Emily Faracca: Die Zukunft im Gastgewerbe ist ein heikler Balanceakt: Wie kann man hochmoderne Technologien nutzen, um Effizienz und Personalisierung zu verbessern, ohne dass dabei der menschliche Aspekt verloren geht, der das Reisen so besonders macht?
Willkommen beim Podcast zur Zukunft der Arbeit.
Heute tauchen wir ein in die Welt der Premium-Urlaube mit Club Med, einem Unternehmen, das für seine einzigartige Kombination aus Gastfreundschaft und menschlicher Verbindung bekannt ist. Seit 75 Jahren ist Club Med führend bei der Gestaltung unvergesslicher Urlaubserlebnisse. Das Unternehmen betreibt knapp 70 Resorts in 40 Ländern und beschäftigt jedes Jahr rund 75.000 Mitarbeitende.
Sylvie Brisson: Club Med ist ein Unternehmen mit einer 75-jährigen Geschichte. Wir betreiben fast 70 Resorts in der ganzen Welt. Wir sind in 40 Ländern und auf allen Kontinenten vertreten. Und wir beschäftigen jedes Jahr etwa 75.000 Mitarbeitende, GOs und GEs, mehr als 100 Nationalitäten, die bei Club Med arbeiten, hauptsächlich in unseren Resorts.
Faracca: Das war Sylvie Brisson, CHRO bei Club Med, die uns einen Einblick in die beeindruckende globale Präsenz von Club Med gegeben hat. Doch was ist das Geheimnis des andauernden Erfolgs? Julien Denis, VP of HR Digital Transformation bei Club Med, über die Kernphilosophie des Unternehmens.
Julien Denis: Der Sinn des Lebens ist es, glücklich zu sein, der Ort zum Glücklichsein ist hier, und die Zeit dafür ist jetzt. So formulierte es Gérard Blitz, der Mitgründer von Club Med, vor 75 Jahren – und wir leben noch heute danach.
Faracca: Der Sinn des Lebens ist es, glücklich zu sein, der Ort zum Glücklichsein ist hier, und die Zeit dafür ist jetzt. Eine starke Aussage, die den Spirit von Club Med auf den Punkt bringt. Aber wie kann ein Unternehmen, das sich so sehr auf menschliche Interaktion konzentriert, im heutigen digitalen Zeitalter Technologie integrieren, ohne dass dieser wesentliche Aspekt verloren geht? Das ist die Herausforderung, mit der wir uns heute näher beschäftigen wollen.
Faracca: Das Geschäftsmodell von Club Med dreht sich im Kern um menschliche Interaktion. Diese Fokussierung schafft eine besondere Herausforderung: Wie führen wir digitale Lösungen ein, ohne die persönlichen Verbindungen zu zerstören, die das Club Med-Erlebnis ausmachen? Hubert Cotté, Vice President of Field Sales bei Workday, erläutert diesen heiklen Balanceakt.
Hubert Cotté: Eine der Herausforderungen bei Club Med bestand darin, die Digitalisierung mit einem der am stärksten auf menschlicher Interaktion basierenden Geschäftsmodelle in Einklang zu bringen. Für mich war das ultimative Ziel die Einführung einer Technologie, die von den Menschen nicht wahrgenommen wird, die aber ihr Leben verändert. Und so haben wir mit dem Team von Club Med sehr intensiv daran gearbeitet, uns als möglichst wirkungsvolle, unsichtbare Technologie einzubringen.
Faracca: Die wirkungsvollste, unsichtbare Technologie. Das ist das wesentliche Konzept hier. Es geht darum, Technologie zu einem nahtlosen Bestandteil des Erlebnisses zu machen, etwas, das die menschliche Verbindung positiv statt negativ beeinflusst. Sylvie geht näher auf den einzigartigen „l'Esprit Libre“ oder „Club Med Spirit“ ein und erklärt, wie dieser authentische Beziehungen fördert.
Brisson: Nun, wir haben immer betont, und wir glauben fest daran, dass Club Med einzigartig ist, was seine Kultur angeht und seinen ... Wir nennen es Club Med Spirit. Mit dem Club Med Spirit meinen wir, dass man beim Betreten eines Resorts, beim Kontakt mit den Teams, etwas findet, das mit echter Beziehung zu tun hat. Die Tatsache, dass man sofort einen Draht zueinander hat, etwas, das die Gäste und Teams verbindet. Sie verbringen den ganzen Tag mit den Teams an der Bar, im Restaurant, abends, aber auch bei den Aktivitäten und Ausflügen ... Mit den Mitarbeitenden, die sich zum Beispiel im Miniclub um Ihre Kinder kümmern oder Ihnen Tennisunterricht geben. Sie können mit ihnen etwas trinken gehen, mit ihnen zu Mittag oder zu Abend essen. Es ist definitiv eine menschliche Beziehung, die das Herzstück der Kultur ist und sich auf einzigartige Weise auf die Urlaubsgäste während ihres Aufenthalts im Club Med auswirkt.
Faracca: Es ist klar, dass diese menschlichen Verbindungen für das Club Med-Erlebnis essenziell sind. Aber um das Club Med-Erlebnis voll und ganz zu verstehen, ist es wichtig, etwas über das einzigartige Personal zu erfahren. Club Med hat eine spezielle Terminologie für seine Mitarbeitenden. Sie nennen sie G.Os und G.Es. G.O. steht für „Gentle Organizer“ (etwa: „freundlicher Betreuer“) und bezeichnet die Mitarbeitenden in den Resorts. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Urlaub der Gäste zu etwas ganz Besonderem zu machen.
Sie sind das Herz und die Seele des Club Med-Erlebnisses, sie organisieren die Aktivitäten und verkörpern den Club Med Spirit. Dieser Spirit verkörpert Freundlichkeit, Freiheit, Verantwortung, Pioniergeist und gelebte Multikulturalität. G.Es, oder 'Gentle Employees', ist ein anderer Begriff für die Mitarbeitenden von Club Med, insbesondere für diejenigen, die in Bereichen wie Hotels, Restaurants und Instandhaltung arbeiten. Das Interaktionen zwischen Gästen und „GOs“ sowie „GEs“ machen diese Verbindung so einzigartig.
Faracca: Um den globalen Betrieb zu unterstützen und unsere hohen Standards einzuhalten, hat Club Med die digitale Transformation vorangetrieben, insbesondere durch den Einsatz der Workday HR Suite. Dabei ging es nicht bloß um Technologie um der Technologie willen, sondern vielmehr darum, einfühlsam auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen.
Denis: Technologie für Menschen zum Einsatz zu bringen, bedeutet, Einfühlungsvermögen für die menschlichen Bedürfnisse in diesem schnelllebigen technologischen Umfeld zu zeigen. Und die meisten Mitarbeitenden haben keine technischen Fachkenntnisse. Menschen brauchen Technologie, die ihnen Arbeit abnimmt, statt sie zusätzlich zu belasten.
Faracca: So ist es. Die Technologie muss ihnen Aufgaben abnehmen und keine zusätzliche Last aufbürden. Sylvie erklärt, welche entscheidende Rolle die strategische Digitalisierung bei der Unterstützung des Wachstums von Club Med spielt, ohne dessen menschenzentrierte Werte zu missachten.
Brisson: Die Auswirkungen der Digitalisierung – sowohl auf unsere Teams als auch auf unsere Gäste – sind ein sehr wichtiges Thema bei Club Med. Wie ich bereits erwähnt habe, steht bei unserem Produkt der Mensch im Zentrum. Wir haben es mit einem menschlichen Unternehmen zu tun. Es ist also ganz natürlich, dass man Club Med nicht sofort mit Digitalisierung in Verbindung bringt, denn bei uns steht die menschliche Beziehung im Mittelpunkt. Und so haben wir schon vor mehr als 10 Jahren erkannt, dass das digitale Bedürfnisse das Leben vereinfachen müssen – das heißt, das Leben unserer Gäste und das Leben unserer Teams. Deshalb gibt es bei uns seit Jahren ein Armband, mit dem man die Zimmertür öffnen und auch die gewünschten Extras bezahlen kann. Als wir uns bei Club Med für Workday entschieden haben, beschlossen wir, alle Mitarbeiterprozesse zu überarbeiten, angefangen von der Bewerbung über die Rekrutierung bis hin zur Mitarbeitererfahrung bei Club Med und dem anschließenden Ambassador-Status. Also haben wir uns jeden Aspekt dieses Zyklus angesehen, den wir vereinfachen können. Für uns bedeutet Digitalisierung also definitiv eine Vereinfachung des Lebens.“
Faracca: Bei Club Med sind wir überzeugt, dass jede Digitalisierung das Leben vereinfachen sollte – sowohl für die Gäste als auch für die Teams. Und das betrifft nicht nur interne Prozesse, sondern auch die direkte Verbesserung der Gäste-Experience. Sylvie gibt uns einige fantastische Beispiele.
Brisson: Der digitale Aspekt kann die Erfahrung der Gäste im Club Med verbessern, weil man weniger Zeit mit Dingen vergeudet, die auch einfacher erledigt werden können. Ein Beispiel habe ich bereits erwähnt: das Öffnen der Zimmertür. Aber schon vor Ihrem Aufenthalt im Club Med können Sie in Ihrer App viele Informationen erfassen, die Ihnen beim Einchecken helfen, aber nicht nur dabei. Etwa zur Winterzeit. Wenn Sie in der Wintersaison in einen Schneeresort fahren, buchen Sie ein Ski- und All-Inclusive-Produkt im Club Med, da ist alles inbegriffen. So können Sie schon vor der Anreise Ihre Größe, Ihr Gewicht und Ihr Alter eintragen. Wenn Sie dann im Club Med ankommen, warten Ihre Skier bereits in Ihrem Schließfach auf Sie. Und Sie brauchen sich nicht in die lange Warteschlange einzureihen. Bekanntlich muss man sich am Samstag oder Sonntag anstellen, wenn man die Skier nicht über den Club Med gebucht hat. Im Club Med findet man alles sofort in seinem Schließfach, wenn man ankommt. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung Ihr Leben erleichtern kann.
Faracca: Vom Zugang zu den Zimmern bis hin zu Informationen vor der Ankunft für Aktivitäten wie Skifahren optimieren digitale Lösungen den Service für die Gäste und ermöglichen es dem Personal, sich auf den außergewöhnlichen Service zu konzentrieren, für den Club Med bekannt ist.
Faracca: Ein großartiges Gästeerlebnis beginnt natürlich mit einer positiven Mitarbeitererfahrung. Club Med hat dies erkannt und nutzt Workday, um die Personalausstattung zu optimieren, Mitarbeiterkompetenzen zu entwickeln und das Mitarbeiter-Engagement insgesamt zu steigern. Betrachten wir noch einmal Huberts Perspektive, wie Technologie wirkungsvoll und dennoch „unsichtbar“ gestaltet werden kann.
Cotté: Für mich war das ultimative Ziel die Einführung einer Technologie, die von den Menschen nicht wahrgenommen wird, die aber ihr Leben verändert. Wie können wir den Kontakt zu unseren Mitarbeitenden auf besondere, ich würde sagen, hochwertige Weise pflegen und zu unseren Werten stehen, ohne in die individuellen Arbeitsweisen einzugreifen. Wir setzen Technologie in Anlagen ein, in denen die Vermittlung menschlicher Erlebnisse für Club Med stets im Vordergrund steht. Die Anforderung war also ganz einfach: Die Technologie für die Menschen bereitstellen und ihnen das Leben erleichtern. Dabei Komplexität vermeiden und jeder einzelnen Interaktion Wert zu verleihen.
Faracca: Und Julien hebt hervor, wie die Digitalisierung zu mehr Konsistenz und einem globalen Überblick über die Prozesse geführt hat – und damit zu einer kontinuierlichen Verbesserung in allen Resorts.
Denis: Nun, der Hauptvorteil dieser Digitalisierung bestand darin, dass wir alle Prozesse in unseren Anlagen einheitlich gestalten konnten. Dies verschaffte uns einen globalen Überblick, der die Grundlage für kontinuierliche Verbesserungen bildet.
Faracca: Letztlich dreht sich alles darum, eine hochwertige Verbindung zu den Mitarbeitenden aufzubauen, ihre Arbeit zu würdigen und jeder Interaktion Wert zu verleihen.
Faracca: Club Med untersucht derzeit das Potenzial der KI, um die Mitarbeiter- und Gäste-Experience weiter zu verbessern. Hubert erläutert die drei zentralen Möglichkeiten, mit KI Mehrwert zu generieren.
Cotté: Ich denke, es gibt drei Vorteile, die KI einem Unternehmen wie Club Med bietet. Da ist erstens die Automatisierung von Geschäftsprozessen, damit wir die Prozesse noch flüssiger und noch reibungsloser gestalten können. Zweitens geht es um die Frage: Wie können wir Daten anreichern und unser System intelligenter machen, damit Club Med die richtigen Entscheidungen für die Zukunft und für das Unternehmen treffen kann? Und drittens ist da das Wertversprechen der KI in Bezug auf eine stärkere Personalisierung der Interaktion zwischen den Mitarbeitenden und Workday. Da geht es also um die Benutzererfahrung.
Faracca: Von der Automatisierung der Prozesse über die Anreicherung von Daten für eine bessere Entscheidungsfindung bis zur Personalisierung der Benutzererfahrung – KI wird zweifellos eine wichtige Rolle spielen. Sylvie gibt uns ein konkretes Beispiel dafür, wie sie KI mit Workday einsetzen.
Brisson: Wir haben mit KI und auch mithilfe von Workday mit dem begonnen, was wir G.O. nennen. Match, das ist der erste Versuch, die so genannten Einsätze zu automatisieren, denn bei Club Med planen wir jedes Jahr die Einsätze von etwa 40.000 Mitarbeitenden, das ist ganz schön viel.
Faracca: Bei 40.000 Mitarbeitenden, deren Einsatz jedes Jahr geplant wird, ist das ein enormer Effizienzgewinn. Abschließend teilt Hubert seine Gedanken über die Zukunft erfolgreicher Unternehmen.
Cotté: Ich denke, die Zukunft erfolgreicher Unternehmen hängt davon ab, wie wir uns neu erfinden und an die neue Welt anpassen können. Dabei dürfen wir nicht vergessen, wer wir in Bezug auf Identität, Kultur und Werte sind.
Faracca: Uns neu erfinden, uns an die neue Welt anpassen, ohne zu vergessen, wer wir sind“. Eine starke Botschaft, die weit über die Gastgewerbebranche hinaus wirkt.
Die Story von Club Med zeigt eindrucksvoll, wie Technologie bei durchdachter Implementierung menschliche Verbindungen stärken und langfristigen Erfolg fördern kann. Club Med setzt auf Einfühlungsvermögen, Vereinfachung und Innovation und gehört damit zu den führenden Unternehmen, die die Zukunft im Gastgewerbe gestalten.