Einstellungstrends im ersten Halbjahr 2023: Verlangsamung und Stagnation

Im ersten Halbjahr 2023 gab es große Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die sich auch in der Belegschaft bemerkbar machen und unter anderem zu einer Abnahme des Mitarbeiter-Engagements führen. Daten der Workday-Plattform zeigen, dass auf mehr Bewerbungen inzwischen weniger offene Stellen kommen. Auch die Fluktuation durch Kündigung vonseiten der Arbeitnehmer ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 % zurückgegangen. Auf der Grundlage dieser Kennzahlen haben wir die wichtigsten Trends und Erkenntnisse zusammengetragen, um HR-Führungskräften zu helfen, sich auf die nahe Zukunft einzustellen.

Wenn wir uns das erste Halbjahr 2023 anschauen, beobachten wir, dass sich der Rückgang von Neueinstellungen beschleunigt, während die Kluft zwischen Bewerbungen und Personalanforderungen immer größer wird. Arbeitgeber richten ihre Aufmerksamkeit auf die besten Bewerber, während Recruiter beträchtliche Bewerbervolumen bei einer sehr viel kleineren Anzahl von Stellen zu bewältigen haben. Gleichzeitig stagniert die Mobilität der Arbeitnehmer, das heißt, die Beschäftigten werden nicht befördert, wandern aber auch nicht ab. Aktuelle Daten zu Stimmungstrends sollten Arbeitgebern als Warnzeichen dienen. 

Das Fazit? Damit Unternehmen ihre Ziele erreichen können, müssen sie für eine beschränkte Zahl von offenen Positionen die passenden Mitarbeiter mit den richtigen Kompetenzen einstellen und gleichzeitig das Beste aus ihrem bestehenden Talentpool herausholen.

Um uns ein besseres Bild der aktuellen Situation zu verschaffen, haben wir Kennzahlen von Workday Recruiting, Workday Peakon Employee Voice und dem Workday Human Capital Management-Kernsystem (HCM) herangezogen. Aus diesen Informationen konnten wir die folgenden Schlüsse ziehen: 

  • Der Rückgang von Neueinstellungen zeichnet sich immer deutlicher ab. Ein Blick auf die Zahlen von Q1 und Q2 2023 zeigt, dass sich die Personalanforderungen in Q2 stärker verlangsamt (-20%) haben als in Q1 2023 (-10%). 

  • Arbeitskräfte bleiben in ihrem Unternehmen. In sämtlichen Branchen ist die freiwillige Fluktuation im Verlauf von 12 Monaten im Mittel um 20 % im Jahresvergleich gesunken.

  • Es gehen mehr Bewerbungen für weniger freie Stellen ein. In der ersten Hälfte des Kalenderjahres ging die Anzahl der Bewerbungen im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 15 % zurück, während die eingehenden Bewerbungen um 30 % anstiegen. 

  • Vor allem in der Technologiebranche stehen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen weniger Aufstiegsmöglichkeiten offen. Die Beförderungsrate in dem 12-monatigen Zeitraum erwies sich in 13 der 16 von uns erfassten Branchen als rückläufig. Der stärkste Rückgang war in der Technologiebranche zu verzeichnen, wobei die Beförderungsrate im Schnitt über 12 Monate im Jahresvergleich um 30 % zurückging.

  • Die ausschlaggebendsten Faktoren für die Stimmungstrends bei den Arbeitnehmern lassen einen Abwärtstrend erkennen. Anhand der Daten von Workday Peakon Employee Voice lässt sich belegen, dass viele Faktoren, die mit Gesundheit und Wohlbefinden (Arbeitspensum) sowie der Mitarbeiterentwicklung (Weiterqualifizierung, Entlohnung und Anerkennung) zusammenhängen, in allen Regionen zu den am niedrigsten bewerteten Faktoren der diesjährigen Analyse gehören.

Arbeitgeber richten ihre Aufmerksamkeit auf die besten Bewerber, während Recruiter beträchtliche Bewerbervolumen bei einer sehr viel kleineren Anzahl von Stellen zu bewältigen haben.

Zentrale Einstellungs- und Recruiting-Trends

Im Mai 2023 meldete das US-amerikanische Bureau of Labor Statistics mehr als 9,8 Millionen offene Stellen. Workday Recruiting verarbeitete im gleichen Monat 2,2 Millionen US-amerikanische Personalanforderungstransaktionen – das entspricht nahezu 22 % aller offenen Stellen in den USA. Sollte dieser Trend anhalten, wird Workday voraussichtlich im Verlauf des Jahres 2023 über 36 Millionen Personalanforderungen, 266 Millionen Bewerbungen und 24 Millionen Stellenangebote/Arbeitsverträge bearbeiten. Die Größe und die Qualität unseres Datenbestands ermöglichen es uns, einen der umfassendsten Echtzeit-Einblicke in die weltweiten Einstellungstrends auf dem heutigen Markt zu erhalten. 

Im ersten Halbjahr 2023 wurde Workday Recruiting für folgende Prozesse eingesetzt:

  • 18 Mio. Personalanforderungen (15 % weniger als im ersten Halbjahr 2022) 
  • 133 Mio. Bewerbungen (30 % mehr als im ersten Halbjahr 2022)
  • 12 Mio. Stellenangebote und Arbeitsverträge (9 % weniger als im ersten Halbjahr 2022)

Hier die Zahlen für das 2. Quartal 2023:

  • 8,6 Mio. Personalanforderungen (20 % weniger als in Q2 2022) 
  • 66,4 Mio. Bewerbungen (30 % mehr als in Q2 2022)
  • 6,2 Mio. Stellenangebote und Arbeitsverträge (13 % mehr als in Q2 2022)

Obwohl das Bewerberaufkommen stark gestiegen ist, ging die Zahl der vereinbarten Vorstellungsgespräche im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr zurück – ein weiteres Indiz dafür, dass Arbeitgeber schon zu Beginn des Einstellungsverfahrens äußerst selektiv vorgehen. 

Weltweit gab es im Vergleich zu den USA einen geringeren Rückgang bei den Anforderungen und einen größeren Anstieg bei den Bewerbungen, was auf eine größere Resilienz bei der Personalbeschaffung hindeutet. Während es bei den Einstellungen je nach Land Schwankungen gibt, verzeichneten unsere Kunden außerhalb der USA insgesamt zwar einen Abschwung des Personalanforderungsvolumens jedoch in geringerem Maße. In Kürze erhalten Sie bei uns die vollständige Studie mit weiteren Details, darunter die fünf Länder mit der größten Anzahl an Personalanforderungen und Bewerbungen.

Angesichts der Umbrüche und Belastungen der letzten Zeit zeigten Führungskräfte Einfühlungsvermögen und Verletzlichkeit. So bauten sie authentische Beziehungen zu ihren Mitarbeitern auf. Diese Art von Beziehungspflege ist nicht nur moralisch gegeben, sie ist auch für das Geschäft von Vorteil.

Aufwärtstrend bei Einstellungen im Gesundheitswesen, Abwärtstrend in anderen Branchen

Beim Branchenvergleich lässt sich feststellen, dass die Personalanforderungen in der ersten Jahreshälfte 2023 im Vergleich zum Vorjahr nur im Gesundheitswesen angestiegen sind. 

Personalanforderungen im ersten Halbjahr 2023 im Branchenvergleich:

  1. Handel: 4 Mio. (Abnahme um 13 %; 600.000 weniger Personalanforderungen als im ersten Halbjahr 2022)
  2. Fertigung: 2,9 Mio. (Abnahme um 28 %; 1,1 Mio. weniger Personalanforderungen als im ersten Halbjahr 2022)
  3. Finanzsektor: 2,6 Mio. (Abnahme um 24 %; 811.000 weniger Personalanforderungen als im ersten Halbjahr 2022) 
  4. Gesundheitswesen: 2,4 Mio. (Zunahme um 16 %; 329.000 mehr Personalanforderungen als im ersten Halbjahr 2022)
  5. Dienstleistungssektor: 1,8 Mio. (Abnahme um 30 %; 771.000 weniger Personalanforderungen als im ersten Halbjahr 2022) 

Ein Branchenvergleich nach absoluten Zahlen mag zwar interessant sein, doch der Arbeitsmarkt innerhalb einer Branche lässt sich am besten anhand des Verhältnisses von Bewerbungen zu Anforderungen beurteilen. In anderen Worten: Wie viele Bewerbungen gehen pro Stellenausschreibung ein. Dabei bestätigt sich, was viele bereits spüren: Arbeitssuchende sollten sich auf einen starken Wettbewerb um offene Stellen einstellen, da das Verhältnis von Bewerbungen zu Ausschreibungen in allen Branchen gestiegen ist.

Im Spitzenbereich verzeichneten die Branchen mit den höchsten Bewerberaufkommen pro Personalanforderung beträchtliche Zuwächse. Für wenige offene Stellen gab es hier hohe Bewerberzahlen.

Höchste Anzahl an Bewerbungen pro Personalanforderung:

  1. Dienstleistungssektor: 11 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 65 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  2. Non-Profit: 10 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 66 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  3. Finanzsektor: 9 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 74 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  4. Kommunikationswesen, Medien und Technologie: 9 Bewerbungen/Anforderung (Abnahme von50 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  5. Energie- und Versorgungswirtschaft: 8 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 80 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)

Niedrigste Anzahl an Bewerbungen pro Personalanforderung:

  1. Gesundheitswesen: 3 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 23 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  2. Bildungswesen: 5 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 32 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  3. Transportwesen: 6 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 69 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  4. Fertigung: 7 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 71 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)
  5. Öffentlicher Sektor: 7 Bewerbungen/Anforderung (Anstieg von 77 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022)

Die Branchen mit dem niedrigsten Verhältnis an Bewerbungen zu Personalanforderungen sind im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2022 größtenteils gleichgeblieben. Allerdings ist bei dieser Kennzahl in allen Branchen im ersten Halbjahr 2023 eine signifikante Zunahme zu beobachten. Besonders hervorzuheben sind das Transportwesen, die Fertigungsindustrie und der öffentliche Sektor, wo Zuwächse von 69 % und höher zu Buche schlugen. Angesichts der Tatsache, dass diese Branchen einen hohen Anteil an Frontline-Mitarbeitern verzeichnen und schon seit einiger Zeit unter Personalknappheit und niedrigen Bewerberraten leiden, ist diese Entwicklung positiv zu werten.

Im Gesundheitswesen lässt sich, wie oben erwähnt, eine Entwicklung beobachten, die den allgemeinen Einstellungstrends entgegenläuft. Von den fünf Branchen mit den meisten Personalanforderungen war dies die einzige Branche, die im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 einen Anstieg des Verhältnisses zwischen Bewerbungen und Anforderungen verzeichnete. Da das Gesundheitswesen seit der Pandemie unter ständigem Personalmangel leidet, werden hier offenbar nach wie vor große Anstrengungen unternommen, die Lücken zu füllen.

In Workday Recruiting wurden im Mai 2,2 Millionen Personalanforderungstransaktionen verarbeitet. Das entspricht knapp 22 % aller Ausschreibungen in den USA in diesem Monat.

Fazit

Die erfolgreichsten Unternehmen bemühen sich, ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu motivieren und ihre Leistungen zu optimieren, während sie alles daran setzen, das Personal mit den besten Kompetenzen für eine Stelle zu gewinnen. Hier finden Sie einige Tipps, wie Sie dieses Ziel erreichen.

Kompetenzorientierte Einstellung

  • Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, auf eine kompetenzorientierte Personalstrategie umzustellen, die nachweislich hilft, die Talentpools zu erweitern und die Qualität von Neueinstellungen zu verbessern. 

  • Bei der strategischen Personalplanung können Sie Ihre Strategie auf die gewünschten Kompetenzprofile und andere Geschäftsanforderungen ausrichten.

  • Recruiter können sich Funktionen im Bereich Künstliche Intelligenz und Machine Learning zunutze machen, um die Flut von Bewerbungen zu bewältigen. So können sie umfangreiche Aufgaben automatisieren, datengestützte Entscheidungen treffen und für eine angenehmere Bewerbererfahrung sorgen. 

Das Beste aus Ihrem Personal herausholen

  • Das Wesen der Arbeit verändert sich. Daher ist es wichtig, dass wir die Mitarbeiter dabei unterstützen, sich anzupassen, und ihnen die Arbeit so leicht wie möglich machen. Vor dem Hintergrund der Rückkehr ins Büro nach der Pandemie sehen sich viele Mitarbeiter mit einer „Aktivitätslawine“ konfrontiert: eine Phase, in der sie viel Zeit in Meetings und weniger mit fokussierter Arbeit verbringen. Dies ist ein entscheidender Zeitpunkt, in dem Arbeitgeber die Chance haben, althergebrachte Normen zu überdenken, Prozesse zu modernisieren und Änderungen an der Unternehmenskultur vorzunehmen. So kann die Zeitplanung optimiert werden, um die Belegschaft zugunsten wichtiger und produktiver Aufgaben mit echtem Mehrwert zu entlasten.

  • Wie man den Negativtrends beim Mitarbeiter-Engagement entgegenwirkt, zeigen die Leadership-Lektionen aus der Zeit der Pandemie. In Zeiten großer Umbrüche und Belastungen zeigten Führungskräfte Einfühlungsvermögen und Verletzlichkeit. So bauten sie authentische Beziehungen zu ihren Mitarbeitern auf. Diese Art von Beziehungspflege ist nicht nur moralisch gegeben, sie ist auch für das Geschäft von Vorteil. Unser Motto bei Workday lautet: Wenn Sie sich um Ihre Mitarbeiter kümmern, kümmern sich diese um Ihre Kunden und Ihr Unternehmen.

Nie war es so wichtig wie heute, den Mitarbeitern Gehör zu schenken. Indem wir ihnen zuhören und entsprechend handeln, können wir der verlangsamenden, teils stagnierenden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken.

Lesen Sie die Studie „Erstes Halbjahr 2023: Einstellungs- und Personaltrends in voller Länge, um sich eingehender über Einstellungs- und Personalbeschaffungstrends rund um den Globus zu informieren. Darin erfahren Sie auch, in welchen Branchen der Anteil an Kündigungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite am höchsten ist und wie sich die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt auf Diversitäts- und Inklusionsinitiativen auswirkt.

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