4 wegweisende Trends im europäischen Bankensektor, Teil 2

In diesem Artikel befassen wir uns mit den Herausforderungen für den europäischen Bankensektor, den Risiken und Hürden, mit denen Unternehmen auf dem Weg zur digitalen Transformation konfrontiert werden, und den Vorteilen agilerer Abläufe für die Branche.

Im zweiten Beitrag dieser zweiteiligen Reihe sehen wir uns zwei Herausforderungen sowie die Risiken auf dem Weg zur Transformation an, mit denen der europäische Bankensektor konfrontiert ist. Außerdem begründen wir, warum Anlass zu Optimismus besteht, dass der Sektor an Agilität gewinnen und sein Backoffice in der gleichen Weise digitalisieren kann wie bereits die kundenorientierten Abläufe.

Bekämpfung von Cyberbedrohungen und Management von Betrugsrisiken

Laut einem Artikel über Cybersicherheit dürften sich die globalen Schäden durch Cyberkriminalität bis 2025 auf 10,5 Billionen USD belaufen. Einerseits stellen äußere Einflüsse wie komplexe Social-Engineering-Angriffe und Bedrohungen durch verfeindete Nationen ein hohes Risiko für Banken dar. Doch vor allem die Bedrohung von innen hat in den letzten zwei Jahren zugenommen.

Knapp 20 Jahre ist es her, dass Bruce Schneier, Security Expert und CTO bei IBM Resilient, sagte: „Nur Amateure greifen Rechner an. Echte Profis nehmen Menschen ins Visier.“ Dieses Zitat wirkt aus heutiger Sicht geradezu prophetisch. Cyberbedrohungen sind weltweit auf dem Vormarsch. Das Hauptziel sind nicht IT-Infrastrukturen, sondern Menschen.

„Der Technologieansatz von Banken und Finanzinstituten muss skalierbar und nachweislich auf die geschäftliche Roadmap abgestimmt sein.“

Viren Patel Industry Advisor – Financial Services Workday

Da immer mehr Angestellte im Bankensektor infolge der Corona-Pandemie im Homeoffice arbeiten, steigt die Gefahr durch Phishing und andere Scams. Malware auf gemeinsam genutzten Heimgeräten stellt beispielsweise ein Risiko für Banken dar, wenn Prozesse und Kontrollen nicht effektiv gemanagt werden.

So heißt es in der Studie „Banking Banana Skins 2021“ des Centre for the Study of Financial Innovation: „Corona forciert operative Veränderungen im Bankwesen, z. B. standortfernes Arbeiten und technologische Anpassungen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für Sicherheitslecks und Cyberkriminalität. Ein schwerwiegender Vorfall könnte verheerende Folgen haben: Im schlimmsten (wenn auch sehr unwahrscheinlichen) Fall könnte das weltweite Zahlungssystem zusammenbrechen.“

Viele Banken verfügten schon vor der Pandemie über die nötige Infrastruktur, um Remote-Arbeit in einem gewissen Rahmen zu ermöglichen, doch wer hätte ahnen können, dass die Nachfrage so massiv ansteigen würde? Effektive Authentifizierungsprozesse und richtlinienkonformes Verhaltensmanagement sind für Finanzinstitute daher unerlässlich. Nutzen Mitarbeiter ihre privaten Geräte? Welche Richtlinien regeln den Umgang mit Mobiltelefonen, Tablets und anderen Geräten?

Wie immer liegt die Antwort auf diese Fragen an der Schnittstelle zwischen Mensch, Prozess und Technologie. Viren Patel, Strategic Industry Advisor for Financial Services bei Workday, erläutert, wie Banken dieser Bedrohung von innen mit einem dreistufigen Ansatz begegnen: Prävention, Erkennung sowie Reaktion und Analyse.

„Prävention ist immer der erste Schritt. Das bedeutet Authentifizierung beim Einloggen und beinhaltet die Generierung sicherer Passwörter mithilfe eines Passwort-Managers. Wichtig sind auch effektive Fehlerrichtlinien und der Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)“, so Patel.  

„Im Unternehmen muss Klarheit darüber herrschen, wer die Anwender sind, welche Rollen sie haben und welche Authentifizierungskriterien für welche Rolle gelten. Richtlinien müssen mit der Zeit überarbeitet und aktualisiert werden.“

„Anpassungsfähigkeit und adaptives Talentmanagement sind gegenwärtig von entscheidender Bedeutung: Als Reaktion auf den konstanten Wandel müssen Banken ihren Talentpool vergrößern, indem sie interne Talente fördern und aktiv auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen, um schnell neue Kompetenzen zu entwickeln.“

Aurelie L’Hostis Senior Analyst Forrester

Banken und ihre Führungskräfte sind sich dessen bewusst, dass an der geschäftlichen Transformation und der aktiven Digitalisierung kein Weg vorbei führt. Branchenweit fließen jährlich Milliardensummen in dieses Vorhaben, doch bei der Ausrichtung der digitalen Transformation auf die Unternehmensziele stößt man immer wieder an Grenzen.

Datenerfassung und handlungsorientierte Erkenntnisse bilden das Herzstück der Unternehmensverantwortung. In Finanzinstituten besteht kein Zweifel daran, dass an nachhaltigeren Investitionen kein Weg vorbei führt. Doch die Notwendigkeit kurzfristiger Profitabilität macht es ihnen schwer, sich von nicht nachhaltigen Altlasten zu trennen. Sämtliche potenzielle Folgen aufzuzeigen, erfordert Know-how, Einblicke und Daten. Das ist keine leichte Aufgabe.

Die gute Nachricht ist, dass eine weitere Gruppe von Technologien – künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) – sowohl die Analyse von Geschäftsdaten als auch die Prozesse unterstützt, die nötig sind, um ökologische, soziale und ethische Initiativen umzusetzen. Viele cloudbasierte Lösungen bieten sogar integrierte KI-/ML-Funktionen.

Der entscheidende Punkt: Die Kombination dieser drei Technologien – Cloud-Computing, Datenanalyse und KI/ML – ist der Schlüssel zur Transformation des Bankensektors und zur Förderung der Unternehmensverantwortung, die derzeit immer stärker in den Fokus rückt.

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