2. Fertigungsunternehmen legen den Schwerpunkt auf die Mitarbeitererfahrung, um der Abwanderung von Personal entgegenzuwirken.
Es ist kein Geheimnis, dass die Fertigung ein Personalproblem hat. Deloitte prognostiziert, dass 2,1 Millionen Arbeitsplätze in der Fertigung bis zum Jahr 2030 unbesetzt bleiben könnten, und eine Workday-Umfrage ergab, dass fast die Hälfte der Führungskräfte in der Fertigung heute eine über dem historischen Durchschnitt liegende Mitarbeiterfluktuation verzeichnet.
Dieser Personalmangel wird noch dadurch verstärkt, dass die Fabriken nach Angaben der Federal Reserve im September 2022 einen 14-Jahreshöchststand in der Produktion erreichten. Chancen für geschäftliches Wachstum sind vorhanden, allerdings geben 45 % der Produzenten laut Deloitte an, dass sie Geschäftschancen wegen fehlender Arbeitskräfte nicht ergreifen konnten.
Was steckt dahinter? Zum einen sehen sich diese Unternehmen einem härteren Wettbewerb um Fachkräfte in Bereichen wie Energie, Gesundheitswesen und Technologie ausgesetzt, wie Deloitte feststellt. Mitarbeiter in der Fertigung sind auch am ehesten geneigt, ihr Unternehmen zu verlassen, um ein höheres Gehalt zu erzielen oder sich beruflich zu verändern, sodass sie leicht von Wettbewerbern oder anderen Branchen abgeworben werden können. Die Botschaft hinsichtlich der Gehälter ist zwar inzwischen angekommen – die Fertigung zählt zu den Branchen, die diese in den letzten zwei Jahren am häufigsten erhöht haben. Doch die Vergütung ist nicht der einzige Knackpunkt für die Mitarbeiter.
Mitarbeiter aller Branchen und jeden Alters wünschen sich mehr Flexibilität in ihrem Arbeitsleben. In der Fertigung – einer Branche, die oft für lange, ungünstige Arbeitszeiten bekannt ist – ist dies besonders wichtig. Digitale Tools wie die mitarbeiterorientierte Zeitplanung nutzen KI, um Qualifikationen, Verfügbarkeit und Arbeitspräferenzen der Mitarbeiter mit dem Planungsbedarf abzugleichen. Diese Lösungen bieten Arbeitgebern mehr Flexibilität und Komfort. Arbeitgeber, die bei ihrer Belegschaft eine mitarbeiterorientierte Zeitplanungslösung anwenden, haben seltener eine überdurchschnittlich hohe Fluktuation zu verzeichnen, was dazu beiträgt, die Überstundenkosten unter Kontrolle zu halten.
Die Fertigung hat auch ein Problem mit der Karrierewahrnehmung. 58 % der Befragten einer Deloitte-Umfrage sind der Ansicht, dass Arbeitsplätze in der Fertigung nur begrenzte Karriereaussichten bieten würden. Als Reaktion darauf untersuchen Personalverantwortliche des Schweizer Medizintechnikunternehmens Alcon, wie KI- und ML-gestützte Automatisierungslösungen ihnen bei der Ermittlung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter helfen, um sie bei der „Gestaltung ihrer Karrierelaufbahn zu unterstützen“, sagte Dina Protomastro, Alcons Vice President und Head of Global HR Operations, auf der Workday Rising 2022.
In der Tat gaben 80 % der Mitarbeiter in der Fertigung an, an einer Tätigkeit mit besseren Weiterbildungsmöglichkeiten und einer klaren beruflichen Laufbahn interessiert zu sein. Leider haben nur 18 % der Fertigungsunternehmen in den letzten zwei Jahren formale Lern- und Entwicklungsprogramme für ihre Mitarbeiter eingeführt, wie Workday in einer Studie ermittelte. Diejenigen, die dies bereits getan haben, sehen bereits Erfolge bei der Bekämpfung der hohen Fluktuation und der Verbesserung ihrer Geschäftsaussichten.
„Unsere Philosophie ist einfach: Wenn wir unsere Beschäftigten gut behandeln und ihnen eine ansprechende Mitarbeitererfahrung bieten, sind sie zufrieden und sorgen ihrerseits für eine hohe Kundenzufriedenheit – und das ist natürlich gut fürs Geschäft“, so der Head of People Operations bei General Electric.
3. Ein Plan B genügt nicht – Fertigungsunternehmen entwickeln zahlreiche datenbasierte Pläne, um Risiken proaktiv zu mindern.
Das Risikomanagement ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Unternehmen. In den kommenden Jahren jedoch wird deren Fähigkeit, Risiken proaktiv zu mindern, zunehmend von den Bemühungen um die digitale Transformation abhängen.
„Es geht nicht mehr darum, für das Unvorhersehbare zu planen und einen Plan B zu haben“, sagte Peter Van Manen, ehemaliger Geschäftsführer von McLaren Electronics, letztes Jahr bei der Workday Rising EMEA. „Man benötigt einen Plan D und die entsprechenden Daten, um die Herausforderungen, aber auch die Chancen zu erkennen.
Die Erstellung zugänglicher und nutzbarer Daten aus vielen verschiedenen Quellen ist der Schlüssel zu einer effizienteren Lieferkette, zur Erkennung von Risiken und zur Planung der nächsten Schritte. Die Entscheidungsfindung wird einfacher, wenn man das Gesamtbild mit einer zentralen Datenquelle überblicken kann. Durch verbesserte Einblicke in die Liefer- und Produktionsketten können Fertigungsunternehmen sich leichter an veränderte Märkte, Produktanforderungen, Kundennachfrage und Vertriebskanäle nach SKU, Region und Kanal anpassen – und so den Aufbau lokaler Kapazitäten und die Zunahme von Redundanzen in Lieferketten unterstützen.
Der schnellste Weg zu dieser entscheidenden Fähigkeit liegt auf der Hand: Investitionen in fortschrittliche digitale Technologien. So sagen beispielsweise fast drei Viertel der Führungskräfte in der Fertigungsindustrie, dass kritische Materialengpässe und Unterbrechungen der Lieferkette der größte Unsicherheitsfaktor für ihre Branche im Jahr 2023 war, berichtet Deloitte.
Die Effizienzvorteile der Digitalisierung werden immer deutlicher – 84 % der Führungskräfte gehen davon aus, dass sich die digitale Transformation bis 2030 beschleunigen wird, wie eine Umfrage des Manufacturing Leadership Council ergab. Gleichzeitig gibt es eindeutige Verbesserungspotenziale – mehr als 80 % der Befragten in einer kürzlich durchgeführten Gartner®-Studie gaben an, dass ihren Unternehmen Einblicke in ihre Lieferkette fehlen.
Einige Firmen in der Branche wählen Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) als Ausweg, um Schwächen in der Lieferkette zu beseitigen. Über die Hälfte der Führungskräfte in der Fertigung bekunden ein reges Interesse an Fusionen und Übernahmen, die sich erheblich auf ihr Unternehmen auswirken werden, so KPMG. Neben der Stärkung der Lieferketten sind M&A für die Fertigungsunternehmen nach wie vor ein wichtiges Mittel, um ihr Kerngeschäft zu stärken, sich von riskanten Assets zu trennen und ihr Wachstum zu beschleunigen.
„Das wirtschaftliche Umfeld ist aktuell aufgrund steigender Zinsen und einer möglichen Konjunkturabschwächung etwas weniger vorhersehbar, allerdings sind M&A ein wichtiges Mittel, um das Portfolio zu rationalisieren und sich auf wachstumsstärkere Möglichkeiten zu verlagern“, so Claudia Saran, National Sector Leader for Industrial Manufacturing bei KPMG U.S.
Allein mit Fusionen und Übernahmen ist es jedoch nicht getan. Führende Fertigungsunternehmen haben einen echten Vorsprung vor der Konkurrenz, wenn sie eine reibungslose Integration durch den Einsatz cloudbasierter Lösungen sicherstellen, die einen vollständigen Einblick in die gesamte Belegschaft bieten. Eine Studie von Workday und MGI Research hat ergeben, dass die Unternehmen mit den erfolgreichsten M&A-Geschichten diejenigen sind, die die funktionsübergreifende Abstimmung verbessern.
Unabhängig davon, ob Fusionen und Übernahmen geplant sind, müssen Unternehmen in der Fertigungsbranche integrierten cloudbasierten Systemen, die eine kontinuierliche Planung unterstützen, Priorität einräumen. Disruptive wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen vollziehen sich einfach zu schnell, um statische Planungsprozesse beizubehalten. Der Zugang zu Echtzeit-Daten hilft bei der Erstellung rollierender Prognosen, bezieht jeden im Unternehmen in die Planung ein und ermöglicht die Planung mehrerer Szenarien, um die Auswirkungen verschiedener Modelle auf das gesamte Unternehmen zu betrachten.