Vier Trends, die Tech verändern

Was treibt die Tech-Branche 2025 an? Datenstrategien, hybride Rollen, ausgereifte KI und neue Go-to-Market-Modelle gewinnen an Bedeutung – vor allem für Führungskräfte, die auf Widerstandsfähigkeit und Profitabilität setzen.

Sidney Rhodos 21. Juli 2025
Industry insights series 2025 trends in technology

2025 ist kein Jahr für einfache Erzählungen. Die Tech-Branche entwickelt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit – und steht gleichzeitig unter dem Druck eines makroökonomischen Gegenwinds, der nichts durchgehen lässt. Steigende Zinsen, neue Zölle, brüchige Lieferketten: Die alte Gleichung aus Wachstum, Expansion und Skaleneffekten geht nicht mehr auf.

Statt Wachstumsfantasien regiert nun ein nüchterner Blick auf Rentabilität. Recruiting, Produkt-Roadmaps, Markteintritte – alles wird an der einen großen Frage gemessen: Trägt es sich?

Was dabei entsteht, ist ein neues Betriebssystem für Tech. Eines, in dem Entwickler-Skills, Dateninfrastruktur und GTM-Strategien nicht mehr isoliert gedacht werden können. Sondern als Teil eines größeren strategischen Umbaus. Vier Entwicklungen sind dabei besonders entscheidend:

Trend 1: Datenstrategie ist die neue Produktstrategie

182 Zettabyte. So viele Daten werden laut Prognosen bis Ende 2025 weltweit generiert – Tendenz: verdoppelt sich bis 2028. Die Menge ist nicht das Problem. Die Frage ist: Wer kann damit etwas anfangen?

Tech-Unternehmen kämpfen längst nicht mehr nur um mehr Daten, sondern um bessere. Daten, die sich in Erkenntnisse übersetzen lassen – in Echtzeit, skalierbar, sicher. Vanity Metrics verlieren an Glanz. Gefragt sind Metriken, die etwas über echte Kundenbeziehungen verraten.

Für SaaS-Anbieter heißt das: Die Fähigkeit, diese Erkenntnisse zu liefern, wird zum strategischen Vorteil. Für Infrastruktur- und Plattformfirmen: Beobachtbarkeit, Integration, Automatisierung – nicht als Feature, sondern als Versprechen.

Im Zentrum steht dabei die Datenarchitektur. Genauer gesagt: das ERP-System. Aber nicht irgendeines. Workday spricht von einem „Enterprise-Resource-Planning-System, das in der Cloud entstanden ist, mit integrierter KI, offen für Drittanbieter-Daten, vernetzbar über alle Systeme hinweg“. Kurz: Eine Infrastruktur, die nicht bremst, sondern beschleunigt.

Wer ERP noch als Pflichtübung sieht, spielt mit angezogener Handbremse. Wer es als Hebel für strategische Tiefe begreift, gewinnt: an Skalierbarkeit, an Transparenz, an Handlungsspielraum.

Und für produktgetriebene Unternehmen? Bedeutet das, Nutzungsanalysen und Kosten nicht punktuell, sondern systemübergreifend zu denken – auf Basis einer Datenstrategie, die nicht nur sauber aufgesetzt, sondern strukturell mit dem Geschäftsmodell verzahnt ist.

 

Kurz gesagt: Wer ERP als strategisches Rückgrat begreift schafft die Grundlage für echtes, skalierbares Wachstum.

Trend 2: Der Aufstieg von Multifunktionsrollen

In der Tech-Branche wird gerade das Berufsbild neu geschrieben. KI hat nicht nur Tools verändert, sondern auch Erwartungen – und sie verändert sie weiter, täglich. Entwickler sollen Prompt-Engineering beherrschen. DevOps-Teams jonglieren mit Sicherheit, Compliance und Cloud-Kosten. Produktmanager simulieren Umsätze. Die Grenzen klassischer Rollenprofile? Verschwimmen.

Das Resultat: Eine neue Art von Job entsteht – weniger Stellenbeschreibung, mehr Denkstil. Gefragt sind Generalisten und Generalistinnen mit Tiefgang. Menschen, die lernen, umzulernen. Und das nicht nebenbei, sondern als Kern ihrer Arbeit.

Die Zahlen geben dem Wandel Rückenwind: Laut einer Workday-Studie (März 2025) glauben 81 % der Führungskräfte, dass kompetenzbasierte Strategien Produktivität, Innovation und Agilität befeuern. Über die Hälfte der Unternehmen hat bereits umgestellt, ein weiteres Viertel steht in den Startlöchern.

Aber es geht nicht darum, Leute zu finden, die einfach „alles ein bisschen“ können. Es geht um übertragbare Fähigkeiten, um die Ergänzung von KI durch menschliche Intuition. Workday bringt es auf den Punkt: 83 % der Befragten glauben, dass KI menschliche Kreativität nicht verdrängt, sondern freisetzt.

Das zwingt Unternehmen dazu, sich neu zu erfinden – als Talentinkubatoren. Sie müssen Rollen flexibler denken, Lernpfade beschleunigen und den internen Kompetenzaufbau systematisch verankern. Mentoring, Learning-Plattformen, experimentelle Karrierewege: all das wird nicht zum Nice-to-have, sondern zur Überlebensstrategie.

Resilienz entsteht nicht aus Hierarchien, sondern aus Menschen, die wachsen können. Schnell. Gemeinsam mit der Technologie.

Trend 3: KI ist allgegenwärtig – aber noch nicht ausgereift

Jede Firma wirbt mit KI. Doch 2025 trennt sich Show von Substanz. Drei Beobachtungen machen die Runde:

  1. Pilotprojekte gibt es zuhauf – echte, skalierte Anwendungen sind selten.

  2. Vertrauen bleibt ein Problem – besonders, wenn Entscheidungen ohne menschliche Kontrolle getroffen werden.

  3. Der ROI ist der neue Maßstab. Wer ihn nicht zeigen kann, verliert.

McKinsey (März 2025) bringt es nüchtern auf den Punkt: 71 % der Firmen setzen KI regelmäßig ein, aber 80 % sehen keine spürbaren Auswirkungen aufs Geschäft. Der Glanz der Innovation ist verblasst. Was bleibt, ist die Pflicht zur Wertschöpfung.

Und die ist tückisch. Denn falsch investierte KI schadet – nicht nur finanziell, sondern strategisch. In einem Klima, das Profitabilität über Vision stellt, ist das fatal.

Das führt zur Gretchenfrage: Build, Buy oder Buddy? Tech-Firmen stehen vor einer Entscheidung. Entwickeln sie eigene KI? Kaufen sie zu? Oder gehen sie Allianzen ein? Ihre technische Tiefe ist Fluch und Segen zugleich.

Hinzu kommen wachsende Anforderungen an Governance. Vertrauen ist keine optische Spielerei, sondern Grundvoraussetzung: Datenschutz, Regulatorik, Nachvollziehbarkeit. Alles muss stimmen – oder es fliegt einem um die Ohren.

Die Experimentierfreude der letzten Jahre weicht einem neuen Realismus. KI soll nicht beeindrucken, sondern nützen: Produktivität erhöhen, Churn reduzieren, Kunden besser verstehen. Kein Feuerwerk mehr – sondern Werkbank.

Trend 4: Ergebnisorientierte Markteinführungsstrategien

Das klassische Go-to-Market-Modell hat ausgedient. Kunden wollen keine Roadmaps, sie wollen Resultate. Und zwar jetzt. Die Fragen lauten:

  • Wie schnell sehe ich den ROI?

  • Wie passt das in meine bestehende Architektur?

  • Welches reale Problem löst das?

Wer darauf keine präzise Antwort hat, verliert. Der Vertrieb muss sich neu erfinden – weg vom Produkt, hin zur Lösung. Pricing wird flexibler, das After-Sales-Gespräch zum eigentlichen Verkaufsargument.

Go-to-Market wird zur Dauerbeziehung. Und jede Interaktion zur Gelegenheit, Relevanz zu beweisen.

CIOs, Endnutzer – alle stellen heute dieselbe Frage: Was bringt es konkret?

Laut einer G2-Studie erwarten 78 % der Unternehmenskunden einen klar messbaren ROI – und zwar innerhalb von sechs Monaten nach dem Go-live. Kein Spielraum mehr für vage Versprechen. Was zählt, sind Resultate. Schnell, nachvollziehbar, belastbar.

Diese Erwartungshaltung zwingt B2B-Tech-Firmen zum Umdenken. Go-to-Market wird nicht mehr als Einbahnstraße gedacht, sondern als zirkulierendes System mit einem Ziel: Wert schaffen.

Das zeigt sich intern an klaren Verschiebungen:

  • Produkt, Marketing und Vertrieb rücken enger zusammen.
  • Kundenerfolg wird zur Wachstumsfunktion.
  • Enablement basiert auf realen Nutzungsdaten – nicht auf Hochglanz-Slides.

Wer seine GTM-Strategie nicht auf die Ergebnisse der Kund:innen ausrichtet, verpasst die nächste Welle nachhaltigen Wachstums.

Der Weg nach vorn

Rentabilität und Resilienz sind keine reinen Finanzziele mehr – sie sind zum strategischen Kompass geworden. Von der Frage, wen man einstellt, bis zur Entscheidung, welches Feature gebaut wird, zählt: Verbessert es unsere Marge? Macht es uns robuster?

In diesem Klima ist Kostenbewusstsein kein Sparkurs, sondern Disziplin. Kein Notfallmodus, sondern eine Haltung.

Die Tech-Führungskräfte, die 2025 prägen werden, bauen Organisationen, die Tempo und Tiefgang kombinieren. Klar in der Ausrichtung. Stark in der Umsetzung. Bereit für das Unerwartete.

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