Künstliche Intelligenz und die Zukunft des Finanzwesens aus Perspektive der CFOs

Im Gespräch mit Terrence Wampler von Workday äußerte Professor Erik Brynjolfsson vom Stanford Digital Economy Lab kürzlich eine kühne Prognose zu den möglichen Auswirkungen von KI auf Finanzführungskräfte. 

Künstliche Intelligenz und die Zukunft des Finanzwesens aus Perspektive der CFOs

Im Gespräch mit Terrence Wampler von Workday äußerte Professor Erik Brynjolfsson vom Stanford Digital Economy Lab kürzlich eine kühne Prognose zu den möglichen Auswirkungen von KI auf Finanzführungskräfte. „KI wird CFOs nicht ersetzen“, so seine Antwort an Wampler, „aber CFOs, die KI einsetzen, werden an die Stelle derer treten, die dies nicht tun.“

Nicht nur die akademische Fachwelt weiß um die Bedeutung dieses Moments. Auch CFOs erkennen, dass KI und ML bereits dabei sind, die Spielregeln zu ändern und sich zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu entwickeln. Auf der Workday Elevate haben wir Finanzführungskräfte aus der Kunden- und Partner-Community von Workday dazu befragt, wie sich ihre Rollen verändern und was die Zukunft für Finanzteams bereithält.

Geringerer Verwaltungsaufwand

KI und ML helfen bereits vielen Unternehmen, manuelle, repetitive und arbeitsintensive Transaktionen und Prozesse zu automatisieren und gleichzeitig auch Anomalien zu erkennen und Empfehlungen abzugeben. Infolgedessen können Finanzteams nun umfangreiche Transaktionen schneller und präziser verarbeiten und den damit verbundenen Zeitaufwand von Monaten oder Wochen auf Stunden oder Minuten reduzieren.

„Manuelle Aufgaben sollten nicht von Menschen erledigt werden, denn wir brauchen die Experten, um sachkundige Entscheidungen zu treffen. Die Experten werden nicht für die Datenerfassung benötigt“, so Camillo Werdich, CEO und Gründer von Sinpex, einem deutschen Unternehmen für Compliance-Software.

 

„Manuelle Aufgaben sollten nicht von Menschen erledigt werden, denn wir brauchen die Experten, um sachkundige Entscheidungen zu treffen. Die Experten werden nicht für die Datenerfassung benötigt.“

Camillo Werdich CEO und Gründer, Sinpex

Die Automatisierung an sich hat bereits einen transformativen Effekt, doch Sam Allen, Finance Transformation Director bei Checkout.com, glaubt, dass dies erst der Anfang ist. „KI und Robotik werden Möglichkeiten erschließen, die uns bis jetzt noch nicht bewusst sind“, ist sich Allen sicher. Stuart Collins, CFO von BDO UK, schließt sich dem an: „Wir nutzen momentan nur einen Bruchteil dessen, wozu diese neuen Tools in der Lage sind.“

 

 

Die dynamische Rolle des CFO

Für Brian Montgomery, Senior Director, Finance bei Workday, sind KI und ML nichts Neues. „Zweifellos haben Automatisierung und Technologie in den 30 Jahren, in denen ich bereits in diesem Bereich tätig bin, die Rolle der Finanzfunktion ganz wesentlich verändert“, so Montgomery. „KI ist die nächste Phase dieser Entwicklung.“

Richard Coombes, Partner im Bereich Human Capital Consulting bei Deloitte, stimmt dem zu und prognostiziert, dass Kunden KI und ML nutzen werden, um Entscheidungen auf Führungsebene zu verbessern. „Das bedeutet nicht nur, vorhandene Daten für Trendanalysen zu verwenden und basierend darauf eine Entscheidung zu treffen“, erklärt er, „sondern wir fangen gerade tatsächlich an, prädiktive Daten zu nutzen, um zukünftigen Personalbedarf und damit auch die benötigten Kompetenzen für fundierte Entscheidungen vorherzusagen.“

Montgomery teilt diese Erfahrung und sieht den größten Effekt von KI und ML darin, dass Finanzführungskräften Echtzeit-Einblicke in die Unternehmensabläufe gewährt werden. „KI verrät uns täglich oder sogar auf Stundenbasis, was gerade im Unternehmen geschieht und wie sich diese neuen Informationen bestmöglich einsetzen lassen.“

KI- und ML-Analysefunktionen unterstützen Finanzinstitute außerdem dabei, regulatorische Vorgaben einzuhalten und Cybersicherheitsbedrohungen abzuwehren – zwei wichtige Initiativen, die sonst oft mit langwierigen, zeitraubenden Aufgaben verbunden sind.

„Regulierungsdokumente lesen, analysieren und Informationen daraus ableiten – das kann KI besser als der Mensch“, betont Werdich. Und anders als wir Menschen kennt KI keine Ermüdungserscheinungen.

Schnelles Handeln gefordert

Für Ed Downing, Head of FP&A beim Finanzdienstleister Equiniti, bedeutet Schnelligkeit alles. „Ich denke, es geht vor allem um Datenverfügbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit einer FP&A- oder Commercial Finance-Funktion“, sagte er. „Wenn ein Teil des Aufwands für Administration oder Abstimmung wegfällt und die Datenqualität dadurch verbessert wird, sind Sie schon einen Schritt weiter. Sie müssen nicht warten, bis jemand einen Bericht generiert und die Abstimmung prüft, bevor Sie sich die Details ansehen und Maßnahmen ergreifen können.“

„Wenn ein Teil des Aufwands für Administration oder Abstimmung wegfällt und die Datenqualität dadurch verbessert wird, sind Sie schon einen Schritt weiter. Sie müssen nicht warten, bis jemand einen Bericht generiert und die Abstimmung prüft, bevor Sie sich die Details ansehen und Maßnahmen ergreifen können.“

Ed Downing Head of FP&A, Equiniti

Nigel Bryan, Head of Financial Control, NFU Mutual, sieht die FP&A-Funktion ebenfalls als eine der frühen Nutznießer von KI und ML und prognostiziert, dass sie „zunehmend einen Platz in dieser Welt einnehmen wird“. Er geht davon aus, dass sich die Fähigkeit, Szenarien unter Verwendung externer und interner Daten zu planen, zu einer Schlüsselaufgabe des Finanzwesens entwickeln wird. Folglich wird sich „der Blick zurück in einen Blick nach vorn wandeln“.

Zero-Day Close

Montgomery sieht nicht nur bei den FP&A-Prozessen eine Beschleunigung, sondern in der gesamten Finanzfunktion. Daher hält er es für möglich, die Finanzfunktion auf völlig andere Weise zu führen, vor allem, wenn es um den Abschlussprozess geht, „der wahrscheinlich größten Herausforderung für uns alle“. 

Montgomery glaubt, dass der Abschluss, wie wir ihn kennen, bald der Vergangenheit angehören könnte. „Wir arbeiten derzeit daran, den Zeitaufwand für Finanzabschlüsse auf weniger als einen Tag zu verkürzen“, sagt er. „Mit ML sind wir in der Lage, unsere Effizienz zu steigern und den Prozess nicht nur schneller, sondern auch besser zu erledigen. So gewinnen wir in kürzerer Zeit detailliertere Einblicke.“

Downing von Equiniti zeigt einige praktische Möglichkeiten auf, wie sich mit Workday die Aussagekraft der Daten für Finanztransaktionen verbessern lässt. „Wenn jemand einen Bestellauftrag aufgibt und dieser vielleicht einen bestimmten Lieferanten oder eine bestimmte Beschreibung enthält, dann schlägt [Workday] einen konkreten Projektcode vor oder empfiehlt die Kostenstelle, an die der Auftrag übermittelt werden sollte“, erläutert er. „Wenn diese Transaktion schließlich im Hauptbuch auftaucht, ist sie bereits vollständig und korrekt. Es findet also einfach eine Optimierung der Daten statt, die zu jedem dieser Elemente erfasst werden, sodass ein umfassenderes Performance-Reporting möglich ist.

Mit seinen mehr als 30 Jahren Erfahrung als Finanzchef weiß Brian Montgomery, dass es nicht immer so einfach war. Vor allem, wenn es darum geht, Einblicke in die Unternehmensdaten zu gewinnen. Jetzt aber bringt KI Licht in Geschäftsbereiche, die vorher schwer einsehbar waren. „ML berücksichtigt jede einzelne Transaktion. Das ist an sich nichts Neues, doch die große Chance liegt darin, dass wir jetzt dank dieser Technologie detaillierte Einblicke in die Unternehmensdaten erhalten, die auf all diesen Transaktionen basieren. Und das ist absolut fantastisch.“ Aus der Sicht des Finanzteams bedeutet das nicht nur umfassende Transparenz, sondern auch eine sinnvolle Planung für die Zukunft. Das Team kann das Unternehmen dabei unterstützen, seine strategischen Ziele effizienter und intuitiver umzusetzen.

Wertschöpfung 

Richard Coombes glaubt, dass KI die Produktivität positiv beeinflussen wird, nicht nur im Finanzbereich, sondern in der gesamten Gesellschaft. „Seit den letzten acht, zehn Jahren stagniert die Produktivität in der westlichen Welt auf einem insgesamt niedrigen Niveau. KI bietet eine große Chance und ein enormes Potenzial, die Produktivität auf eine Weise zu steigern, die gesund ist, dem Einzelnen am Arbeitsplatz und der Gesellschaft Vorteile verschafft, aber gleichzeitig die Produktivität der Belegschaft erhöht.“

 

„Endlich ist es so weit: [Dank Technologie] können wir uns in der Buchhaltung darauf konzentrieren, Mehrwert für das Unternehmen zu generieren. Und ist es nicht das, was wir uns alle bei unserer täglichen Arbeit wünschen: Entscheidend zum Mehrwert für das Unternehmen beizutragen, für das wir arbeiten?“

Brian Montgomery Senior Director, Finance, Workday

Montgomery ist überzeugt, dass CFOs die Vorreiter dieses gesellschaftlichen Wandels sein werden. „Das ist DER Moment für das Accounting. Es ist eine aufregende Zeit für Finanzprofis, was moderne Technologien angeht. So können wir uns darauf konzentrieren, Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen. Und ist es nicht das, was wir uns alle bei unserer täglichen Arbeit wünschen: Entscheidend zum Mehrwert für das Unternehmen beizutragen, für das wir arbeiten?“

Veröffentlicht in:  smartCFO Magazin

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