McKinsey-Expertin: So entsteht ein erstklassiges Finanzteam

Der Verantwortungsbereich von CFOs wird zunehmend größer. Vor diesem Hintergrund können effektive Konzepte für ein zukunftsorientiertes Finanzplanungs- und Analyseteam (FP&A) zur Wertschöpfung im gesamten Unternehmen beitragen. Worauf zukunftsorientierte Finanzführungskräfte dabei achten sollten, erläutert McKinsey & Co.-Expertin Michele Tam.

Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass der Aufgabenbereich von CFOs heute zunehmend mehr beinhaltet als reine Buchhaltung. 

Führungskräfte in Finanzabteilungen werden heutzutage mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert – von Talentakquise und -bindung inmitten der großen Kündigungswelle infolge der Pandemie über Störungen in den Lieferketten hin zu Planung und Einsatz KI-gestützter Technologielösungen, der Einführung und Leitung von Initiativen im Bereich ökologischer, sozialer und ethischer Unternehmensverantwortung (ESG) und der Weiterentwicklung ihrer Position, um einen größeren Mehrwert für das Unternehmen zu erzeugen.

„Das FP&A-Team ist in der einzigartigen Position, alle Daten und Analysen zusammenzuführen und aus finanzieller Sicht zu überlegen, was den größten Mehrwert für das Unternehmen schafft.“ 

 

Michele Tam Expert Associate Partner McKinsey & Co

Bei einer kürzlichen LinkedIn Live-Veranstaltung, die von Workday gesponsert wurde, sprach Sheryl Estrada, Senior Writer bei Fortune Media, mit Michele Tam, Expert Associate Partner bei McKinsey & Co. Gegenstand des Gesprächs war die Frage, wie CFOs ihr Finanzplanungs- und Analyseteam (FP&A) in eine Ressource verwandeln können, die stärkere Zusammenarbeit fördert, die Effizienz steigert und einen Mehrwert für das gesamte Unternehmen schafft.

„CFOs müssen heutzutage mehrere Aufgaben unter einen Hut bringen“, so Tam. „Manchmal muss eine Person in zehn Rollen gleichzeitig schlüpfen.“

Fortschrittliche Szenarioplanung

Tam zufolge haben Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt in den Bereich Szenarioplanung investiert, damit die Finanzabteilung flexibler auf Marktschwankungen reagieren kann. Doch eine bessere Planung erfordert auch mehr Daten und Erkenntnisse, damit Unternehmen auf künftige Änderungen am Markt reagieren können.

„Manchmal sind Maßnahmen, die uns im letzten Quartal sinnvoll erschienen, plötzlich nicht mehr zielführend“, sagte Tam. „Um die Planungszyklen zu verkürzen, müssen sich Unternehmen ernsthaft Gedanken über die Systeme, die Daten und die automatisierten Tools machen, die für effektive Planungsprozesse nötig sind.“

Mehr Planung allein reicht jedoch nicht aus. 

Unternehmen müssen sich auch „mit den Faktoren auseinandersetzen, die für die Geschäftsergebnisse ausschlaggebend sind“, so Tam. „Herkömmliche FP&A-Prozesse müssen dringend überarbeitet werden, um den volatilen, unsicheren Zeiten Rechnung zu tragen, die wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben.“

Die Schaffung zukunftsorientierter FP&A-Teams

Zukunftsorientierte FP&A-Teams müssen laut Tam die richtigen Prozesse zur Performance-Steigerung identifizieren. „Damit dies gelingt, sollten sich Unternehmen gründlich überlegen, mit welchen Technologien sie Erkenntnisse am besten gewinnen können“, erklärte sie weiter. „Daten müssen unmittelbar verfügbar sein.“

„Die Wahl der geeigneten Technologie ist das A und O, wenn es darum geht, die richtigen Talente ins Team zu holen und visionäre FP&A-Arbeit zu leisten.“ 

Michele Tam Expert Associate Partner McKinsey & Co

Daten müssen nicht nur in Echtzeit abrufbar, sondern auch visualisierbar und handlungsorientiert sein, um in Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden, sagte Tam. Vorbei sind die Zeiten, in denen man Stunden damit verbrachte, Daten manuell zu bearbeiten und zu bereinigen, um sie für die Analyse aufzubereiten.

„Zukunftsorientierte FP&A-Teams sind in der Lage, Technologie einzusetzen, sodass diese Daten direkt verwendbar sind“, so Tam weiter. 

Um diese Daten richtig zu nutzen, sind Finanzfachkräfte nötig, deren Kompetenzprofil über zentrale Fachkenntnisse des Finanzwissens, wie Buchhaltung und technisches Fachwissen, hinausgeht. FP&A-Teams müssen sich zu konzeptionellen Strategen und letztlich zu Wertschöpfern entwickeln.

„Die Wahl der geeigneten Technologie ist das A und O, wenn es darum geht, die richtigen Talente ins Team zu holen und visionäre FP&A-Arbeit zu leisten“, sagte Tam.

Effektive Talentmanagement-Modelle

Da immer mehr traditionelle Finanzaufgaben automatisiert werden, müssen CFOs kreativ werden, um zukunftsorientierte FP&A-Teams mit geeigneten Fachkräften zusammenzustellen. 

Erkenntnistransfer, fortschrittliche Analyse- und Problemlösungsfähigkeiten gehören Tam zufolge zu den Eigenschaften, nach denen Finanzführungskräfte in Zukunft Ausschau halten sollten. Stellenprofile dieser Art werden angesichts der zunehmenden Komplexität im Geschäftsumfeld an Bedeutung gewinnen.

„Im FP&A-Team spielt auf jeden Fall sowohl die Breite als auch die Tiefe der Berufserfahrung eine Rolle“, so ihre Einschätzung.

Tam wies zudem darauf hin, dass die Suche nach geeigneten Fachkräften angesichts des angespannten Arbeitsmarkts auch bedeuten könne, in die Weiterbildung vorhandener Talente zu investieren und Teammitglieder aus unterrepräsentierten Gruppen stärker zu fördern. „CFOs müssen kreativ werden, um die Kompetenzentwicklung mit Blick auf die Zukunft in die richtigen Bahnen zu lenken.“

Strategisch durchdachte Technologiekonzepte

Ein zukunftsorientiertes FP&A-Team erfordert zweifellos Investitionen in neue Technologien. Um jedoch echte Fortschritte bei der digitalen Transformation zu machen, ist es nicht damit getan, das Budget zu vergrößern. Eine gut durchdachte Roadmap ist Tam zufolge unerlässlich, um zu verstehen, welche Aufgaben im Finanzwesen aus Effizienzgründen automatisiert werden sollten. „Gerade im Finanzbereich empfehlen wir Unternehmen oft, zunächst einmal besonders transaktionslastige Routineaufgaben wie die Kreditoren- und Hauptbuchhaltung zu automatisieren, da dies vergleichsweise einfach ist.“

Da immer mehr traditionelle Finanzaufgaben automatisiert werden, müssen CFOs kreativ werden, um zukunftsorientierte FP&A-Teams mit geeigneten Fachkräften zusammenzustellen.

Im FP&A-Bereich, fügte Tam hinzu, gebe es Möglichkeiten, die digitale Transformation und Automatisierung voranzutreiben, vor allem bei vielen Reporting-Tools sowie den zugrunde liegenden Lösungen für Planung und Prognose.

„Oft besteht die Kunst darin, die nötige Datenbasis zu schaffen, damit Daten von verschiedenen Stellen, mitunter sogar in verschiedenen Systemen, auf effektive und effiziente Weise erfasst werden können“, erläuterte Tam.

Die Vision des CFOs umsetzen

Letztendlich, so Tams Fazit, müssen sich CFOs eine Vorstellung davon machen, was ihren eigenen Aufgabenbereich auszeichnet und wie ihre FP&A-Teams mit dem Unternehmen und seinen Partnern interagieren sollen. „CFOs und Führungskräfte müssen die Möglichkeit haben, sich selbst Ziele zu setzen, die sie anstreben.“

Zusammenarbeit ist das A und O. Zukunftsorientierte FP&A-Teams sind Tam zufolge effektive Business Partner, die das Silodenken hinter sich lassen müssen und Seite an Seite mit den Abteilungen für Marketing, Forschung und Entwicklung sowie Lieferkettenmanagement arbeiten.

„Die Teammitglieder benötigen zudem die richtigen Kompetenzen und einen scharfen Geschäftssinn, um über die theoretischen Modelle und Analysen hinaus die Auswirkungen der von ihnen empfohlenen Maßnahmen zu verstehen“, so Tam weiter. „Glaubwürdigkeit ist ebenfalls wichtig, damit sie ihre Partner zum Handeln bewegen können.“

Dazu ist es laut Tam etwa nötig, die Planungs- und Analyseergebnisse des FP&A-Teams effektiv zu kommunizieren oder Vorurteile in Entscheidungsprozessen abzubauen, die die Prozesse behindern. „Das FP&A-Team ist jedoch in der einzigartigen Lage, alle Daten und Analysen zusammenzuführen und aus finanzieller Sicht zu überlegen, was den größten Mehrwert für das Unternehmen schafft.“ 

Hier sehen Sie die Diskussion der LinkedIn Live-Veranstaltung in voller Länge.

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