Und es gibt ein weiteres Risiko: Wenn immer mehr Wertschöpfung in den USA passiert, droht dem Produktionsstandort Deutschland nicht nur Umsatzverlust, sondern auch Kompetenzverlust. Gerade in Branchen, in denen Innovation eng mit Fertigung verbunden ist, kann das langfristig weh tun.
Der Mittelstand denkt anders – und muss es auch
Während Großunternehmen agieren, kämpfen viele Mittelständler noch mit der Bestandsaufnahme. Sie haben keine Niederlassung in Texas oder Partner in Georgia. Ein Maschinenbauer mit 120 Mitarbeitenden in Baden kann nicht einfach den Kontinent wechseln. Für ihn ist jeder neue Satz auf dem US-Zolltarif eine potenzielle Wachstumsbremse.
Doch gerade in solchen Momenten entstehen neue Lösungen. Lizenzvergabe statt Export. Technologietransfer statt Container. Digitale Services statt physische Produkte. Wer seine Expertise als skalierbare Leistung denkt, muss nicht überall präsent sein, um Wirkung zu entfalten.
Einige Unternehmen nutzen die Gelegenheit, das eigene Angebot neu zu rahmen. Sie fragen: Was kann lokal gefertigt, was digital ergänzt, was remote betreut werden? Statt das Produkt zu exportieren, wird die Fähigkeit exportiert, es zu realisieren. Fernwartung ersetzt den Flug. Software ergänzt Hardware. Nähe entsteht nicht mehr nur durch Geografie, sondern durch Verfügbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit.
Andere verhandeln mit US-Partnern über Joint Ventures, Dienstleistungsbündel oder Marken Zugänge. Wer nicht liefern kann, kann vielleicht lizenzieren. Wer nicht gründen kann, kann vielleicht kooperieren. Neue Modelle entstehen oft nicht aus Expansion, sondern aus Kreativität.
Resilienz ist kein Schlagwort mehr
In dieser Denkweise wird deutlich: Resilienz ist nicht nur eine Antwort auf eine Krise, sondern eine neue Art von Wettbewerbsfähigkeit. Wer agil und modular denkt – bei Produktion, Personal, Partnerschaften – kann auch dann agieren, wenn sich Märkte plötzlich verschieben. Es geht nicht mehr um Sicherheit durch Größe. Es geht um Beweglichkeit durch Struktur.
Zölle markieren nicht das Ende der Globalisierung. Aber sie markieren das Ende der Bequemlichkeit. Offenheit ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Sie ist das Ergebnis aktiver Gestaltung. Und wer gestalten will, braucht Werkzeuge.
Die Anpassungsfähigkeit, von der alle sprechen, ist keine Tugend. Sie ist eine Methode. Und sie beginnt damit, sich ehrlich zu fragen: Welche Teile unseres Geschäfts sind wirklich robust gegenüber äußeren Schocks? Welche Abhängigkeiten haben wir aufgebaut, ohne es zu merken? Und welche Optionen wären da, wenn wir von vorn denken müssten?
Technologie als Fundament für Entscheidungsfähigkeit
Genau hier kommt Technologie ins Spiel. Nicht als Antwort, sondern als Grundlage. Systeme, die Echtzeitdaten verfügbar machen. Plattformen, die Personal-, Finanz- und Lieferprozesse zusammenführen. Tools, die Entscheidungen nicht ersetzen, sondern ermöglichen.