Ein Generationswechsel: Die Rolle des CFO bei der Neudefinition zukünftiger Arbeitsmodelle

Finanzführungskräfte von Accenture, Cisco, Toyota North America und Workday teilten kürzlich auf einer Veranstaltung ihre Ansichten zur Zukunft der Arbeit. Dabei ging es insbesondere um Initiativen zur Einbindung ökologischer, sozialer und ethischer Faktoren (ESG) und den Aufbau engerer Beziehungen zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die Rolle des CFO oder Finanzvorstands rückt bei der Definition und Gestaltung zukünftiger Arbeitsmodelle zunehmend in den Fokus – ob es nun um Investitionen im Bereich Weiterbildung und Technologie oder um die Festlegung organisatorischer und kultureller Prioritäten geht.

Im Rahmen einer Veranstaltung der Fortune CFO Collaborative unterhielten sich Führungskräfte von Accenture, Cisco, Toyota North America und Workday kürzlich über ein breites Spektrum an Themen, von der Zusammensetzung der zukünftigen Belegschaft bis zur Rolle der Daten bei Personalbindungsstrategien und von der Bedeutung einer effektiven Unternehmenskommunikation bis zur Implementierung ökologischer, sozialer und ethischer Zielsetzungen.

„Die Zukunft der Arbeit geht uns alle etwas an“, so Julie Sweet, CEO von Accenture. „Finanz- und HR-Funktion setzen natürlich eigene Prioritäten, doch letztendlich steht und fällt alles mit unseren Grundwerten und unserer Wahrnehmung der Mitarbeiterbedürfnisse.“

Sweet erklärte, eine der wichtigsten Führungsaufgaben ihres Unternehmens sei es, sich um das Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern, sowohl in persönlicher als auch in beruflicher Hinsicht. Dieses Ziel verfolgt sie gemeinsam mit KC McClure, CFO bei Accenture. „Neben den geschäftlichen Verpflichtungen müssen wir auch alle anderen Aufgaben im Einklang mit unseren Werten ausführen.“ 

Wettbewerbsvorteile durch ESG-Prinzipien 

Accenture stellte im vergangenen Jahr mehr als 100.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Dabei ist sich das Unternehmen bewusst, dass die Arbeitsplatzkultur bei der Anwerbung und Bindung von Spitzenkräften eine wichtige Rolle spielt.

„Die Teammitglieder möchten die Gewissheit haben, dass sie einen Mehrwert schaffen. Sie wünschen sich außerdem eine konkrete Anerkennung ihrer Arbeit als Beitrag zum Wachstum des Unternehmens.“

Tracey Doi Group Vice President und Chief Financial Officer Toyota Motor North America

Investitionen in die Kultur als Möglichkeit, die Bedeutung von Talenten herauszustellen, verlangen von den CFOs Kreativität und Mut, so Sweet. „CFOs sind für die richtige Balance verantwortlich, aber sie müssen dem Unternehmen häufig auch Mut machen und einen Anreiz geben, Dinge anders zu machen“, fügte sie hinzu. „Und damit verbunden ist definitiv auch eine wirtschaftliche Komponente.“

Die ökologische, soziale und ethische Verantwortung von Unternehmen rückt seit einigen Jahren immer stärker in den Fokus. Die Pandemie hat diesen Trend möglicherweise sogar noch verstärkt. 

Initiativen in diesem Bereich fördern das Geschäft auf eine Weise, die bei vielen Stakeholdern Anklang findet. „Das gilt nicht nur für Investoren“, so Sweet, „sondern auch für Spitzenkräfte. Und für unsere Partner, denen dieses Thema am Herzen liegt.“

McClure verwies auf eine aktuelle Studie von Accenture, wonach 68 % der Befragten den CFO als Initiator ökologisch, sozial und ethisch motivierter Initiativen in der Pflicht sehen. Darüber hinaus sieht sie Datenintegrität als zentralen Bestandteil der Struktur und Governance, die für den Erfolg dieser Initiativen ausschlaggebend sind. McClure erwähnte auch den Beitrag globaler All-in-One-Lösungen von Cloud-Anbietern wie Workday zur Gewährleistung dieser Datenintegrität.

Neue Arbeitsmodelle in der Praxis

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich mit der Mission und den Werten ihres Arbeitgebers – z. B. beim Thema soziale Gerechtigkeit – identifizieren können“, so Robynne Sisco, Co-President und CFO von Workday. „Ökologische, soziale und ethische Fragen spielen heutzutage für die Belegschaft eine größere Rolle als noch vor zehn Jahren.“

Sisco betrachtet die Förderung kultureller Aspekte als treibenden Faktor bei der Anwerbung und Bindung von Spitzenkräften – solange dies in ehrlicher Absicht geschieht. „Es ist ungeheuer wichtig, dass das gesamte Unternehmen, vom Management bis zu den Angestellten, diese Werte wirklich verinnerlicht und danach handelt“, betonte sie. „Wenn das gelingt, bietet ein solcher Ansatz in Zeiten des Wandels, wie wir sie momentan erleben, einen massiven Vorteil.“

Für Scott Herren, Executive Vice President und CFO bei Cisco, sind progressive Arbeitsmodelle keine hypothetische Denkübung, sondern gelebte Realität. Hybridmodelle gehörten bei Cisco schon vor der Pandemie zum Alltag, doch erst die Krise veranlasste Führungskräfte dazu, Nachweise dafür zu erbringen, dass eine erfolgreiche Karriere auch für Mitarbeitende möglich ist, die außerhalb des Firmensitzes in San José, Kalifornien, arbeiten. Um der Botschaft Nachdruck zu verleihen, erklärte sich Herren bereit, nach Atlanta zu ziehen.

„Die Arbeitswelt hat sich verändert und wird nie wieder so sein wie früher“, so Herren, obwohl auch er den persönlichen Kontakt zu schätzen weiß. „Ich freue mich auf den Tag, an dem ich ins Büro komme und nicht mehr der Einzige hier bin.“

Eine Frage des Vertrauens

Beim Wechsel zu hybriden Arbeitsmodellen ist laut Sisco eine effektive Kommunikation vonseiten des Managements das A und O.

„Solche grundlegenden Änderungen müssen effektiv kommuniziert werden“, erklärte sie. „Auf der Managementseite muss man sich klarmachen, dass man von den Mitarbeitern starkes Vertrauen fordert. ‚Vertraut uns, dass wir das Richtige tun. Vertraut uns, dass wir eurer Feedback berücksichtigen und die geforderten Änderungen vornehmen werden.‘ Das Vertrauen, das man im Laufe der Jahre zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut hat, zahlt sich jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, aus.“

Eine weitere entscheidende Komponente ist ein wechselseitiger Austausch bzw. eine Feedbackschleife. Vor diesem Hintergrund fügte Sisco hinzu, dass Workday vor Kurzem Peakon übernommen hat, Entwickler der Feedback-Plattform Workday Peakon Employee Voice. „Dadurch sind wir nun in der Lage, Stimmungstrends in unserer Belegschaft zu analysieren, um uns ein umfassendes Bild vom Arbeitsklima zu machen. Denn seit der Pandemie und dem Wegfall von informellen Gesprächen, z. B. während Arbeitspausen, ist dies bekanntermaßen gar nicht mehr so einfach“, so Sisco.

Herren stimmte ihr zu. „Ich denke, umfassende Erhebungen zum aktuellen Arbeitsklima, die über die vierteljährliche Mitarbeiterbefragung hinausgehen, werden für uns alle immer wichtiger.“ 

Kollaborationstechnologie, so seine Einschätzung, wird eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie der Kinofilm: „In 100 Jahren wird uns das Kino ein vollständig immersives Erlebnis bieten“, prognostizierte er.

Investitionen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Arbeitswelt der Zukunft wird laut Tracey Doi, Group Vice President und CFO bei Toyota Motor North America, von einem stetig zunehmenden Personalbedarf geprägt sein.

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich mit der Mission und den Werten ihres Arbeitgebers – z. B. beim Thema soziale Gerechtigkeit – identifizieren können.“

Robynne Sisco Co-President und Chief Financial Officer Workday

Als Reaktion auf diesen Trend bietet Toyota seinen 32.000 Beschäftigten in Nordamerika die Chance, ihre Kompetenzen im Rahmen eines Pilotprogramms weiterzuentwickeln, bei dem Rotationen für verschiedene Projekte und Teams angeboten werden. Insbesondere jüngere Mitarbeitende können von diesem Programm profitieren. 

„Diese neue Generation ist wesentlich ungeduldiger, wenn es darum geht, die nächste Karrierestufe zu erreichen und neue Herausforderungen anzunehmen“ so ihre Einschätzung. „Wenn wir ihnen also die Möglichkeit geben, Neues auszuprobieren, wird ihr Engagement meiner Ansicht nach steigen."

Doi erklärte, dass bei der Schaffung eines dynamischen Arbeitsplatzes auch die Technologie entscheidend sei. „Der Technologie haben wir zu verdanken, dass unsere Analysezyklen jetzt wesentlich kürzer sind. Auch das fördert das Mitarbeiter-Engagement“, erklärte sie. „Die Teammitglieder möchten die Gewissheit haben, dass sie einen Mehrwert schaffen. Sie wünschen sich außerdem eine konkrete Anerkennung ihrer Arbeit als Beitrag zum Wachstum des Unternehmens.“

In diesem Sinne freue sie sich über Toyotas Investitionen in Tools, die neue Maßstäbe im Bereich Analytics setzen, sei es bei der Optimierung der Produktionslinien, bei der Festlegung des Sales-Mix, bei der Evaluierung der Personalkosten oder bei der Verbesserung der Kundenerfahrung. „Mithilfe von Technologie können wir unsere Kunden unterstützen und unseren Mitarbeitern zeigen, dass sie einen wertvollen Beitrag leisten. Ich denke, das stärkt ihre Bindung und unsere Reputation als attraktiver Arbeitgeber“, erklärte sie.

Doi betrachtet den Einsatz von Technologie als eine Form der Ressourcenumverteilung. So berichtete sie beispielsweise, dass die Teams für Finanzen und Unternehmensstrategie bei Toyota Technologie „zur Komprimierung von Routineaufgaben“ ebenso wie zur Erweiterung ihrer Analysekompetenzen genutzt haben. 

Herren schloss sich ihrer Einschätzung an. „Was wir automatisieren wollen, sind die lästigen Routineaufgaben“, erklärte er. „Niemand absolviert ein BWL-Studium, nur um dann Daten aus verschiedenen Quellen zu extrahieren, in Excel einzupflegen, aufzubereiten und das alles dann in eine PowerPoint-Präsentation zu packen, oder? Doch genau das kostet unsere Teams einen Großteil ihrer Zeit.“ Das Ziel der Automatisierung besteht laut Herren darin, präzisere Daten zu liefern und den Anteil wiederkehrender Aufgaben zu reduzieren, „damit Zeit für jene anspruchsvollen, interessanten Dinge bleibt, denen sich Absolventen nach Abschluss ihres Studiums eigentlich widmen wollen.

Sisco wies darauf hin, dass Technologie neue Chancen bietet. Analysen, Anpassungsfähigkeit, Problemlösung und Zusammenarbeit werden im Zuge der fortschreitenden beruflichen Karriere immer wichtiger. Darum müssen Unternehmen Weiterbildungsprogramme für ein breites Spektrum erforderlicher Kompetenzen anbieten. „CFOs sind in einer starken Position, neue Talentstrategien mit einem Verweis auf die möglichen Kosteneinsparungen zu unterstützen“, so McClure. „Und die Fähigkeit, die Talente auf völlig neue Weise anzusprechen, ist nach der Pandemie wichtiger denn je.“

McClure betrachtet den strategischen Einsatz von Managed Services als „große wirtschaftliche Chance“ für Finanzteams, die Kompetenzlücken schließen und die Resilienz des Unternehmens stärken müssen: „Gespräche dieser Art führe ich neuerdings immer öfter, wenn es darum geht, wie CFOs den Betrieb in einer eingeschränkten Umgebung aufrechterhalten können.“

Erfahren Sie mehr über die CFO Collaborative-Events und profitieren Sie von den Erkenntnissen einiger Top-Führungskräfte zur veränderten Rolle des CFO, darunter ehemalige CFOs, die aktuell die Position des CEO bekleiden.

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