Lieferantenmanagement-Prozess: Best Practices, die Sie kennen sollten

Lieferanten haben direkten Einfluss auf die tägliche Unternehmens-Performance und die Risikosituation. Ein strukturiertes Management dieser Beziehungen steigert die Performance und schafft ein resilienteres Netzwerk aus Drittanbietern.

Geschäftsfrau mit zurückgebundenen Haaren

In einem zunehmend digitalen und vernetzten Geschäftsumfeld sind Beziehungen zu Lieferanten für den täglichen Betrieb von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig steigt mit der Abhängigkeit von immer größeren Netzwerken von Drittanbietern auch das Risiko für die Unternehmen.

Der Data Breach Investigations Report 2025 von Verizon zeigt beispielsweise, dass bei knapp einem Drittel aller Sicherheitsverstöße Drittanbieter involviert waren – doppelt so viele wie im Vorjahr. Gleichzeitig meldet PwC , dass mehr als 40 % der Unternehmen keinen strukturierten Problemlösungsansatz für das Enterprise Risk Management durch Drittanbieter haben. Zwar sind Lieferanten nur eine Gruppe unter vielen Drittanbietern im Unternehmensnetzwerk, doch mit ihnen arbeiten Unternehmen meist am engsten und häufigsten zusammen.

Abseits von Cyberangriffen können Lieferanten, die Fristen versäumen, mangelhafte Leistungen erbringen oder unregelmäßig abrechnen, einen Dominoeffekt auslösen – von Cashflow-Unterbrechungen bis hin zu kostspieligen Projektverzögerungen. Allzu häufig agieren Teams gezwungenermaßen reaktiv, statt das Potenzial ihrer Partnerschaften optimal auszuschöpfen.

Strategisches, proaktives Lieferantenmanagement hilft Unternehmen, Risiken frühzeitig zu managen und Lieferantenbeziehungen in konstante Treiber von Performance und ROI zu verwandeln.

Fast ein Drittel aller Datenverstöße in Unternehmen geht auf Drittanbieter wie Lieferanten zurück, doch mehr als 40 % mangelt es an einem strukturierten Ansatz, um diese Risiken zu managen.

Was ist Lieferantenmanagement?

Lieferantenmanagement bezeichnet den Prozess, mit dem Unternehmen ihre Beziehungen zu Lieferanten und Serviceanbietern überwachen. Das Lieferantenmanagement umfasst den gesamten Lieferantenlebenszyklusund setzt in jeder Phase klare Governance und funktionsübergreifende Zusammenarbeit voraus. Richtig umgesetzt, bietet es konkrete Vorteile wie:

  • Höhere Effizienz: Optimiert Lieferanten-Onboarding und Performance-Tracking durch standardisierte Workflows und Automatisierungslösungen.
  • Bessere Kostenkontrolle: Sorgt für mehr Transparenz bei Ausgaben und schafft Möglichkeiten zur Kostenoptimierung und Nachverhandlung.
  • Reduziertes Risiko: Gewährleistet Compliance mit vertraglichen, finanziellen und Datensicherheitsanforderungen und identifiziert Schwachstellen bei Lieferanten frühzeitig.
  • Stärkere Zusammenarbeit: Festigt Beziehungen zwischen Lieferanten und internen Teams, wodurch Transparenz, Verantwortlichkeit und gemeinsamen Erfolg gefördert werden.
  • Datengestützte Entscheidungen: Nutzt Performance-Kennzahlen und Analysen für fundierte Entscheidungen zu Erneuerungen, Vertragsänderungen und strategischem Sourcing.

Effektives Lieferantenmanagement bedeutet, strukturiert vorzugehen, um belastbare Beziehungen zu externen Lieferanten aufzubauen und zu pflegen. Es vereint operative und strategische Aspekte, indem es dafür sorgt, dass Lieferanten-Performance und Unternehmensziele aufeinander abgestimmt sind, und gleichzeitig Risiken reduziert und Mehrwert maximiert.

Bei richtiger Umsetzung wird Lieferantenmanagement zu einem echten Wachstumsmotor. Es versetzt Unternehmen in die Lage, über die reine Kostenkontrolle hinaus langfristige Wertschöpfung und Resilienz zu erzielen.

Die vier Phasen des Lieferantenlebenszyklus

Ein strukturierter Lieferantenlebenszyklus ist der erste Schritt, um das Lieferantenmanagement zu einer Quelle strategischer Vorteile zu machen. Indem Unternehmen jede dieser Phasen mit klaren Erwartungen und Feedback steuern, gewinnen sie die nötige Transparenz, um wertvolle Partnerschaften zu stärken und Risiken allgemein zu reduzieren.

1. Lieferantenauswahl

Der Lieferantenauswahlprozess sollte geschäftliche Anforderungen in messbare Kriterien übersetzen und dann Partner identifizieren, die diese Erwartungen erfüllen können. So gestalten Sie einen fundierten Auswahlprozess:

  • Geschäftliche Anforderungen definieren: Formulieren Sie das Problem oder die Chance in klarer Sprache und verknüpfen Sie diese mit konkreten, messbaren Zielen.
  • Auswahlmaterial entwickeln: Erstellen Sie RFI/RFP-Dokumente, die wesentliche Finanz-, Betriebs- und Compliance-Daten erfassen.
  • Lieferanten objektiv bewerten: Nutzen Sie ein gewichtetes Bewertungsmodell, das Kosten, Leistungsfähigkeit und kulturelle Ausrichtung berücksichtigt.
  • Stakeholder frühzeitig einbinden: Beziehen Sie Führungskräfte aus IT-, Legal- und Business-Funktion ein, um zu bestätigen, dass der Lieferant zur Risikotoleranz und den langfristigen Zielen des Unternehmens passt.

2. Onboarding und Vertragsgestaltung

Wenn ein Lieferant ausgewählt wurde, wandelt das Onboarding die Vereinbarung in eine Arbeitsbeziehung um. Hier nehmen Struktur und Vertrauen Gestalt an, wobei gewährleistet wird, dass beide Seiten die Erwartungen, Verantwortlichkeiten und Performance-Standards kennen. Effektive Onboarding-Praktiken umfassen folgende Aspekte:

  • Verträge finalisieren: Dokumentieren Sie Ergebnisse, SLAs und Eskalationsprotokolle in klaren, durchsetzbaren Bedingungen.
  • Lieferanten zu einem erfolgreichen Start verhelfen: Gewähren Sie Zugriff auf Systeme, Daten und Kommunikationskanäle, die für die Aufnahme der Arbeit erforderlich sind.
  • Compliance abstimmen: Prüfen Sie Richtlinien für Sicherheit, Reporting und gesetzliche Vorgaben, um Lieferantenrisiken zu minimieren.
  • Gezielt starten: Halten Sie ein Kickoff-Meeting ab, um Teams auszurichten, Meilensteine zu bestätigen und Erfolgskennzahlen zu definieren.

3. Performance-Management

Hier muss sich die Partnerschaft bewähren. Das Performance-Management stellt sicher, dass Lieferanten messbaren Mehrwert liefern und sich an veränderte geschäftliche Prioritäten anpassen. Der Fokus sollte dabei auf Transparenz, Verantwortlichkeit und proaktivem Engagement liegen. Effektives Management in dieser Phase umfasst:

  • Überwachung wichtiger Kennzahlen: Verfolgen Sie KPIs und SLAs in Echtzeit mithilfe von Dashboards und Performance-Prüfungen.
  • Durchführung regelmäßiger Evaluierungen: Führen Sie strukturierte Business-Reviews durch, um Ergebnisse, Risiken und Chancen zu besprechen.
  • Reaktion auf Feedback: Dokumentieren Sie Erkenntnisse und vereinbarte Maßnahmen, um Ausrichtung und Verantwortlichkeit zu sichern.
  • Erfolgsförderung: Würdigen Sie konsistente Performance, um Engagement und Ergebnisse zu stärken.

4. Offboarding und Erneuerung

Jede Lieferantenbeziehung erreicht irgendwann einen Wendepunkt. Ob die Partnerschaft fortgeführt, neu definiert oder beendet wird: diese Phase bewahrt institutionelles Wissen und sichert die Geschäftskontinuität. Hier gewinnen Unternehmen wertvolle Erkenntnisse für zukünftige, fundierte Entscheidungen. So managen Sie Übergänge und Entscheidungen effektiv:

  • Performance bewerten: Messen Sie Ergebnisse anhand von KPIs, SLAs und strategischem Beitrag.
  • Datenbasiert entscheiden: Treffen Sie die Entscheidungen über Erneuerung, Anpassung oder Beendigung der Beziehung auf Basis von Performance und wechselnden Anforderungen.
  • Offboarding effektiv managen: Entfernen Sie Zugriffsrechte, fordern Sie Assets zurück und gewährleisten Sie die Einhaltung von Standards zu Datenspeicherung und Sicherheit.
  • Abschließende Schritte: Führen Sie nach Vertragsende Prüfungen durch, um Erkenntnisse zu sichern und zukünftige Lieferantenmanagement-Strategien zu optimieren.

Mit Best Practices wie differenziertem Management, zentralisierter Governance und datengestütztem Performance-Tracking können Teams den ROI ihrer Lieferantenbeziehungen maximieren.

Lieferantenmanagement-Prozess

Mit einem soliden Kontroll-Framework ist Ihr Unternehmen bestens aufgestellt, um Lieferanten effizient zu managen. Um den größtmöglichen Mehrwert aus Ihren Lieferantenbeziehungen zu erzielen, reicht das jedoch noch nicht aus. Diese Best Practices übersetzen Strategie in konkrete Maßnahmen – und verwandeln das Lieferantenmanagement in einen Treiber für messbare Geschäftsergebnisse.

Lieferanten nach strategischem Mehrwert differenzieren

Beginnen Sie damit, Lieferanten nach ihrer Bedeutung für Ihre Geschäftsprozesse und Ihr Wachstum einzuteilen. Legen Sie klare Kategorien fest (d. h. strategisch, operativ, transaktional) und definieren Sie für jede Kategorie den jeweiligen Grad der Kontrolle. Strategische Lieferanten erfordern möglicherweise vierteljährliche Business Reviews und Executive-Sponsorship, während sich transaktionale Lieferanten über automatisiertes Monitoring managen lassen. Diese Struktur hilft, Zeit und Ressourcen gezielt einzusetzen.

Kosten und langfristigen Nutzen in Einklang bringen

Bei der Bewertung von Lieferanten sollten Sie nicht nur auf den Preis achten. Entwickeln Sie Scoring-Kriterien, die Lieferzuverlässigkeit, Servicequalität und Skalierbarkeit in Ihre Anforderungen einbeziehen. Prüfen Sie den gesamten Mehrwert über die Vertragslaufzeit – nicht nur die anfänglichen Einsparungen. So verringern Sie Risiken und schaffen eine Lieferantenbasis, die nachhaltiges Wachstum unterstützt.

Governance und Verantwortlichkeit zentralisieren

Etablieren Sie ein klares Governance-Modell, bevor Probleme auftreten. Weisen Sie jedem Lieferanten einen Hauptverantwortlichen zu und dokumentieren Sie, wie Beschaffungs-, Finanz- und Legal-Funktion gemeinsam Einblicke in Performance und Verträge erhalten. Implementieren Sie ein einheitliches Reporting, um Ergebnisse und Eskalationen zu verfolgen. 

Kernprozesse standardisieren und automatisieren

Ersetzen Sie Ad-hoc-Workflows durch definierte Verfahren, die für alle gelten. Nutzen Sie gemeinsame Vorlagen für Lieferanten-Onboarding, Due-Diligence-Prüfungen, Erneuerungen und Performance-Monitoring und setzen Sie Automatisierungslösungen ein, um Erinnerungsmeldungen zu triggern und Dokumentationsmaterial zusammenzustellen. Standardisierte Prozesse schaffen Ordnung im gesamten Lieferantennetzwerk und entlasten Teams, damit sie den Mehrwert jeder Beziehung maximieren können.

Mit Daten proaktive Entscheidungen fördern

Behandeln Sie Lieferantendaten als Management-Tool. Konsolidieren Sie Kennzahlen wie Ausgaben, Liefer-Performance und Risikoindikatoren in einem zentralen Dashboard, um sie regelmäßig zu prüfen. Definieren Sie Schwellenwerte, die nachlassende Performance frühzeitig anzeigen. Proaktives Monitoring verschafft Führungskräften Zeit, Probleme zu lösen, bevor sie den Betrieb unterbrechen – und Erfolge gezielt weiter auszubauen.

Partnerschaftliche, vertrauensvolle Beziehungen aufbauen

Starke Lieferantenbeziehungen entstehen durch stetige Kommunikation. Führen Sie regelmäßige, strukturierte Meetings durch, um Kennzahlen zu prüfen, Ziele zu diskutieren, zukünftige Anforderungen zu klären und gemeinsame Herausforderungen anzugehen. Dokumentieren Sie Aktionselemente und verfolgen Sie den Fortschritt bei der nächsten Prüfung. Kontinuierlicher Dialog schafft Verantwortlichkeit und Vertrauen auf beiden Seiten.

Performance kontinuierlich evaluieren und weiterentwickeln

Lieferantenprogramme müssen bei wechselnden geschäftlichen Prioritäten angepasst werden. Nach jeder Erneuerung oder jedem größeren Projekt sollten Sie prüfen, ob der Lieferant die Erwartungen erfüllt hat und ob das Kontrollniveau angepasst werden muss. Aktualisieren Sie Scorecards, KPIs und Klassifizierungskriterien basierend auf Ihren Erkenntnissen. Regelmäßige Bewertungen stellen sicher, dass Ihre Lieferantenstrategie mit aktuellen Zielen und Anforderungen im Einklang bleibt.

Zentralisierte Lieferantenmanagement-Lösungen ermöglichen es, die Vielfalt und Komplexität moderner Lieferantennetzwerke nachhaltig zu managen.

Lieferantenmanagement-Lösungen: Der Schlüssel zur Umsetzung

Aufgrund der Vielfalt und Komplexität moderner Lieferanten-Netzwerke ist es unmöglich, diese Best Practices manuell anzuwenden. Eine nachhaltige Lieferantenmanagement-Strategie erfordert eine umfassende Lieferantenmanagement-Lösung,die Lieferanteninformationen zentralisiert und Transaktions- sowie Performance-Daten in einer zentralen Datenquelle bereitstellt.

Eine hochwertige Lieferantenmanagement-Lösung (Vendor Management System, VMS) ermöglicht im Laufe der Zeit ein stärkeres Lieferantenmanagement durch:

  • Einheitlichen Datenzugriff: Konsolidiert Lieferantenverträge, Performance-Datensätze und Risikoprofile, sodass Teams Entscheidungen auf Basis aktueller, verifizierter Informationen treffen können.
  • Automatisierte Compliance und Prüfungen: Plant Erneuerungen, Richtlinienprüfungen und Dokumentationsaktualisierungen, um jeden Lieferanten ohne manuelle Nachverfolgung auf dem neuesten Stand zu halten.
  • Performance-Einblicke in Echtzeit : Verknüpft Ausgaben und Service-Kennzahlen mit Ergebnissen und zeigt, welche Lieferanten Ergebnisse liefern und welche bremsen.
  • Eskalation von Problemen und Verantwortlichkeit: Weist jeder Lieferantenbeziehung eine Verantwortlichkeit zu, dokumentiert durchgeführte Maßnahmen und gewährleistet Nachverfolgbarkeit über alle Abteilungen hinweg.
  • Dynamisches Reporting: Bietet bedarfsorientiert Transparenz zu Lieferanten-Performance, Risikopotenzial und Ausgabeneffizienz, um die strategische Planung zu unterstützen.

Mit leistungsstarker Lieferantenmanagement-Software lassen sich Lücken schnell aufdecken und schließen. Teams erkennen, wo Lieferanten Leistungen erbringen (und wo nicht) und wie jede Partnerschaft in die übergeordnete strategische Vision eingebettet ist. Unter diesen Voraussetzungen entwickelt sich das Lieferantenmanagement von der reinen Transaktionsabwicklung hin zur aktiven Gestaltung von Partnerschaften, die messbare Ergebnisse liefern.

Fazit

Erfolgreiches Lieferantenmanagement bedeutet, die Kontrolle über bestehende Strukturen zu behalten. Wenn Verträge, Performance-Daten und Verantwortlichkeiten in einer zentralen, strukturierten Lösung gebündelt sind, erkennen Führungskräfte klar, welchen Mehrwert jeder Lieferant bietet und wie Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden.

So werden Lieferantenbeziehungen von einer potenziellen Belastung zu einem strategischen Faktor, der im Einklang mit der Vision und den langfristigen Zielen des Unternehmens steht.

Bei der Unterstützung der Belegschaft in Bezug auf organisatorische Veränderungen zeichnet sich ein starker Abwärtstrend ab. Statten Sie Führungskräfte mit den erforderlichen Kompetenzen aus, damit sie entschlossen handeln und die Transformation auf allen Ebenen Ihres Unternehmens vorantreiben können – gestützt auf die Erkenntnisse dieser Workday-Studie.

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