FORDON: Was machen, herstellen? Etwas aus dem Nichts erschaffen, das dann physisch wirklich existiert? Daran denken wir vielleicht gar nicht mehr so häufig im Zeitalter von Metaverse, Künstlicher Intelligenz oder dem Hype von Big Tech. Oder woran denken Sie zuerst, wenn ich Sie bitte, an innovative Zukunftsmodelle oder Profit generierende Unternehmen zu denken? An kleine Verschlussringe oder Filtermechanismen oder speziell gelötetes Metall denken Sie vielleicht gerade nicht. Das sollten wir aber! Denn die Fertigungsindustrie, besonders die mittelständische, ist in der Dach-Region schon immer als Rückgrat unserer Wirtschaft bekannt, nicht besonders sexy vielleicht, nicht besonders gehypt, aber stetig schaffend und die Wirtschaft am Laufen haltend. Das ist die Fertigungsindustrie. Gerade geht aber ein Ruck durch diese dynamische Industrie, die wie kaum eine andere die Schnittstelle von Tradition und Technologie darstellt. Und dieser Ruck, ja, der ist bewegend, dieser Ruck oder vielmehr Erschütterungen sind in dieser Intensität und vor allem Gleichzeitigkeit so noch kaum vorgekommen und das hat einen richtigen Welleneffekt ausgelöst, und genau darum soll es hier gehen. [Musik] Also herzlich willkommen, liebe Zuhörer*innen zu dieser brandneuen Folge und mehr als das, dieser neuen Staffel unseres Workday Podcasts für die Dach-Region! Falls Sie die erste Staffel noch nicht gehört haben, tun Sie das unbedingt! Da ging es darum, wie Personal-, Finanz- und IT-Leiter*innen durch unsichere Zeiten navigieren können, was in ihren jeweiligen Bereichen gerade wichtig ist und welche Rolle Technologie dabei spielt. Ich verlinke Ihnen die erste Staffel hier in den Shownotes. In der zweiten Staffel gehen wir noch ein bisschen tiefer herein und schauen uns einen Bereich der Wirtschaft ganz genau an, die Fertigungsindustrie und den Mittelstand. Wir werden darüber sprechen, was dem Rückgrat unserer Wirtschaft gerade zu schaffen macht. Aber auch und vor allem werden wir sehen, wie diese ja schon traditionell tief verwobene Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation, die so bezeichnet ist für die Fertigungsindustrie, auch hier wirken wird, genauer gesagt, wie die neuen Technologien, Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen, Antworten auf die größten Herausforderungen der Fertigungsindustrie liefern können. Aber wir sehen uns zuerst einmal an, was die Fertigung gerade so durchmacht.
FORDON: Meine Kollegin Darya Niebuhr hat dafür mit Martin Hendricks gesprochen, er ist Global Automotive Sea Level Executive. Was das heißt? Also Martin kommt aus der Fertigungsindustrie und hat dort den Großteil seiner Karriere verbracht für große deutsche Unternehmen: Bosch, ZF und dann für zehn Jahre im Vorstand von amerikanischen Unternehmen agiert. Man holt ihn immer dann ins Boot, wenn sehr schwierige Veränderungen, wenn herausfordernde Transformationen anstehen oder bereits angelaufen sind.
Hendricks: Die Situation ist sicherlich sehr, sehr herausfordernd. Das bekommt man ja auch immer mit im täglichen Leben, aber die hat ja nicht erst angefangen vor ein, zwei Jahren, sondern sie besteht schon seit geraumer Zeit. Ich nenne hier nur die Auseinandersetzung mit China und der amerikanischen Regierung schon 2018, dann 2020 Covid, dann der Chipmangel, jetzt der Ukraine-Krieg. Es gibt eine Vielzahl von Herausforderungen, zum einen auf der geopolitischen Seite, wie ich es gerade erwähnt habe. Die Lieferketten sind gestört und auch sehr volatil. Wir haben einen unglaublichen Margen- und Kostendruck durch diese Volatilität auch und durch die gestiegene Inflation, allein schon, wenn man schaut auf den Energiesektor, beim produzierenden Unternehmen hat das meist einen sehr, sehr hohen Kostenanteil und das ist wirklich ein unglaublicher Druck, der da besteht. Und zudem kommt natürlich auch noch eine technologische Transformation, in der wir durchgehen. Bei der Automobilindustrie ist es die Elektrifizierung, aber bei allen anderen Unternehmen ist es sicherlich die Digitalisierung auch und auch die Nachhaltigkeit, und da die richtigen Leute zu haben. Der Fachkräftemangel - wie man allgemein sagt - ist ausgesprochen herausfordernd für die Unternehmen und wie gesagt, diese unterliegenden Faktoren wie "nachhaltig" und "Digitalisierung" sind eigentlich für alle Unternehmen da neben den geopolitischen Lieferketten und Margen-Problemen. Und das ist dann wirklich eine Menge für einen Manager. Man merkt das immer, eine hohe Riskabilität, es ist ein sehr, sehr hoher Berg und man muss eben gucken, welche Tools, welche Prozesse man anbieten kann, um hier da hindurch zu managen.
FORDON: Eine Vielzahl von Herausforderungen - hat Martin Hendricks gesagt - darunter eben auch geopolitische Spannungen. Für viele Leute ist es ja nur ein Sammelbegriff für die alltäglichen Schlagzeilen in den Nachrichten, aber wie wir eben von Martin Hendricks gehört haben, sind es eben diese Sachen, die den traditionellen Betrieb der Fertigungsindustrie auf den Kopf zu stellen drohen, geringere Produktion, knappere Ressourcen, schrumpfende Exportmöglichkeiten, die Standortfrage. Das sind die Stimmen im metaphorischen Fertigungsindustrie-Kopf, die nachts wach halten. Die Auswirkungen sind von den Lieferketten über die Produktionsstätten in den Personalabteilungen, in der IT bis hin zu den Finanzabteilungen zu spüren. Und leider sind die zukünftigen wirtschaftlichen Aussichten immer noch wirklich unsicher, das World Economic Forum hat in einer Studie von 2021 eines klar gemacht: "In den nächsten Jahren - so der WEF - werden wir wahrscheinlich eine Beschleunigung einiger Megatrends erleben." Trends, um genau zu sein, die direkt Einfluss auf die Produktions- und Versorgungssysteme haben werden, Klimawandel, geopolitische Spannungen und die aufkommenden Technologien der vierten industriellen Revolution. Vor zwei Jahren also hat das WEF schon gewarnt - wenn man so will - dass Unternehmen aufgrund dieser Megatrends geradezu gezwungen sind zu reagieren und Notfallpläne aufzustellen. Damals sagte die Studie, dass gerade einmal zwölf Prozent der Unternehmen ausreichend gegen zukünftige Unterbrechungen, Unvorhersehbarkeiten, Störungen - wie auch immer Sie es nennen wollen - in den Lieferketten und Betrieben vorbereitet und somit geschützt sind. Die restlichen achtundachtzig Prozent benötigen dringend zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit. Heute, zwei Jahre später ist das noch prägnanter. Deswegen machen wir auch diesen Podcast, denn da kann einem schon einmal eng um die Brust werden, kann, es muss aber nicht. Und wenn das auch etwas abgedroschen klingt, in der Not liegt ja ganz häufig riesiges Potenzial. Hier bei Workday sehen wir das immer wieder, mit buchstäblich herunterfallender Kinnlade sehen wir das sozusagen, wie unsere Kunden aus - ich sage einmal - "Piep", Gold machen. Workday hat übrigens ganz frisch die ersten Workday Customer Awards ausgeschrieben, die für Kunden in EMEA verliehen werden, um unsere inspirierendsten und innovativsten Kunden zu feiern. Diese Geschichten werden dann auf der Workday Rising EMEA in Barcelona präsentiert, die im November stattfindet. Ich verlinke Ihnen sowohl die Awards, als auch alle Infos zur Workday Rising EMEA in den Shownotes.
Hendricks: Aber es gibt eben Unternehmen, die das sehr, sehr gut machen, mit der Situation gut umgehen und daraus kann man einfach auch lernen. Ich glaube, dass sie erfolgreich in gut und gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, weil sie den Fokus legen auf Schnelligkeit, weil sie bereit sind Risiken einzugehen, weil sie entscheiden auch unter schwierigen Situationen, basierend auf soliden Informationen. Das sind die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mitnehmen und ihre Teams weiterentwickeln und anpassen und sie müssen bei großer Unsicherheit den internen und externen Stakeholdern Sicherheit vermitteln: "Wir schaffen das! Wir wissen vielleicht nicht mehr genau, wie es in fünf Jahren aussieht, aber wir wissen, wo wir in einem Jahr sein müssen, wo wir in sechs Monaten sein müssen und wir nehmen euch mit auf diese Reise." Das sind die Faktoren, die - glaube ich - sehr wichtig sind: Schnelligkeit, Risiken eingehen, Entscheidungen treffen aufgrund von soliden Informationen, das Team mitnehmen, das Team mitentwickeln, weiterentwickeln und alle Stakeholder an Bord holen.
FORDON: Das war noch einmal Martin Hendricks. Diese Faktoren sind also ein absolutes Muss, vor allem angesichts von Unterbrechungen und Störungen der Lieferketten, einem weiteren Schreckgespenst, das die Fertigungslandschaft heimsucht. Ich glaube, ich habe noch nie so oft "Lieferkette" gehört wie in den letzten ein, zwei Jahren und das meine ich nicht unbedingt im professionellen Kontext, denn tatsächlich sind Lieferketten bisher immer etwas gewesen, was sich eher im Hintergrund abspielt. Dass das so in den Vordergrund gerückt ist, begann im Grunde mit einem - wie soll ich sagen - neuen Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft, ein neues Ethik- und Umweltbewusstsein, das sich von der Nische in die Masse ausgebreitet hat, also den Wunsch zu wissen, wo eigentlich alles so herkommt, was wir konsumieren. Regulationen wie die EU Taxonomie und das Lieferkettengesetz haben diese - sagen wir einmal - neue Sichtbarkeit der Lieferketten verstärkt und jetzt in diesem mega Sturm an geopolitischen Schockwellen wird die Lieferkette quasi hyper sichtbar.
VOIGT: Also die meisten deutschen Unternehmen, die fertigen, haben relativ globale Lieferketten über die letzten zwanzig Jahre aufgebaut, sei es Richtung Asien, sei es Richtung Osteuropa. Es sind sehr komplexe Lieferketten. In dem Moment, wenn die gestört werden, so dass man natürlich in der Regel eine gewisse Reaktionszeit hat und wenn man aus dieser Reaktionszeit herausläuft, dann wird es einfach schwierig, den Prozess am Laufen zu halten, dann stehen Bänder, dann sind Mitarbeiter vielleicht im Werk, die keine Arbeit haben und das ist ein Thema, wo man einfach die Fähigkeit haben muss, relativ schnell zu reagieren
FORDON: Wir haben hier gerade Martin Voigt gehört. Er ist einer meiner Kollegen und Senior Manager Pre Sales bei Workday. [Musik] Angesichts verspäteter Bestellungen und unzufriedener Kunden auf der einen Seite und steigender Kosten und unvorhersehbarer Produktionsbedingungen auf der anderen Seite denken die Hersteller über neue Alternativen nach, darunter Relokalisierung und Regionalisierung. Doch was bedeutet das eigentlich?
VOIGT: Also die Folgen sind natürlich, dass Dinge, die in der Vergangenheit aufgebaut wurden, jetzt ein Stück weit korrigiert werden müssen, das heißt, es wurde investiert in bestimmte Standorte mit viel Geld. Wenn da jetzt sozusagen Fertigungskapazitäten wieder zurückverlagert werden in die Region, die man im engeren Zugriff hat, dann sind das natürlich erst einmal höhere Kosten, meistens auch höhere Lohnkosten und das wird sich am Ende des Tages auch in den Produkten widerspiegeln. Das heißt, das werden wir Endverbraucher irgendwann merken und dementsprechend ist es natürlich wichtig, genau diese Transformation zurück zu einem regionalen Ansatz möglichst effizient zu gestalten und möglichst stark zu automatisieren, um eben die Lohnunterschiede in den einzelnen Regionen auszugleichen.
FORDON: Was Martin Voigt hier sagt, ist super interessant! Und ja, es passiert richtig viel und wir müssen das Kind auch ganz ehrlich beim Namen nennen, es wird kein Ponyhof in der Fertigungsindustrie. Oder vielleicht doch? [Musik] Wir haben über die geopolitischen Spannungen gesprochen, die einen erheblichen Druck auf die Hersteller ausüben. Die geopolitische Lage hat erhebliche Auswirkungen für die Fertigungsindustrie, von Produktionsbeschränkungen durch Betriebsstilllegungen oder fehlende Ressourcen über die Einschränkungen, Waren frei zu verkaufen und zu exportieren, bis hin zu höheren Kosten, geringerer Kostenkontrolle und zunehmenden Schwierigkeiten zu wachsen und zu innovieren. Und bei all dem haben wir noch nicht einmal darüber gesprochen, was all diese Spannungen und Widrigkeiten eigentlich mit den Menschen machen, die die Fertigung am Laufen halten, den Mitarbeitenden in den Werken. Fachkräftemangel heißt oft ja auch einfach Mehrarbeit für die, die da sind und Einschränkungen und Unsicherheiten. Das geht auf die Moral und das hat wiederum enorme Auswirkungen auf die Produktivität. Wir haben in unserer letzten Staffel "Business Rockstars, wie sie durch unsichere Zeiten navigieren", in der ersten Folge ausführlich darüber gesprochen, warum motivierte Mitarbeitende so wichtig sind und wie Unternehmen es schaffen, ihre Mitarbeitenden dauerhaft glücklich zu machen. Ich verlinke Ihnen die Folge in den Shownotes, hereinzuhören lohnt sich!
VOIGT: Ja, da gibt es ja Studien von Gallup, da scheint es ja so zu sein, dass irgendwie nur zwanzig Prozent der Arbeitnehmenden wirklich motiviert sind und wenn man sich das einmal als Unternehmung überlegt, also zwanzig Prozent wirklich motiviert und dadurch wirklich nur produktiv. Also diese zwanzig Prozent stemmen dann so circa achtzig Prozent der Produktivität eines Unternehmens.
FORDON: Wir haben auch schon angesprochen, wie sich die ständigen Unterbrechungen der Lieferkette, die uns in den letzten Jahren immer wieder geplagt haben, auf die Fertigung auswirken. Die verspätete Auftragserfüllung, die Produktionsstopps und die daraus resultierende steigende Unzufriedenheit der Kunden, der Kostendruck steigt - bedingt durch höhere Transportkosten und die steigende Unvorhersehbarkeit der Produktion. Und wir haben von den Überlegungen zur Relokalisierung und Regionalisierung gehört: "Stress, Stress, Stress in der Fertigung". Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht? Auf dem letzten Workday Change Maker Event in Herzogenaurach im Puma Headquarter hat die Neurowissenschaftlerin Laura Wünsch darüber gesprochen, dass Stress auch gut ist.
Wünsch: Vermeiden sollte man Stress gar nicht, Stress ist auch total gesund und bringt uns in Emotionen, in Motion, in Aktion, also das ist sehr, sehr wichtig.
FORDON: Klar geht es hier eher um persönlichen, beziehungsweise individuellen Stress und nicht um geopolitische Umstände mit enormen Auswirkungen, übertragen kann man das Prinzip aber schon, denn bei all den erdrückenden Aussichten ist eben nie alles schwarz und verloren. Ganz im Gegenteil, die meisten großartigen Erfindungen, Entwicklungen und gesellschaftlichen Wachstumsschübe sind aus der Not entstanden und wenn das irgendwo schon immer ganz klar war, dann in der Fertigung in der Dach-Region. [Musik] Hören Sie das? Ja, in den Werkshallen und Lagerstätten und Büros der deutschen Fertigungsindustrie ist ein Summen, Vibrieren zu hören und damit meine ich jetzt nicht das Summen von Maschinen oder Conveyor-Systemen, sondern das Rauschen eines tiefgreifenden Wandels. Auch auf die Gefahr hin, dass ich kitschig klinge, aber das ist das Geräusch der Zukunft, die von der Künstlichen Intelligenz, also KI angetrieben wird, ein Hauch von Zukunft, der in den Werkshallen weht und eine Botschaft verkündet: "Die Zeiten haben sich geändert". Es gab einmal eine Zeit, da konnte man der Fertigung wirklich vorwerfen, sie sei in Bezug auf Innovationen so zögerlich, doch die heutige Fertigungsindustrie in Deutschland und auch in der Dach-Region erzählt hier eine ganz andere Geschichte. Sie schaut nicht länger in den Rückspiegel, sie hat den Blick fest nach vorn gerichtet und erkennt dabei die immense Kraft, die der Künstlichen Intelligenz innewohnt. Dennoch ist der Pfad zur vollständigen Integration der KI kein einfacher und während einige altgediente Unternehmen vielleicht noch zögern, hat die Mehrheit der Industrie erkannt, dass diese Technologie kein bloßer Modetrend ist, sondern eine Notwendigkeit, dazu noch einmal Martin Hendricks.
Hendricks: Keiner kann im Moment genau sagen, wo es hingeht, womit ich aber ganz sicher bin, ist, dass es da ist und dass jetzt schon jede Menge Möglichkeiten und Anwendungsbeispiele da stehen. Das wird jeden Tag mehr, aber jeden Tag, den man wartet, den man das nicht ausprobiert, nicht anwendet, ist ein verlorener Tag, weil meine Wettbewerber machen das, Start-ups machen das, die nicht die ganze Legacy haben wie ich, also die nicht den ganzen Ballast mit sich herumschleppen wie ich. Also muss ich aufpassen, dass das nicht an mir vorbei geht und ich bin ja bei neuen Technologien so, da denke ich immer 'embracen', also annehmen, aufnehmen, die Chancen daraus nutzen und das sollte man einfach auch hier. Ich glaube, dass bereits jetzt sehr viele Anwendungsbereiche im Produktions- und bei den Beschaffungsprozessen da sind. Es gibt massive Möglichkeiten im Recruiting-Bereich und auch im Talent Management-Bereich dadurch eigentlich schon, aber auch im Training, bei technischen Informationen und Training von Mitarbeitern, von neuen Mitarbeitern gibt es bereits viele Anwendungsöglichkeiten, die man jetzt schon nutzen kann, also auch für die Leute auf dem Shop Floor, die die Operations managen. Wir wollen ja nicht mit ChatGPT die Welt verändern, sondern wir wollen unsere Prozesse verbessern, unsere Mitarbeiter weiterentwickeln und kostengünstiger produzieren und dafür sind bereits jetzt Lösungen da.
FORDON: Künstliche Intelligenz hat das Potenzial die gesamte Produktionskette zu revolutionieren. Beginnend bei der Planungs- und Entwicklungsphase können Algorithmen nun Designprozesse unterstützen, indem sie auf der Grundlage von Parametern optimierte Entwürfe liefern. Dadurch kann eine enorme Effizienzsteigerung erzielt werden, die in kürzeren Entwicklungszeiten und geringeren Kosten resultiert. Auf der Produktionsseite ermöglicht die KI eine beispiellose Automatisierung, mit KI-gesteuerten Robotern können Arbeitsprozesse, die einst manuell und mühsam waren, automatisiert und optimiert werden, durch Maschinelles Lernen sind diese Roboter dann in der Lage, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen und kontinuierlich zu lernen und zu verbessern. Dies führt zu einer bemerkenswerten Steigerung der Produktivität und Qualität. Eine der tiefgreifendsten Transformationen, die die KI in der Fertigungsindustrie herbeiführen kann, liegt allerdings jenseits von Produktivität und Effizienz. Es ist die Fähigkeit der KI, den Menschen zu entlasten; in einer Industrie, die oft von körperlich belastender Arbeit geprägt ist, kann die KI dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer zu verbessern, indem sie sie von schweren und gefährlichen Aufgaben entlastet. Auf der diesjährigen Workday Live at Elevate und der Workday Live Elevate in München habe ich mit vielen Kunden und Experten über KI und ML gesprochen und sie gefragt, was sie eigentlich daran begeistert und welche Anwendungsbereiche sie noch so sehen?
Löhmar: Natürlich geht es immer darum, mit AI und Machine Learning effizienter zu arbeiten und dann letztendlich Entscheidungen im weitesten Sinne auf positive Art und Weise beeinflussen zu können, indem bessere Informationen geliefert wird, proaktiv, also der Mensch steht tatsächlich immer ganz stark im Mittelpunkt bei den Anwendungsfällen.
Ernst-Diarra: Künstliche Intelligenz ist genau dafür gemacht, diese wahnsinnige Anzahl von Daten zu analysieren, umzusetzen, Vorschläge zu machen, Anomalien irgendwie in irgendeiner Art und Weise herauszufiltern und dein Leben besser zu gestalten als Mitarbeiter.
FORDON: Trotz aller Vorteile ist der Weg zur vollständigen Integration der KI in die Fertigungsindustrie nicht ohne Hürden. Die Hauptprobleme sind oft technischer und organisatorischer Art. Alte IT-Infrastrukturen und veraltete Prozesse können die Integration der KI erschweren. Unternehmen müssen in die Modernisierung ihrer Systeme investieren und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Innovation fördern, um den maximalen Nutzen aus der KI zu ziehen.
Mens: Die Daten müssen passen in der Qualität und Quantität und ich glaube, da sind wir mit Workday ziemlich gut positioniert gerade, was die Qualität und Quantität angeht, weil das System muss lernen und das kann es nur, wenn es genug Lerndaten hat und das zweite ist halt einfach, dass als Mensch Vertrauen in diese neue Technologie zu finden ist, dass das, was da hochkommt, mir hilft einen besseren Job zu machen.
Hartung: Herausforderungen sehe ich insbesondere bei dem Thema Angst und auch Unsicherheit auf der Seite der Mitarbeitenden: Was kommt da auf mich zu? Wird mein Arbeitsplatz gegebenenfalls obsolet? Und das ist das größte Thema, wo wir unseren Mehrwert sehen, die Technologie als Grundgerüst, als Enabler, um die Produktivität zu steigern, um das Mitarbeiterengagement zu steigern, um den Mitarbeiter besser zu machen, aber nicht obsolet.
FORDON: Wir haben gerade Frank Mens und Alexandra Hartung von Workday gehört, mit denen ich auf der Workday Elevate gesprochen habe. Darüber hinaus stellen sich aber auch ethische Fragen in Bezug auf den Einsatz von KI. Die Automatisierung von Arbeitsprozessen kann zu Arbeitsplatzverlusten führen und es besteht die Gefahr, dass die Vorteile der KI ungleich verteilt sind. Es liegt also in der Verantwortung der Unternehmen und der Gesellschaft dafür zu sorgen, dass der Übergang zur KI-gesteuerten Fertigung gerecht, nachhaltig und ethisch erfolgt. Wir bei Workday arbeiten weltweit mit politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden zusammen, um für eine gezielte und risikobasierte Politik einzutreten, die auf vertrauenswürdige Innovation hinarbeitet. Seit 2019 haben wir zur Grundlagenarbeit für die KI-Regulierung beigetragen, einschließlich in Europa. Im Einklang mit diesen Engagement hat Workday aktiv daran gearbeitet, sicherzustellen, dass die in der vorgeschlagenen KI-Verordnung enthaltenen Anforderungen gezielt und umsetzbar sind. Ich verlinke Ihnen einen Blogpost dazu in den Shownotes. Uta Ernst-Diarra, Managing Director Deutschland bei Workday hat mit mir im Rahmen des KI und ML Experten-Videos, das ich ihnen auch in den Shownotes verlinke, kurz auch über die Ängste gesprochen, die in diesem Zusammenhang aufkommen.
Ernst-Diarra: Bestimmte Hürden sind natürlich die ethischen, dass man sagt, irgendwann verselbstständigt sich die Künstliche Intelligenz und wird ein Eigenleben haben, also so dieses End-Szenario, das wir nur noch von Maschinen beherrscht werden, die Adaption, dass viele Jobs wegfallen und ganz viele neue entstehen. Das heißt, jeder von uns muss flexibel werden und sein und im Langfristigen damit arbeiten können.
FORDON: Um die Fähigkeiten und das Know-how für den erfolgreichen Einsatz von KI zu entwickeln, müssen Unternehmen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren. Wir haben darüber auch ausführlich in der ersten Folge der letzten Staffel gesprochen und wir werden in der nächsten Folge da auch noch einmal ganz genau darauf schauen, auf die Intersektion von Fachkräftemangel in der Fertigung und dem Einsatz von KI und ML. KI ist kein Zaubertrick und kein Allheilmittel, aber sie hat das Potenzial, sowohl die Effizienz als auch die Arbeitsbedingungen in der Fertigungsindustrie erheblich zu verbessern. Für die Fertigungsunternehmen in der Dach-Region bietet sich daher eine klare Wahl: Entweder sie ergreifen die Initiative und integrieren die KI in ihre Prozesse oder sie laufen Gefahr ins Hintertreffen zu geraten. Die künstliche Intelligenz hat die Fertigungsindustrie bereits erreicht. Sie ist mehr als nur ein Summen in den dunklen Gängen der Werkshallen, sie ist der Puls der Veränderung, der durch die Adern der Industrie fließt. Sie ist die Antwort auf die immer komplexer werdenden Anforderungen unserer Zeit und eine Möglichkeit sowohl den Fortschritt der Industrie, als auch das Wohlergehen ihrer Arbeitenden zu gewährleisten. Es ist an der Zeit dieses Potenzial zu erkennen und den Weg in eine KI-gesteuerte Zukunft zu beschreiten. Und die Fertigungsindustrie ist agil, anpassungsfähig und bereit sich den Herausforderungen zu stellen. Mit der richtigen Technologie und Strategie können wir diese Stürme überwinden und stärker als je hervorgehen. [Musik] Ja, stärker als je zuvor. liebe Zuhörer*innen, ich hoffe, dass Sie in der heutigen Podcast-Folge wertvolle Einblicke gewonnen haben! Es liegt eine Menge Arbeit vor uns, aber wir dürfen nicht vergessen, dass jede Herausforderung auch eine Chance ist. Und mit dem richtigen Partner an Ihrer Seite, sei es durch technologische Unterstützung oder strategische Beratung, kann diese Chance in einen unermesslichen Erfolg umgewandelt werden. Und damit verabschiede ich mich für heute, aber freuen Sie sich schon auf die nächste Folge, in der wir uns noch intensiver mit der Künstlichen Intelligenz und Maschinellem Lernen in der Fertigungsindustrie beschäftigen werden! Ganz konkret wird es darum gehen, wie diese Technologien eingesetzt werden können, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ich bin Anja Fordon und ich freue mich darauf, Sie dann wieder zu hören.