Algorithmen sagen Trends voraus, KI automatisiert Arbeitsabläufe und Daten dienen als Entscheidungsgrundlage. Worum kümmert sich dann heute eigentlich noch eine HR-Führungskraft? Die Antwort ist einfach: Vorausschauende HR-Führungskräfte passen sich nicht nur an den Wandel an, sondern definieren die Arbeitswelt selbst neu. Die zunehmende Verbreitung von HR-Technologie ist nicht nur eine Reaktion auf die digitale Disruption, sondern auch eine Chance, die Methoden zur Einbindung, Entwicklung und Bindung von Talenten in einer immer komplexeren Umgebung zu modernisieren. 

Antoine Lombard, Head of People Technology beim Finanzdienstleister Swiss Life, liefert Insider-Einblicke in diese Transformation. Als Führungskraft mit Erfahrung in der Anwendung von Workday weiß er nur zu gut, wie man die Technologie einsetzen kann, um die dringenden Herausforderungen von heute zu bewältigen und sich gleichzeitig auf eine unsichere Zukunft vorzubereiten.

Dieser Artikel erläutert die besondere Sichtweise von Antoine Lombard auf die spezifischen Herausforderungen, die mit der Implementierung fortschrittlicher HR-Technologien einhergehen. Er bietet HR-Führungskräften, die einen ähnlichen Weg einschlagen, strategische Einblicke und schildert die laufende Transformation bei Swiss Life. Durch diese Einblicke können wir erkennen, wie Unternehmen technologische Fortschritte zu einem Wettbewerbsvorteil machen und eine resiliente, innovative und mitarbeiterzentrierte Arbeitsplatzkultur fördern können. 

 

Drei Grundpfeiler einer zukunftsorientierten HR-Technologie

1. Mitarbeiter-Engagement im digitalen Zeitalter

Ein hohes Mitarbeiter-Engagement ist im Zuge der aktuellen Entwicklung in der Arbeitswelt zu einer großen Herausforderung geworden, insbesondere im Bereich der Digital- und Remote-Arbeit. Lombard stellt fest, dass diese Herausforderung in der DACH-Region durch eine vielfältige und geografisch oft verstreute Belegschaft noch verstärkt wird. Studien zeigen, dass sich nur ein kleiner Prozentsatz der Mitarbeitenden bei der Arbeit wirklich eingebunden fühlt, während sich ein erheblicher Teil der Belegschaft von der Unternehmenskultur und den Kollegen distanziert. Das Phänomen der inneren Kündigung, des „Quiet Quitting“, bei dem Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift machen, ohne echten Einsatz zu zeigen, ist inzwischen weit verbreitet, was auf einen allgemeinen Motivationsmangel hindeutet.

Strategischer Tipp von Lombard: Mithilfe von HR-Technologien müssen Unternehmen Engagement-Strategien entwickeln, die noch interaktiver und individueller sind. Dazu gehört auch der Einsatz digitaler Lösungen für regelmäßiges Feedback sowie die Anerkennung und Förderung des Zugehörigkeitsgefühls von Remote- und Hybrid-Teams. So kann beispielsweise die Einbettung von Learning-Angeboten direkt in die Arbeitsaufgaben gleichermaßen die Motivation und die Produktivität erhöhen.

 

2. Balanceakt zwischen Innovation und Datenschutz

Die fortschreitende Einführung von HR-Technologien führt zu wachsenden Bedenken in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit. In Europa führen strenge Vorschriften wie die DSGVO zu rigorosen Datenschutzmaßnahmen. Die Herausforderung besteht darin, die Implementierung innovativer HR-Lösungen mit dem Schutz personenbezogener Daten in Einklang zu bringen. Es müssen also Compliance-Überlegungen und die effektive Nutzung dieser Daten für strategische HR-Initiativen unter einen Hut gebracht werden.

Strategischer Tipp von Lombard: Ethikpraktiken müssen beim Umgang mit Daten im Unternehmen Vorrang haben. Dies erfordert etwa transparente Datenrichtlinien und zuverlässige Sicherheits-Frameworks. Dabei geht es nicht nur darum, die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, sondern auch darum, das Vertrauen der Beschäftigten zu gewinnen, die sich immer öfter Gedanken um den Umgang mit ihren Daten machen. Darüber hinaus sollte in die Weiterbildung der HR-Teams zu Gesetzen und Best Practices rund um Datenschutz investiert werden.

3. Kontinuierliche Entwicklung und Kompetenzförderung

Mit dem raschen technologischen Fortschritt entwickeln sich auch die Anforderungen an die Belegschaft ständig weiter. Die DACH-Region, die für ihre robuste Industrie- und Technologiebranche bekannt ist, sieht sich mit einer erheblichen Kompetenzlücke konfrontiert. Schätzungen zufolge muss ein erheblicher Prozentsatz der Arbeitnehmerschaft weiterqualifiziert oder umgeschult werden, um die künftigen Arbeitsanforderungen zu erfüllen. ​ Das konventionelle Weiterbildungsmodell – 70 % während der Arbeit, 20 % durch Interaktion mit den Kollegen und 10 % durch formelle Fortbildungen – ist nach wie vor relevant, muss aber an moderne Arbeitsumgebungen angepasst werden.

Strategischer Tipp von Lombard: Durch den Einsatz digitaler Plattformen und Mikrotechniken für die Weiterbildung soll kontinuierliches Learning in die täglichen Workflows integriert werden. Dieser Ansatz steigert nicht nur die Effektivität der Weiterbildung, sondern trägt auch dem Tempo Rechnung, das in den heutigen Arbeitsumgebungen herrscht. Eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der digitalen Kompetenzförderung ist daher entscheidend für die Resilienz des Unternehmens und die Zufriedenheit der Belegschaft. ​

 

Mit KI und Technologie in die Zukunft des Personalwesens

Die Integration von KI im Personalwesen ist kein futuristisches Konzept, sondern gelebte Realität, durch die neue Arbeitsmethoden im Unternehmen entstehen. Für Antoine Lombard ist der strategische Einsatz von KI ein Gamechanger, durch den konventionelle HR-Systeme zu dynamischen Engagement-Plattformen werden. Er hebt das Potenzial von KI-gesteuerten Lösungen hervor, die personalisierte Entwicklungspläne und optimierte Verwaltungsaufgaben ermöglichen und damit sowohl die Produktivität als auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern.

Strategischer Technologieeinsatz:

  1. Cloudnative, modulare Architektur: Lombard nutzt das cloudnative Framework von Workday, das Flexibilität und Skalierbarkeit bietet. Durch diesen modularen Ansatz entsteht ein maßgeschneiderter Tech-Stack, der sowohl auf lokale als auch auf globale betriebliche Anforderungen zugeschnitten werden kann. So wird sichergestellt, dass das Unternehmen agil bleibt und flexibel auf Änderungen an des Geschäftsumfelds reagieren kann. ​

  2. KI-Integration: Die Rolle der KI wird den HR-Bereich revolutionieren, da KI hochgradig intuitive Interaktionen mit dem System ermöglicht. Mit dieser Technologie ist es möglich, Routineaufgaben zu automatisieren, prädiktive Analysen für das Talentmanagement zu modellieren und eine personalisierte Mitarbeiter-Experience zu bieten. So kann KI den Angestellten beispielsweise benutzerdefinierte Lernpfade an die Hand geben und ihnen beim Erwerb von Kompetenzen helfen, die für ihre Karriereentwicklung und die Anforderungen des Unternehmens entscheidend sind.

 

Tipps für HR-Führungskräfte zur Transformation

Der Einstieg in die HR-Transformation erfordert Weitsicht und strategische Planung. Führungskräften, die vor dieser Aufgabe stehen, gibt Lombard ein paar wichtige Tipps mit auf den Weg:

  1. Langfristig denken: Die HR-Transformation ist ein Marathon, kein Sprint. Führungskräfte sollten langfristig planen, zukünftige geschäftliche Anforderungen im Blick behalten und ihre Technologielösungen nach und nach ausbauen. Diese Weitsicht trägt zum Aufbau einer resilienten Infrastruktur bei, die sich an neue technologische Fortschritte und Marktveränderungen anpassen lässt.

  2. Akteure frühzeitig und regelmäßig einbinden: Effektives Change Management ist bei jedem Transformationsprojekt erfolgsentscheidend. Die frühzeitige Einbeziehung der verschiedenen Akteure – Personal, Management und externe Parteien – sorgt für einen reibungslosen Übergang und fördert eine Kultur der Offenheit und Zusammenarbeit. Diese Einbindung trägt maßgeblich zur Akzeptanz bei und minimiert den Widerstand gegen Neuerungen.

  3. Auf organisatorische Veränderungen vorbereitet sein: Die Einführung neuer Technologien erfordert oft neue Kompetenzen und kann zu veränderten Tätigkeitsprofilen und Prozessen im Unternehmen führen. HR-Führungskräfte müssen proaktiv Kompetenzlücken erkennen und Weiterbildungsprogramme implementieren, um ihre Teams mit den erforderlichen Kompetenzen auszustatten. Darüber hinaus sollten sie darauf vorbereitet sein, ihre Organisation bei diesen Veränderungen zu unterstützen, und so sicherstellen, dass der Übergang reibungslos verläuft und die neuen Lösungen effektiv integriert werden.

 

Die Transformation mit Workday aus der Sicht von Lombard

Lombard erinnerte sich noch gut an die Transformation von Swiss Life mit Workday: Es begann 2018. Die Lösung war ursprünglich als Ersatz für veraltete Systeme gedacht. Doch schnell wurde sie auch in weiteren Abteilungen eingeführt, was die Skalierbarkeit und Adaptionsfähigkeit der Plattform unter Beweis stellte.

Lombard betont folgende Schlüsselelemente:

  • Einheitliche Plattform: Lombard schätzt die integrierten Module für Entgeltabrechnung, Mitarbeiter-Engagement und Karriereentwicklung in Workday, die sowohl für die HR-Fachkräfte als auch für die Belegschaft Konsistenz und Effizienz gewährleisten.

  • Kontinuierliche Verbesserung: „Die regelmäßigen Updates und neuen Funktionen von Workday helfen uns, im Bereich der HR-Technologie stets die Nase vorne zu haben“, erklärt er. Diese kontinuierliche Innovation ermöglicht es Swiss Life, die internen Prozesse laufend zu optimieren und den Service zu verbessern.

  • Lokale Adaption an globale Standards: Workday bietet zweifellos eine einheitliche Plattform. Doch Antoine Lombard betont auch, dass Swiss Life die Lösung erfolgreich angepasst hat: Nun entspricht sie den lokalen Bedürfnissen des Unternehmens in den verschiedenen Regionen, während globale Standards mit den lokalen Anforderungen im Einklang sind.

Mit diesen Strategien können Unternehmen laut Lombard nicht nur die Komplexität der digitalen Transformation bewältigen, sondern diese auch nutzen, um innovativer zu werden und das Mitarbeiter-Engagement zu verbessern. KI und andere fortschrittliche Technologien werden zunehmend zum integralen Bestandteil des Personalwesens. Vor diesem Hintergrund liefern die Einblicke von Lombard eine nuancierte Sichtweise darauf, wie diese Tools zugunsten eines nachhaltigen Wachstums eingesetzt werden können, damit ein Unternehmen konkurrenzfähig bleibt.

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