Verbindlichkeiten richtig berechnen für eine präzise Cashflow-Prognose

Aussagekräftige Prognosen zur Kreditorenbuchhaltung verschaffen Finanzführungskräften frühzeitig Einblicke in bevorstehende Anforderungen und Zahlungsfristen. Mit dem richtigen Ansatz wird die Kreditorenbuchhaltung zu einem effektiven Instrument für das Liquiditätsmanagement und die Stärkung der operativen Kontrolle.

Frau mit Pferdeschwanz beim Betrachten des Laptops

Für Finanzabteilungen ist die Kreditorenbuchhaltung (Accounts Payable, AP) einer der unmittelbarsten Indikatoren für Liquiditätsverpflichtungen. Sie bildet sämtliche Einkaufsaktivitäten sowie den Rechnungsstatus ab und gibt gleichzeitig darüber Aufschluss, wann Verbindlichkeiten fällig werden. Zudem liefert sie Erkenntnisse über die Beschaffungskadenz und die vereinbarten Zahlungsbedingungen mit Lieferanten.

Diese Einblicke sind sogar noch nützlicher, wenn sie zur vorausschauenden Planung genutzt werden. Prognosen zur Entwicklung der Kreditorenbuchhaltung auf der Grundlage historischer Muster und aktueller Daten ermöglichen es Finanzteams, zukünftige Verpflichtungen frühzeitig zu erkennen und diese Prognosen gezielt in eine umfassende Liquiditätsstrategie einzubinden.

Mehr als die Hälfte der CFOs und Finanzführungskräfte geben jedoch an, dass veraltete Informationen ihre Fähigkeit, genaue Prognosen zu erstellen, beeinträchtigen. Eine effektive Cashflow-Prognose erfordert mehrere gezielte Schritte, um die richtige Struktur, Logik und technologische Unterstützung in den Kreditorenprozess zu integrieren. Wenn Prognosen in die regelmäßige Planung integriert werden, erhalten Finanzführungskräfte einen verlässlichen Überblick über bevorstehende Verpflichtungen. Gleichzeitig bleiben die Teams hinsichtlich Ausgaben, Zeitplanung und Cashflow-Management optimal aufeinander abgestimmt.

Die Kreditorenbuchhaltung stellt eine direkte Verbindung zwischen der Geschäftstätigkeit und dem Cashflow dar – sie ist einer der aussagekräftigsten Indikatoren für die kurzfristige Liquidität.

Was ist Kreditorenbuchhaltung?

Die Kreditorenbuchhaltung erfasst die kurzfristigen Verbindlichkeiten, die Ihr Unternehmen Lieferanten für bereits erhaltene Waren und Dienstleistungen schuldet. Sie wird in der Bilanz ausgewiesen und gibt Aufschluss über den Zeitpunkt, die Struktur sowie die Verlässlichkeit Ihrer Zahlungspraxis.

Die Kreditorenbuchhaltung dient auch als direktes Bindeglied zwischen operativen Geschäftsprozessen und Cashflow. Jede Verbindlichkeit stellt einen klar definierten Mittelabfluss dar und macht die Kreditorenbuchhaltung zu einem der deutlichsten Indikatoren für den kurzfristigen Liquiditätsbedarf. Deshalb besteht der erste Schritt zu einer zuverlässigen Prognose darin, genau zu wissen, was wann geschuldet wird.

Berechnung des Kreditorensaldos

Die Erstellung einer zuverlässigen Cashflow-Prognose setzt zunächst voraus, dass Sie Ihre aktuelle finanzielle Situation genau kennen. Die Berechnung des entsprechenden Saldos ist von entscheidender Bedeutung und lässt sich anhand einer einfachen Formel durchführen:

Kreditorensaldo = Gesamte Einkäufe auf Kredit - Zahlungen auf Kredit

So erhalten Sie eine Momentaufnahme dessen, was Ihr Unternehmen Anbietern für bereits erhaltene, aber noch nicht bezahlte Produkte oder Services schuldet. Die meisten dieser Daten befinden sich in Ihrem Hauptbuch und Ihren Anbieter-Nebenbüchern. Sie finden sie auch in Ihrer Bilanz unter den kurzfristigen Verbindlichkeiten.

Angenommen, Ihr Unternehmen hat im Laufe des Monats Waren im Wert von 500.000 USD auf Kredit gekauft. Im gleichen Zeitraum haben Sie 350.000 USD an Anbieter gezahlt. Ihr Kreditorensaldo sieht dann wie folgt aus: 500.000 USD – 350.000 USD = 150.000 USD

Diese Abbildung zeigt Ihre ausstehenden Verpflichtungen zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Genauigkeit ist in diesem Zusammenhang unabdingbar. Wenn die Erfassung Ihrer Rechnungen verzögert erfolgt oder Zahlungen nicht korrekt dokumentiert werden, besteht die Gefahr, dass Sie finanzielle Fehlentscheidungen treffen. Eine zeitnahe und konsistente Datenerfassung, unterstützt durch integrierte Systeme, ist entscheidend für die Pflege einer verlässlichen Bilanz und hilft, unerwartete Abweichungen in Ihren Cashflow-Abrechnungen zu vermeiden.

Wenn Ihre Zahlen zur Kreditorenbuchhaltung aktuell und korrekt sind, können Sie zukünftige Zahlungen genauer vorhersagen, die Beziehungen zu Anbietern effektiver steuern und fundierte Entscheidungen über die Kapitalallokation treffen.

Berechnung der Kreditorenumschlagshäufigkeit

Sobald Ihr aktueller Kreditorensaldo feststeht, besteht der nächste Schritt darin zu bewerten, wie effizient Sie diese Verpflichtungen managen. Die Kreditorenumschlagshäufigkeit zeigt, wie regelmäßig Ihr Unternehmen seine Verbindlichkeiten gegenüber Anbietern begleicht, und macht so das Zahlungsverhalten im Zeitverlauf transparent.

Kreditorenumschlagshäufigkeit = Gesamte Kreditkäufe / Durchschnittlicher Kreditorensaldo

Eine höhere Umschlagshäufigkeit weist häufig auf schnellere Zahlungen hin, was wiederum auf eine hohe Liquidität oder kurze Zahlungsfristen der Anbieter schließen lässt. Eine niedrigere Umschlagshäufigkeit kann je nach Kontext auf längere Zahlungszyklen oder einen verzögerten Cashflow hindeuten.

Dieses Verhältnis liefert zudem Einblicke in die Kreditorenlaufzeit (Days Payable Outstanding, DPO) – eine Kennzahl, die angibt, wie viele Tage ein Unternehmen benötigt, um seine Lieferanten zu bezahlen. Während die Fluktuation die Häufigkeit angibt, gibt DPO Aufschluss über den Zeitpunkt. Gemeinsam vermitteln diese beiden Kennzahlen ein umfassenderes Bild Ihrer Zahlungsfrequenz und ermöglichen genauere Prognosen für die Kreditorenbuchhaltung.

Durch Cashflow-Prognosen lassen sich erwartete Verbindlichkeiten fundiert abbilden, indem Einkaufsmuster, bestehende Vereinbarungen mit Anbietern sowie zeitliche Entwicklungen berücksichtigt werden.

Formeln zur Cashflow-Prognose

Nachdem Sie nun wissen, wie es um Ihre Kreditorenbuchhaltung steht und wie schnell die Zahlungen erfolgen, ist der nächste logische Schritt die Prognose des künftigen Saldos. In dieser Phase lassen sich erwartete Verbindlichkeiten fundiert abbilden, indem bekannte Einkaufsmuster, bestehende Vereinbarungen mit Anbietern sowie zeitliche Entwicklungen berücksichtigt werden.

Zwei häufig verwendete Methoden zur Cashflow-Prognose in der Kreditorenbuchhaltung sind:

  • Prognostizierter Kreditorensaldo = Prognostizierte Einkäufe × Historischer Kreditorensaldo %: Diese Methode eignet sich besonders für Unternehmen mit konstantem Beschaffungsverhalten und stabilen Anbieterkonditionen. Wenn Ihr Einkaufsvolumen weitgehend konstant bleibt und Ihr Zahlungsverhalten gut prognostizierbar ist, bietet dieser Ansatz eine einfache und effektive Möglichkeit, aktuelle Trends in die Zukunft fortzuschreiben.

Beispiel: Wenn Sie im nächsten Quartal Einkäufe im Wert von 500.000 USD erwarten und in der Vergangenheit 30 % der Einkäufe am Ende einer Periode unbezahlt blieben, würde Ihr prognostizierter Saldo wie folgt berechnet: 500.000 × 0.30 = 150.000 USD

  • Prognostizierter Kreditorensaldo = (DPO × COGS) / 365: Diese Formel eignet sich besonders für Unternehmen mit größeren Schwankungen im Einkaufsvolumen oder ausgeprägten saisonalen Veränderungen. Sie berücksichtigt die Kreditorenlaufzeit (Days Payable Outstanding, DPO) und die Kosten der verkauften Waren, um auf Basis Ihrer tatsächlichen Zahlungsfrequenz den voraussichtlichen ausstehenden Betrag zu ermitteln.

Beispiel: Wenn Ihre Umsatzkosten jährlich 1,2 Millionen Dollar betragen und Ihr DPO 45 Tage beträgt, wäre Ihr prognostizierter Kreditorensaldo: (45 × 1.200.000) / 365 = 147.945,21 USD

Die Wahl der passenden Berechnungsmethode hängt maßgeblich von Ihrem Einkaufsrhythmus und der Flexibilität Ihrer Anbieter-Beziehungen ab. Bei stabiler Aktivität liefert die einfachere Methode genau das, was Sie brauchen. Bei Schwankungen im Geschäftsumfeld liefert der DPO-basierte Ansatz dynamischere Einblicke.

In jedem Fall hängt der Mehrwert der Prognose davon ab, wie konsequent sie aktualisiert wird und wie genau sie die realen Abläufe in der Beschaffung und bei den Verbindlichkeiten darstellt.

Best Practices für die Erstellung von Cashflow-Prognosen

Die Qualität Ihrer Kreditorenbuchhaltung bestimmt maßgeblich die Genauigkeit Ihrer Prognosen. Entdecken Sie nachfolgend fünf sofort anwendbare Best Practices, mit denen Sie Ihren Cashflow effektiver managen und robuste, genaue und flexible Prognosen erstellen können.

1. Daten funktionsübergreifend verbinden

Für eine umfassende Prognose verbinden Sie Kreditorendaten nahtlos mit Ihren Einkaufs-, Beschaffungs- und Treasury-Systemen. So behalten Sie Ihre Verpflichtungen im Blick, bevor sie zu Verbindlichkeiten werden. So kann beispielsweise der Abgleich von Bestellungen mit erwarteten Rechnungen die Genauigkeit verbessern und unerwartete Kosten vermeiden.

2. Mehrere Szenarien vergleichen

Beschränken Sie sich nicht auf ein einzelnes Zukunftsszenario. Modellieren Sie verschiedene Szenarien basierend auf Veränderungen bei Anbieter-Zahlungsbedingungen, Preisschwankungen oder Beschaffungsvolumen. Bestimmen Sie flexible und risikobehaftete Anbieter und nutzen Sie Sensitivitätsanalysen, um die Auswirkungen von Veränderungen auf Ihre liquiden Mittel zu erfassen.

3. Rollierende Prognosen mit definierten Update-Zyklen erstellen

Vermeiden Sie starre Prognosezyklen. Arbeiten Sie stattdessen mit rollierenden Prognosen und aktualisieren Sie diese monatlich oder synchron zu Ihrem Abschlussprozess. Erstellen Sie einen strukturierten Zeitplan für die Aktualisierung wichtiger Daten wie Umsatzkosten (COGS), Zahlungsverhalten und neue Anbieter, um die Prognosen auf dem aktuellen Stand zu halten.

4. Historische Trends zur Erstellung einer prädiktiven Logik nutzen

Analysieren Sie das Zahlungsverhalten über bestimmte Zeiträume. Wie groß ist die durchschnittliche Zahlungsverzögerung je Anbieter? Wann werden Rabatte in der Regel nicht genutzt? Analysieren Sie diese Daten zur Mustererkennung für verlässlichere Prognosen und richten Sie ein Warnsystem für Abweichungen ein.

5. Prognosen mit Beschaffung und Konjunkturzyklen abstimmen

Synchronisieren Sie Ihre Prognosen mit etablierten Beschaffungszyklen, Produkteinführungen oder saisonalen Schwankungen der Nachfrage. Falls zum Beispiel im 4. Quartal üblicherweise die Rohstoffeinkäufe ansteigen, sollte Ihre Prognose sowohl den Zeitpunkt als auch den Umfang dieser zu erwartenden Verbindlichkeiten genau abbilden. Stimmen Sie zudem die Zahlungsprognosen mit den Lieferantenplänen oder Aktionskalendern ab, um transparent darzustellen, welchen Einfluss Einkaufsaktivitäten auf die konkreten finanziellen Verpflichtungen haben.

6. Prognosegenauigkeit nach Geschäftsabschluss prüfen

Vergleichen Sie nach jedem Monats- oder Quartalsabschluss die prognostizierten Kreditorensalden mit den tatsächlichen Ergebnissen. Analysieren Sie, in welchen Bereichen Sie Verpflichtungen zu hoch oder zu niedrig eingeschätzt haben, und dokumentieren Sie die Faktoren, die für diese Diskrepanzen verantwortlich sind. Diese regelmäßige Feedbackschleife unterstützt Sie dabei, Ihre Annahmen zu verfeinern und Ihr Prognosemodell kontinuierlich zu optimieren.

Optimierte Nutzung von Cashflow-Prognosen mit modernen Lösungen

Manuelle Prognoseverfahren reichen nicht aus, wenn Finanzabteilungen auf Schnelligkeit, Genauigkeit und Anpassungsfähigkeit angewiesen sind. Mit modernen Finanzmanagement-Lösungen lassen sich Prognosen für die Kreditorenbuchhaltung präziser und mit deutlich weniger Aufwand erstellen – vor allem durch die nahtlose Integration von Daten, Automatisierung und intelligenten Funktionen in den gesamten Prozess.

Die Mehrheit der Finanzführungskräfte (51 %) gab gegenüber Workday an, dass neuere Technologien – wie Finanzmanagement-Plattformen zur unternehmensweiten Datenkonsolidierung – entscheidend sind, um Planungs-, Umsetzungs- und Analysezyklen effizienter zu gestalten. 

Plattformbasierte Lösungen schaffen die zentrale Datengrundlage, die Teams für die Umsetzung der genannten Best Practices benötigen. Sie verbessern nicht nur die Qualität der Finanzentscheidungen insgesamt, sondern bringen auch wesentliche Vorteile direkt für die Kreditorenbuchhaltung mit sich, beispielsweise durch die Verknüpfung von Daten mit Unternehmensergebnissen und die Ermöglichung schnellerer Prozesszyklen.

Schlüsselfunktionen einer erfolgreichen Finanzmanagement-Software:

  • Automatisierte Rechnungsverarbeitung für effizientere Klassifizierung und Validierung

  • Integration in Einkaufssysteme für Echtzeiteinblicke in Verpflichtungen

  • KI und Machine Learning, um Ausreißer aufzuspüren, das Zahlungsverhalten vorherzusagen und Annahmen kontinuierlich zu optimieren

  • Verknüpfung von Istzahlen und Verpflichtungen für einheitliche Prognosen

  • Szenarioplanung und Sensitivitätsanalysen, um die Auswirkungen veränderter Mengen, Zeitabläufe oder Kosten auf die Ergebnisse zu ermitteln

Innovative Lösungen im Bereich Prognosen steigern nicht nur die Rechengeschwindigkeit, sondern geben Finanzteams die Flexibilität, in Echtzeit auf Veränderungen zu reagieren. Wenn Cashflow-Prognosen aktuelle Verpflichtungen und Beschaffungsaktivitäten widerspiegeln, können Teams schneller auf einen sich ändernden Bargeldbedarf reagieren, Auszahlungspläne zuverlässig anpassen und effektiver mit den Finanz- und Beschaffungsteams zusammenarbeiten.

Aufwertung der Kreditorenbuchhaltung: Einblicke effektiv umsetzen

Die Kreditorenbuchhaltung verschafft einen wertvollen Einblick in die finanzielle Dynamik eines Unternehmens. Werden die entsprechenden Salden diszipliniert und im richtigen Kontext berechnet und prognostiziert, führen sie zu klareren Entscheidungen, engeren Lieferantenbeziehungen und einer effektiveren Kontrolle des Betriebskapitals.

In der gegenwärtigen Wirtschaftslage, in der klare Liquiditätseinblicke den Unterschied zwischen strategischem Wachstum und notgedrungenen Einsparungen bedeuten können, sind genaue, agile Prognosen im Bereich der Kreditorenbuchhaltung nicht nur vorteilhaft, sondern unerlässlich. Durch die Einbindung der Cashflow-Prognosen in die reguläre Finanzplanung sind sie keine einmalige Aufgabe mehr, sondern werden zu einer verlässlichen Grundlage für fundierte Einblicke.

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Veröffentlicht in:  Finanzwesen,
Finanzplanung und -analyse

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