7 häufig verwendete Finanzprognosemodelle (und wann Sie diese einsetzen sollten)
Das passende Finanzprognosemodell hängt von der zu beantwortenden Frage, den verfügbaren Daten und der benötigten Reaktionsgeschwindigkeit ab. Einige Modelle eignen sich am besten für die Erkennung langfristiger Trends, während andere zur Bewertung kurzfristiger Risiken oder spezifischer Faktoren wie Preisgestaltung oder Personalausstattung dienen.
Im Folgenden stellen wir sieben weit verbreitete Prognosemodelle vor, die jeweils für unterschiedliche Anwendungsfälle geeignet sind und verschiedene Vorteile sowie Kompromisse mit sich bringen.
1. Lineare Prognose
Die lineare Prognose basiert auf der Annahme, dass die zukünftige Performance dem gleichen Wachstumsmuster folgt, das in der Vergangenheit erkennbar war. Die Fortschreibung historischer Daten in die Zukunft mittels konstanter Veränderungsrate macht diesen Ansatz zu einem der unkompliziertesten Prognosemodelle.
Einsatzbereich: Budgetplanung in etablierten Unternehmen mit stabiler Wachstumskurve
Stärken: Leicht implementierbar, klar definierte Ausgaben
Einschränkungen: Ignoriert saisonale Schwankungen und dynamische Marktentwicklungen
Bei Anwendung der linearen Methode prüft ein Finanzteam die Umsatzzahlen vergangener Jahre und berechnet daraus die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von etwa 5 %. Für die Umsatzprognose im kommenden Jahr würde es den aktuellen Jahresumsatz um denselben Prozentsatz erhöhen. Diese Methode bietet eine schnelle Möglichkeit, eine Basisprognose zu entwickeln, wenn die Performance stabil geblieben ist.
2. Gleitender Durchschnitt/Zeitreihen
Die Zeitreihenprognose verwendet historische Datenpunkte, um Muster und Trends über einen bestimmten Zeitraum zu erkennen. Ein Modell gleitender Durchschnitte reduziert kurzfristige Schwankungen, um zugrunde liegende Trends oder Zyklen – beispielsweise saisonale Nachfrageschwankungen – erkennbar zu machen. Sie findet hauptsächlich Anwendung bei der Prognose von Aktienkursen, lässt sich jedoch ebenso für die Vorhersage zukünftiger Umsätze einsetzen.
Einsatzbereich: Erkennung von saisonalen Schwankungen oder monatlichen/quartalsweisen Trends
Stärken: Ermöglicht die Erkennung von Trends und Anomalien
Einschränkungen: Externe Faktoren werden nicht berücksichtigt
Wendet ein Team die Methode des gleitenden Durchschnitts an, ermittelt es den Durchschnittswert seiner Ausgaben über die vergangenen drei Monate und setzt diesen als Prognose für den Folgemonat ein. Indem es diesen Prozess der Finanzprognose monatlich wiederholt, kann es Unregelmäßigkeiten ausgleichen und den übergreifenden Trend genauer bestimmen, auch wenn einzelne Monate Abweichungen zeigen.
3. Einfache lineare Regression
Die einfache lineare Regression analysiert die Beziehung zwischen zwei Variablen, üblicherweise einer unabhängigen Eingangsgröße (wie Marketingausgaben) und einer abhängigen Ausgangsgröße (wie Umsatz), um künftige Ergebnisse vorherzusagen. Dies erweist sich als vorteilhaft, wenn die Performance eindeutig mit einem einzelnen Faktor verknüpft ist.
Einsatzbereich: Wenn eine klare Eingabe eine Ausgabe beeinflusst
Stärken: Verdeutlicht kausale Zusammenhänge
Einschränkungen: Berücksichtigt lediglich eine Variable; setzt eine starke Korrelation voraus
Bei der Anwendung einer einfachen Regression würde ein Finanzteam historische Marketingausgaben den Umsätzen gegenüberstellen, um Korrelationen zu identifizieren. Wenn die Daten belegen, dass jeder in Marketing investierte Dollar typischerweise einen Umsatz von 5 Dollar generiert, können Sie daraus ableiten, wie sich zukünftige Veränderungen der Ausgaben auf Ihre Geschäftsergebnisse auswirken könnten.
4. Multiple lineare Regression
Die multiple lineare Regression erweitert das einfache Modell durch die Integration mehrerer unabhängiger Variablen. Um Genauigkeit zu gewährleisten, ist eine lineare Beziehung zwischen den unabhängigen und abhängigen Variablen erforderlich. Die multiple lineare Regression bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Interaktion verschiedener Faktoren zu durchleuchten und ihren Einfluss auf Finanzergebnisse genau zu ermitteln.
Einsatzbereich: Wenn die Performance von mehreren Faktoren beeinflusst wird (z. B. Headcount, Preise, Vertriebsaktivitäten)
Stärken: Differenzierter und exakter als Modelle, die auf einzelnen Variablen basieren
Einschränkungen: Erfordert ein großes, bereinigtes Dataset
In der Praxis analysiert ein Team möglicherweise, wie der Umsatz über verschiedene Vertriebsregionen, Produkttypen und Höhen der Marketinginvestitionen hinweg variiert. Indem es alle diese Variablen in ein Regressionsmodell integriert, kann es die kombinierte Wirkung ermitteln und eine detaillierte und genaue Umsatzprognose erstellen.
5. Szenario-/What-If-Analysen
Die Szenarioplanung, auch als What-If-Analyse bezeichnet, modelliert verschiedene hypothetische Ergebnisse auf Basis variierender Annahmen. Sie versetzt Teams in die Lage, Pläne auf ihre Robustheit zu testen und sich auf Best-Case-, Worst-Case- und wahrscheinlichste Szenarien einzustellen.
Einsatzbereich: Planung von Risiken, strategische Entscheidungen oder bedeutende Investitionen
Stärken: Flexibel, unterstützt Notfallplanung
Einschränkungen: Die Qualität basiert auf der Güte der Annahmen
Beispielsweise könnte ein Finanzteam Tools zur Szenarioplanung verwenden, um eine Basisprognose zu erstellen und anschließend zentrale Variablen anpassen, wie die Reduzierung der erwarteten Konversionsrate um 10 %, um zu bewerten, wie diese Änderungen den Gesamtumsatz beeinflussen. So können sie je nach tatsächlicher Entwicklung verschiedene Planungsalternativen ausarbeiten.
6. Bottom-Up- und Top-Down-Prognosen
Beide Herangehensweisen weisen unterschiedliche Ausgangspunkte für die Prognose auf. Die Bottom-up-Prognose nutzt als Ausgangspunkt detaillierte Informationen von individuellen Teams oder Abteilungen. Die Top-Down-Prognose startet mit den strategischen Geschäftszielen und leitet daraus nachgelagerte Kennzahlen ab. Viele Unternehmen kombinieren beide Methoden.
Einsatzbereich: Abstimmung der Abteilungsplanung an die strategischen Ziele der Unternehmensleitung
Stärken: Unterstützt die organisatorische Abstimmung, lässt sich für ein Gleichgewicht flexibel kombinieren
Einschränkungen: Kann bei fehlender Abstimmung zu inkonsistenten Ergebnissen führen
Ein Vertriebsteam kann zum Beispiel zunächst detaillierte Prognosen von allen Mitarbeitern im Vertrieb einholen (Bottom-up) und dann die Summe mit einem strategisch festgelegten Top-down-Ziel vergleichen, das auf den Umsatzzielen des gesamten Unternehmens und den erwarteten Marktanteilen basiert. Im Falle von Abweichungen können Führungskräfte durch eine Feinjustierung der Ziele oder Strategien beide Perspektiven in Einklang bringen.
7. Treiberbasierte Prognose
Die treiberbasierte Prognose verbindet zentrale Finanzkennzahlen mit operativen Faktoren – beispielsweise Preisgestaltung, Mitarbeiteranzahl oder Konversionsraten. Sie fokussiert die Prognose auf die Stellschrauben, die Führungskräfte wirklich beeinflussen können.
Einsatzbereich: Dynamische Planungsprozesse in agilen Unternehmen
Stärken: Sorgt für Transparenz bei Annahmen; lässt sich bei Änderung der Faktoren problemlos aktualisieren
Einschränkungen: Erfordert Konsens über wesentliche Faktoren und regelmäßige Aktualisierungen
Zur Erstellung einer treiberbasierten Prognose würde ein Team die Schlüsselfaktoren ermitteln, die direkten Einfluss auf den Umsatz haben, wie etwa Produktpreis, Absatzmenge und Konversionsrate. Es würde diese Variablen in ein Modell integrieren, sodass bei Änderung eines Faktors die Prognose automatisch aktualisiert wird und sie klar erkennen können, worauf sie Ihren Fokus legen sollten.
So wählen Sie das passende Prognosemodell
Das effektivste Finanzprognosemodell ist jenes, das am besten zu Ihrem Unternehmenskontext passt. Die Größe und Reife Ihres Unternehmens, branchenspezifische Dynamiken sowie Ihre Planungsziele beeinflussen, welches Modell für Sie am sinnvollsten ist. Es existiert keine allgemeingültige beste Option, lediglich die am besten geeignete für Ihre Situation.
Wesentliche Aspekte bei der Auswahl eines Prognosemodells:
Unternehmensgröße und -phase: Startups erfordern unter Umständen flexible, treiberbasierte Modelle, während gereifte Unternehmen sich tendenziell auf historische Entwicklungen verlassen.
Datenverfügbarkeit und -qualität: Für quantitative Modelle sind verlässliche historische Daten erforderlich. Wenn dies nur begrenzt möglich ist, sind qualitative oder hybride Ansätze möglicherweise besser geeignet.
Branchenvolatilität: In dynamischen Branchen helfen Echtzeit- oder szenariobasierte Modelle dabei, Unsicherheiten zu berücksichtigen.
Planungshorizont: Für kurzfristige Ziele sind unter Umständen Zeitreihenprognosen notwendig; langfristige Planungen benötigen möglicherweise eher Regressions- oder Bilanzmodelle.
Team-Fähigkeiten und -Lösungen: Die Modellkomplexität sollte den Kompetenzen Ihres Teams entsprechen, um eine optimale Verwaltung und Interpretation zu gewährleisten.
Die Auswahl eines Prognosemodells ist letzten Endes auch eine Frage der Entscheidungskultur Ihres Unternehmens. Während mache Unternehmen von schnellen und anpassungsfähigen Modellen profitieren, erfordern andere eine detaillierte Analyse mehrerer Variablen, um komplexe Planungszyklen effektiv zu steuern.
Entscheidend ist, dass Ihr Prognoseansatz mit der Arbeitsweise Ihrer Teams und den Fragestellungen, die die Führungsebene geklärt haben möchte, in Einklang steht. Oft ist das beste Modell nicht das innovativste, sondern jenes, das konsequent und effektiv angewendet wird.