Von Tabellenkalkulationen zu intelligenten Systemen

Warum deutsche CFOs jetzt auf KI umsteigen müssen? Weil Tabellen nicht mit Tempo und Unsicherheit mithalten. Wie KI Finanzabteilungen vom Reagieren ins Gestalten bringt lesen Sie hier.

Anja Fordon 16. Juni 2025
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Die Digitalisierung des Finanzwesens deutscher Unternehmen schreitet nicht leise voran. Sie stolpert, wird aufgehalten, treibt dann doch mit Nachdruck voran. Besonders in der Finanzplanung und -analyse (FP&A) zeigt sich diese Spannung deutlich. Zwischen traditioneller Tabellenkalkulation und intelligenter Automatisierung, zwischen der Sehnsucht nach Kontrolle und der Notwendigkeit zu transformieren, steht ein ganzer Unternehmensbereich an einem Wendepunkt.

Was lange als ausreichend galt, ist zum Problem geworden: Noch immer verlassen sich mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen auf Excel, um Budgets zu planen und Prognosen zu erstellen. Eine Studie unter Berufstätigen im Finanzbereich ergab, dass 75 % der FP&A -Mitarbeitenden ganze drei Viertel ihrer Zeit mit dem Zusammensuchen und Verwalten von Daten in Tabellen verbringen, statt mit Analyse – was unterstreicht, wie verbreitet Excel noch ist. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn diese Prozesse sind langsam, fehleranfällig und kostenintensiv. Sie halten Unternehmen davon ab, flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Und sie versperren den Blick nach vorn.

Was auf dem Spiel steht:

  • Forecasts brauchen mitunter mehr als zehn Tage

  • Finanzdaten hinken im Schnitt vier Wochen hinterher

  • Fehlerquoten in manuellen Prozessen liegen bei bis zu 10 Prozent

  • Ein Copy-Paste-Fehler kostete ein Unternehmen 24 Millionen Dollar

Der Preis des Festhaltens an Gewohnheiten ist hoch. Es ist ein Preis, den sich deutsche Unternehmen in einer volatilen, datengetriebenen Welt nicht länger leisten können. Der Finanzbereich braucht nicht einfach neue Tools. Er braucht eine neue Haltung.

Der Wandel ist angestoßen KI ist kein Hype mehr. Sie ist angekommen in den strategischen Überlegungen deutscher CFOs. Zwar nutzen bislang nur 6 Prozent der Finanzabteilungen KI aktiv in der Planung. Doch die Wachstumsraten sprechen eine andere Sprache: Bis 2026 planen 44 Prozent den Einsatz agentenbasierter KI. Und 91 Prozent der Unternehmen sehen KI inzwischen als geschäftskritisch. Der Treiber dieser Dynamik ist nicht technologische Begeisterung, sondern wirtschaftlicher Druck. Zwei Drittel der CFOs geben an, KI als Reaktion auf wirtschaftliche Unsicherheit einzuführen. Es geht also um Resilienz. Um Zukunftssicherung.

Was KI konkret leistet:

  • Automatisierte Prognosen auf Basis von Echtzeitdaten

  • Szenarienmodellierung zur Simulation wirtschaftlicher Entwicklungen

  • Frühzeitige Identifikation von Risiken und Anomalien

  • Präzisere Entscheidungsgrundlagen durch Mustererkennung

  • Bis zu 70% Einsparungen bei Prozesskosten

Diese Funktionen klingen nüchtern. Doch sie verändern alles. Denn sie befreien Finanzabteilungen von repetitiven Aufgaben und schaffen Raum für strategische Arbeit. Sie machen aus Zahlenlieferanten Business Partner. Aus Controller:innen werden Architektinnen und Architekten des Wachstums.

85 Prozent der Finanzentscheidenden halten KI-Kenntnisse für essenziell in der nächsten CFO-Generation.

Doch der Weg dorthin ist steinig Warum also zögern viele Unternehmen noch? Die Gründe sind vielfältig – und tief verwurzelt. Datenschutzbedenken, regulatorische Unsicherheit, fragmentierte Datenlandschaften, kulturelle Zurückhaltung. Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen sieht die EU-AI-Act-Vorgaben als Hemmnis. Noch immer fehlen oft Schulungsprogramme. Viele Finanzfachkräfte hängen an ihrer Excel-Welt, weil sie dort Kontrolle empfinden, auch wenn diese Kontrolle trügerisch ist.

Was dem Fortschritt im Weg steht:

  • Zu viel Arbeitszeit entfallen auf manuelle Tätigkeiten

  • Daten liegen verstreut in Silos, oft in inkompatiblen Formaten

  • Nur ein Viertel der Unternehmen investiert gezielt in Schulung

  • Fehlertoleranz ist kulturell gering ausgeprägt: Fehler gelten als Makel, nicht als Lernquelle

Diese Blockaden sind nicht nur technische Probleme. Sie sind Ausdruck eines Systems, das Sicherheit über Agilität stellt. Verantwortung über Experiment. Präzision über Geschwindigkeit. Doch genau hier liegt das Paradox: Wer KI implementieren will, muss lernen, Fehler zu machen – und aus ihnen zu lernen.

Die Rolle des CFO verändert sich grundlegend. Mit dem Einzug von KI wird der CFO zur Schlüsselfigur einer strategischen Neuausrichtung. Statt Kennzahlen zu reporten, gestalten CFOs aktiv die Zukunft. Sie bewerten Szenarien, managen Unsicherheit, orchestrieren digitale Prozesse. Dazu braucht es nicht nur Zahlenverständnis, sondern technologische Kompetenz.

85 Prozent der Finanzentscheidenden halten KI-Kenntnisse für essenziell in der nächsten CFO-Generation. Die Anforderungen steigen, aber sie verändern auch die Attraktivität des Berufsbilds: Aus einer oft als "hinter den Kulissen" wahrgenommenen Funktion wird eine gestaltende, sichtbare Leadership-Rolle.

Was das konkret bedeutet:

  • CFOs reduzieren Entscheidungsmüdigkeit, weil Routineentscheidungen automatisiert werden

  • Sie gewinnen Echtzeit-Einblicke in Cashflow und Performance

  • Sie steuern KI-Prozesse aktiv, statt sich auf Analysten und Analystinnen zu verlassen

Der Ausblick: Jetzt handeln – nicht nur planen Deutschland steht digital nicht schlecht da, aber auch nicht hervorragend. Das Land investiert weniger in IT als andere Industrienationen, der digitale Reifegrad ist mittelmäßig. Der Wille ist da, doch oft fehlt die Grundlage. Was es jetzt braucht, ist ein entschlossener Kraftakt: Daten müssen vereinheitlicht, Silos aufgebrochen, Mitarbeitende geschult, Regulierungen klar interpretiert werden.

KI ist kein Projekt. Sie ist ein Paradigmenwechsel. Wer wartet, verliert – nicht nur an Effizienz, sondern an Anschluss. Wer jetzt handelt, gewinnt mehr als Wettbewerbsvorteile: Er gewinnt Gestaltungsfreiheit in einer Wirtschaft, die auf Echtzeitentscheidungen, Resilienz und Präzision angewiesen ist. Die Transformation von FP&A ist der Lackmustest. Sie zeigt, ob ein Unternehmen bereit ist für die Zukunft – oder in der Vergangenheit verharrt.

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