieren, dass es für alle angenehm ist. Und wenn ich lieber im Homeoffice arbeiten möchte, steht mir auch diese Option offen. Wir sollten in der Lage sein, über die praktischen Dinge zu sprechen, die uns im Alltag das Leben leichter machen. Das ist nur natürlich. 

Barbara Bollard, Customer Success Manager für Großkunden, arbeitet am Standort in Irland:

Ich stieg wieder ins Berufsleben ein, nachdem ich meine Kinder großgezogen hatte. Das war eine aufregende Zeit und ich kletterte auf der Karriereleiter steil nach oben. Für meine beruflichen Leistungen wurde ich jedes Jahr aufs Neue ausgezeichnet. 

Dann wechselte ich die Stelle und die Perimenopause setzte ein. Plötzlich vergaß ich Namen und Fakten und verhaspelte mich beim Sprechen, wodurch ich unter starken Angstzuständen litt. Mein Selbstvertrauen war dahin. Ich bat meine Managerin, die älter ist als ich, um Unterstützung, doch sie kritisierte meine Leistung und nahm meine Symptome nicht ernst. Um mein Pensum beizubehalten, arbeitete ich härter als je zuvor, machte Überstunden und fand Notlösungen. Schließlich lobte sie mich für meine Leistung. Doch ich hatte kein Privatleben mehr. 

Bei Workday fühlte ich mich sofort gut aufgehoben – schon beim Interview. Kurz nach meinem Einstieg fiel ich wegen eines Krankheitsfalls in der Familie aus. Mein Vorgesetzter sagte: „Wir haben Sie eingestellt, weil wir Sie als Person wertschätzen. Das umfasst alles, was Sie ausmacht. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, und kommen Sie zurück, wenn Sie dazu in der Lage sind. Wir werden Sie auf jede erdenkliche Weise unterstützen.“ Das gab mir das Vertrauen, genauso offen über meine Wechseljahresbeschwerden zu sprechen. Ich erklärte, dass der Brain Fog an manchen Tagen so stark ist, dass ich Angstzustände davon bekomme. 

Mein Arzt erklärte mir, dass mein Hormonhaushalt ausgeglichen sei, und schob meine Symptome auf den Stress. Doch ich war mir sicher, dass mehr dahinter steckte. Im Gespräch mit Kolleginnen, die die Wechseljahre hinter sich haben, habe ich erkannt, wie unterschiedlich die Symptome sein können. Meine Mutter sprach das Thema nie an – auch meine Großmutter nicht. Dabei ist es sehr hilfreich, die eigenen Erfahrungen mitzuteilen, um anderen zu helfen.

Emily Nikisher, Program Manager, Talent Services and Rewards, arbeitet in unserer US-Niederlassung:

Auch jetzt noch zieht sich mir alles zusammen, wenn das Thema Menopause am Arbeitsplatz zur Sprache kommt, weil es mich so sehr an meine eigenen Erfahrungen erinnert. Ich hatte das Glück, während der Corona-Pandemie in die Wechseljahre zu kommen, denn so konnte ich meine Kamera ausschalten und mich im Privaten mit den Symptomen auseinandersetzen, doch einige Beschwerden wie Gedächtnisprobleme und Brain Fog lassen sich schwer verbergen. 

Eine besonders peinliche Begebenheit aus der Zeit vor der Pandemie ist mir allerdings in Erinnerung geblieben. Während einer Präsentation im Konferenzraum bekam ich plötzlich eine Hitzewallung. Mein Gesicht lief rot an und ich begann zu schwitzen. Das Ganze war mir sehr peinlich, also tat ich so, als sei nichts passiert. Es hilft, dass wir am Arbeitsplatz jetzt offener mit diesem Thema umgehen. Als ich in unserem unternehmensweiten Newsletter neulich von den neuen Angeboten für Frauen in der Menopause erfuhr, machte mir das Mut. Würde mir Gleiches heute noch einmal in einem Meeting passieren, würde ich mich eher trauen, offen darüber zu sprechen, was los ist und was gerade mit meinem Körper passiert. 

Ich freue mich über die neuen Maven-Leistungen bei Workday. Sie bieten uns eine Plattform und einen Ort, an dem wir unsere Beschwerden offen mit anderen besprechen können, die sofort verstehen, wovon die Rede ist. Es ist schön, zu wissen, dass man in diesem Lebensabschnitt nicht allein ist. 

Möchten Sie erleben, was es heißt, in einem mitarbeiterorientierten Arbeitsumfeld zu arbeiten? Workday wächst kontinuierlich. Darum suchen wir Top-Talente, die uns auf unserem Innovationskurs unterstützen. Finden Sie offene Stellen und Infos zur Karriere bei Workday.

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