Die Ereignisse des letzten Jahres haben bewiesen, wie wichtig eine robuste Szenarioplanung ist. Szenarioplanung – das Festlegen von Strategien für variable kritische Geschäftsfaktoren – hilft Unternehmen dabei, in Zeiten der Ungewissheit trotzdem Erfolg zu haben. Kurz gesagt: Mit der Szenarioplanung können Finanzverantwortliche auf Veränderungen reagieren.
Wenn Unternehmen Einnahmen- und Ausgabenprognosen im Zeitverlauf nicht anpassen, mehrere Szenarien gleichzeitig nicht abbilden oder die Auswirkungen neuer Märkte, personeller Veränderungen oder von Vorschriften nicht anzeigen können, sind Unternehmen auch nicht in der Lage, künftige Herausforderungen zu bewältigen – und schon gar nicht, zeitnah auf Änderungen zu reagieren.
In einem kürzlich veranstalteten Webinar der Association for Financial Professionals haben eine Expertin und ein Experte erklärt, warum Szenarioplanung und -management im modernen Finanzwesen so wichtig sind.
„COVID-19 ist als der große Beschleuniger bezeichnet worden und hat uns alle letztes Jahr gezwungen, eine Art Szenario- oder Notfallplanung auszuarbeiten“, sagte Jack Alexander, vormals CFO und jetzt Berater, Autor und Coach. „Ich hoffe, dass Führungskräfte im Finanz- und operativen Bereich in Zukunft Szenarioplanung regelmäßiger nutzen und sie in ihre Planungs- und Managementaktivitäten einbauen werden.“
Alexander beschrieb seine Zusammenarbeit mit einem Kunden, der vor Ausbruch der Pandemie mit zwei kritischen Unsicherheiten konfrontiert war. „Das Unternehmen war unsicher, ob die Wirtschaft weiterhin wachsen oder schrumpfen würde. Außerdem hatten sie einen großen Vertrag, der neu ausgeschrieben wurde. Aufgrund dieser beiden Unsicherheiten hatten sie also vier mögliche Szenarien in einer 2x2-Tabelle. Außerdem empfehle ich immer auch die Entwicklung eines Black-Swan-Szenarios: geringe Wahrscheinlichkeit, hohe Wirkung. Damit wird dann das meiste abgedeckt, einschließlich COVID.“
Kinnari Desai, Vice President und Head of Corporate Finance bei Workday, erläuterte einen mehrstufigen Prozess zur Beschleunigung der Szenarioplanung.
Top-Prioritäten der Führungskräfte auf einen gemeinsamen Nenner bringen
Als erstes müssen Unternehmen ihre zwei oder drei wichtigsten Prioritäten bestimmen. „Das könnten Umsatzwachstum, Margen oder Cashflow sein. Wichtig ist, sie von Anfang an festzulegen“, so Desai. „Wir bekommen die Sichtweisen unseres Führungsteams und legen in Abstimmung mit ihnen die wichtigen Punkte fest.“
Außerdem muss man verstehen, was für die Führungskräfte im Vordergrund steht, je nachdem, ob sie in Vertrieb, Kundendienst, G&A, Technologie oder anderen Abteilungen tätig sind. „Wir müssen sicherstellen, dass wir Szenarien haben, die funktionsübergreifend relevant sind, nicht nur im Finanzbereich“, so Desai weiter. „Es ist hilfreich, wenn wir wissen, woher das jeweilige Wissen kommt, damit wir aus mehreren Perspektiven den Kern herausarbeiten können.“